Von Irrungen und Wirrungen oder wie zwei Engel mir den Tag retteten … (1)

Von Irrungen und Wirrungen oder wie zwei Engel mir den Tag retteten …

Der Reisetermin stand fest und mit rechtzeitiger Buchung spuckte die DB einen Supersparpreis aus. Nun konnte es losgehen …

Sehr euphorisch startete ich meinen Tag mit Vorfreude auf meine Urlaubswoche in Holland, wo es mich immer wieder hinzieht, wenn ich das dringende Bedürfnis zur Entschleunigung habe.

Obwohl wir zeitig losfuhren, standen wir bereits fast vor der Haustür im Stau – quälend, zäh und ohne irgendeinen Grund, der nachvollziehbar gewesen wäre. Als klar war, dass es zeitlich eng würde, steuerten wir den Bahnhof in Berlin an, an dem mein ICE eingesetzt werden sollte. Doch der Stau hatte sich auch den Weg dorthin wie eine lästige Krake geschnappt und mir gingen schlagartig sämtliche Kronleuchter auf, dass ich direkt vom Hauptbahnhof aus einen anderen Zug nehmen und eine neue Fahrkarte dazu erstehen oder bestenfalls ganz zu Hause bleiben müsste. Die letztere war gar keine Option, die erste eine wahrscheinliche und die mittlere – na, ja, bestenfalls ein notwendiges Übel.

Ich fiel von einer Hitzewallung in die nächste, an diesem ohnehin bereits warmen Endaugusttag und überlegte fieberhaft, wie ich das alles ohne große Blessuren hinbekommen könnte.

Nach Baustellen und weiteren Staus kamen wir beide, mit ziemlich blank liegenden Nerven, am Berliner Hauptbahnhof an und ich schickte den Göttergatten postwendend nach Hause, damit er wenigstens seine weiteren Termine einhalten konnte.

Die Dame am Infoschalter der Deutschen Bahn war fast beleidigt und machte mir unmissverständlich klar, dass die Deutsche Bahn ja wohl an Staus auf der Straße keine Schuld habe. Das hatte ich weder behauptet noch gedacht und weitere Anmerkungen, wie sehr ich mit der DB in diesem Jahr bereits mit der Kirche ums Dorf gefahren war und recht wenig wegen Hitze, Gleisbauarbeiten, Oberleitungsschäden oder schlichten Zugverspätungen geklappt hatte, verkniff ich mir.

Im Reisezentrum der DB zog ich eine Wartemarke und landete ausgerechnet an Schalter Nummer 13. Um meine aufsteigenden Tränen erst einmal herunterzuschlucken, holte ich mehrfach tief Luft, bevor ich zum Sprechen ansetzte, und erklärte der freundlich aussehenden Dame am Schalter mein Problem mit der Frage, mit welchem Zug ich denn ohne größeren Zeitverzug fahren könne, da im letzten Ort vor der holländischen Grenze eine Taxe warten würde, die mich die wenigen Kilometer zu meinem endgültigen Ziel bringen sollte.

Die Dame am Schalter schob mir eine Packung Taschentücher zu, schaute sich meine Fahrkarte an, tippte und druckte aus, stempelte und ich traute meinen Augen und Ohren nicht: Ich bekam eine Platzkarte, die Zugbindung auf meiner Fahrkarte wurde aufgehoben (ich habe versprochen, nicht zu verraten, was die Dame da notiert hatte) und ich musste keinen Pfennig dazu zahlen.

„Gehen Sie in Ruhe einen Kaffee trinken und dann fahren Sie gemütlich los! Ich wünsche Ihnen eine gute Reise!“ Ich betonte mehrfach, dass sie für heute mein rettender Engel sei und verabschiedete mich in großer Dankbarkeit und wiedergewonnener Vorfreude und Freude überhaupt.

Aus Umweltschutzgründen vermeide ich seit Langem, Coffee to go Becher aus Pappe zu kaufen, doch meine Nerven lagen so blank, dass ich kurz danach mit meinem Koffer und einem heißen Kaffee im Pappbecher  in mein Abteil ging und zielstrebig meinen frisch reservierten Platz suchte.

Kann es eigentlich noch schlimmer kommen? Dieser Gedanke befiel mich, als sich der heiße Kaffee bereits in mehreren Schlückchen über meine hellblaue Jeans ergoss, nämlich genau da, wo manche Frauen Pampas tragen.

Dem Entsetzen gab ich keine große Bühne, verschwand auf dem nächstbesten Klo und rieb damit an meiner Hose herum, was Seifenspender und der spärliche Wasserfluss des DB-Klowasserhahnes hergaben. In der Hoffnung, dass die Hose zwischen Berlin und Duisburg trocknen würde, drückte ich meine große Handtasche vor meinen Bauch und verschwand leise wieder auf meinem Platz. An diesem Tag konnte mich nun wirklich nichts mehr aus den Socken schmeißen … .

Fortsetzung folgt …

 

 

Über Anna-Lena

Lehrerin im Un-Ruhestand, mit vielen Hobbys, die nichts mit dem Beruf zu tun haben. Ich lese viel, schreibe gern selber und fotografiere, was mir vor die Linse kommt.
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17 Antworten zu Von Irrungen und Wirrungen oder wie zwei Engel mir den Tag retteten … (1)

  1. freiedenkerin schreibt:

    Was für eine nette Dame! Da hast du aber trotz aller Kalamitäten ganz großes Glück gehabt, dass du an diesen wunderbaren DB-Engel geraten bist!

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  2. maribey schreibt:

    Geschichten, die das Leben schreibt… Wie schön, dass es diese rettenden Engel gibt.
    Ich bin natürlich besonders froh, dass diese Reise geklappt hat 🙂

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  3. beaneu schreibt:

    Na das war ja ganz schön abenteuerlich! Es ist doch sehr tröstlich, wenn man solchen „Alltagsengeln“ begegnen darf. Ja es gibt sie öfter als man annehmen möchte!

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  4. kormoranflug schreibt:

    Schöne entspannte Reise wünsche ich Dir.

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  5. www.wortbehagen.de.index.php schreibt:

    Ach, wie schön Du Deine Mißgeschicke, das folgende Durcheinander und den rettenden Engel beschreibst, liebe Anna-Lena. Der verschüttete Kaffee war DANACH ja nur noch ein Klecks 🙂

    Wie angenehm, daß es auch noch solche Menschen gibt!!! Juchuuuu! Hein Hoch auf diesen rettenden Engel!

    Ganz herzelich, Bruni am Montagmorgen

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  6. Nicole Vergin schreibt:

    Ich freue mich sehr, dass Dir diese Dame weitergeholfen hat, liebe Anna-Lena ❤ Manchmal kommt zu etwas blödem eben auch noch etwas Gutes!
    Liebe Grüße
    Nicole

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  7. suebilderblog schreibt:

    Wie schön, dass sich alles noch zum Guten gewendet hat. Du hast das so mitreißend geschrieben, dass ich jetzt sofort die Fortsetzung lesen muss.
    LG Susanne

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  8. Helmut schreibt:

    Oh weh! – könnte ich sagen, weil „Fortsetzung folgt!“ Aber bisher ist ja a l l e s wunderbar gelaufen, oder? (mit kleinen Unannehmlichkeiten, versteht sich, die aber zu verschmerzen sind)

    Liebe Grüße
    Helmut

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