Um eine Erfahrung reicher …

Fastenzeiten sind Teil meines Wesens.
Ich kann auf sie ebenso wenig verzichten,
wie auf meine Augen.
Was die Augen für die äußere Welt,
das ist das Fasten für die innere Welt.

Mahatma Gandhi

„Das halte ich nie durch“, war mein erster Gedanke, als mich im letzten Herbst meine Freundin fragte, ob ich mit ihr zu einer einwöchigen Fastenkur fahren würde.

Eine Woche lang nur trinken, nichts essen – einfach unvorstellbar.Doch der Gedanke nahm immer konkretere Formen an und so fuhren wir am 11.3. in ein Benediktinerinnenkloster südlich von Berlin, um dort eine Heil-Fastenwoche zu verleben.Es wurde eine der intensivsten Erfahrungen, an die ich mich erinnere. In einer Gruppe von zwölf Gleichgesinnten erlebten wir eine rundum schöne Woche.

Unser Tag hatte eine feste Struktur, ähnlich wie bei einem Reha-Aufenthalt.Früh gegen 7.00 Uhr begann der Tag mit ‚Bewegung für Frühaufsteher’, eine Art Frühsport, um den Kreislauf in Schwung zu bringen. Den Abschluss dazu bildete der Gang über den Barfußpfad.

Frisch gestärkt mit Tee oder Wasser fanden vormittags meist Spaziergänge durch Feld und Wald mit gruppendynamischen Ballspielen und einer Teepause statt. Das Mittagsmahl wurde ‚zelebriert’ und bestand am liebevoll gedeckten Tisch aus einer Gemüsebrühe mit Petersilie oder Schnittlauch als Einlage. Mittagsruhe mit einem Leberwickel war eine tägliche Empfehlung, da die Leber bei Entgiftungsprozessen eine wichtige Arbeit leistet.

Um 15.00 Uhr trafen wir uns zu einer gemeinsamen Beschäftigung wie progressive Muskelentspannung, Meditation, Origami, Vorträge über das Essverhalten danach sowie Ayurveda und chinesische Medizin.

Bis zum ‚Abendessen’, bestehend aus einer Mischung aus Gemüse- und Obstsaft, konnten wir je nach Wetter die ruhige Umgebung erkunden oder einfach das tun, wonach uns zumute war.

Den gemeinsamen Abend beendete eine Abendrunde mit Feedback und Austausch über das, was uns vom Tag wichtig erschien.

Der Wettergott meinte es durchweg gut mit uns und so konnten wir den Frühling jeden Tag ein wenig mehr begrüßen.

Am letzten Morgen erwartete uns ein ‚Festmahl’, ein ganzer Apfel. Auch dieses Mahl wurde andächtig zelebriert und so waren wir nach einer Woche des Fastens alle nach einem halben Apfel satt.

Wer schon einmal gefastet hat, weiß um die Entlastungstage davor und die Aufbautage danach. Diese Tage müssen ernst genommen werden, denn der Körper muss sich schonend an die Umstellung gewöhnen. Körper uns Seele werden durchlässiger für Empfindungen und Erlebnisse, körperliche Prozesse verändern sich.

Entgiftung und Gewichtsverlust machen sich positiv bemerkbar.  Ein dauerhaft verändertes Essverhalten hält den Körper gesund und fit. Ich habe mich lange nicht so wohl gefühlt, wie nach dieser Woche.

Wie bei allem, was schön ist, haben wir mit einem lachenden und einem weinenden Auge Abschied genommen, mit dem Vorsatz, in einem Jahr wiederzukommen!

Fastenzeit

Jeden Tag neu loslassen
was Leben verhindert
was einengt
was ängstigt

Jeden Tag neu darauf achten
was Leben fördert
was Offenheit ermöglicht
was Vertrauen schafft

Jeden Tag neu unterwegs
vom Haben zum Sein

Peter Müller

 

Text und Fotos: G. Bessen 3/2024

Über Anna-Lena

Lehrerin im Un-Ruhestand, mit vielen Hobbys, die nichts mit dem Beruf zu tun haben. Ich lese viel, schreibe gern selber und fotografiere, was mir vor die Linse kommt.
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10 Antworten zu Um eine Erfahrung reicher …

  1. Christiane schreibt:

    Das klingt ja nach einem vollen Erfolg und einer sehr angenehmen und erfahrungsreichen Woche, schön, dass du das mit uns teilst! In meiner 7-Wochen-Ohne-Gruppe haben jetzt auch 4 Frauen eine Woche gefastet, allerdings im Alltag, ich werde morgen ihre Berichte hören, ich bin gespannt.
    Sei ganz herzlich gegrüßt ❄️🌤️🎶☕🍪

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  2. Ruhrköpfe schreibt:

    Wow, ein spannendes Thema und toll, dass du es mit uns teilst – danke dir und liebe Grüße, Annette

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  3. ernstblumenstein schreibt:

    Herzlichen Dank für dieses interessanten und aktuellen Bericht mit den passenden, schönen Bildern. Ich werde es auch mal zuhause mit einem Tag versuchen. Bin allerdings auch der, der einkaufen und auch mit kochen muss.
    Wünsche dir frohe Ostern. Ernst

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  4. Oh, oh, und das hält man durch und ohne Probleme? Das frühe Aufstehen… oh je, obwohl ich um halb 8 Uhr sowieso meist frühstücke *g*
    Auf jeden Fall ist es bewundernswert, liebe Gaby, daß Du diese Woche durchgehalten und nun so locker darüber geschrieben hast.

    Die Teller, auf denen die Äpfel so fein präsentiert sind, gehören zu meinem Service, vielteilig auf Flohmärkten zusammengesammelt und täglich seit jahren in Gebrauch 🙂

    Liebe Grüße von Bruni an Dich

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    • Anna-Lena schreibt:

      Liebe Bruni,
      ja, das hält man durch und das sogar gut. Ein wenig stolz bin ich schon auf mich, denn ich hatte Zweifel und obwohl ich eine gute Woche wieder da bin, esse ich immer noch sehr kalorienbewusst und ’sparsam‘. Das geht auch gut, trotz der doppelten Kocherei für uns beide.
      Meinem Wunschgewicht, dass mir wieder alles passt, bin ich schon nahe …

      Liebe Grüße auch an dich!

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