Die Postkarte wird 150 Jahre alt. Trotz des digitalen Zeitalters schreibe ich noch Karten und Briefe – ganz traditionell – und hoffe, dass viele dazu beitragen, diesen Brauch aufrecht zu erhalten. Ich freue mich sehr über Karten aus dem Urlaub, die ich dann in Händen halten und aufbewahren kann, in der Gewissheit, dass der Absender keine Gedanken und Mühen gescheut hat …
Aus dem Leben einer Postkarte
Endlich hatte sich jemand meiner erbarmt. Tagelang hatte ich in diesem heißen Metallständer, der prallen Sonne unmittelbar ausgesetzt, vor mich hin geschwitzt und schon befürchtet, meine satten, leuchtenden Farben würden sich unter dem Einfluss des Lichtes auflösen. Eine junge Frau kaufte mich endlich und steckte mich in ihre dunkle, kühle Handtasche. Ein Päuschen zum Erholen! Selig schmiegte ich mich zwischen Lippenstift, Haarspange und Tempotaschentücher und schloss für ein Weilchen die Augen. Ich war gespannt, wo meine Reise hingehen würde. Das ist das größte Erlebnis im Leben einer Postkarte, gekauft, geschrieben und möglichst um den halben Erdball geschickt zu werden. Etwas unsanft wurde ich aus meiner gemütlichen Position befreit und landete mitten auf einem harten Holztisch, mitten in der sengenden Mittagssonne.
„Was soll ich denn schreiben?“, frage die junge Frau ratlos ihren Begleiter, der gelangweilt sein Bierglas zwischen seinen Händen hin und herdrehte. „Was weiß ich? Das Übliche eben, Wetter schön, Hotel sauber und Essen genießbar.“ Ich fasste es nicht! Ich, die von intensiven Farben leuchtende Postkarte mit den schönsten Ecken der landschaftlich so reizvollen Insel war nur für einen lapidaren Bla-Bla-Gruß ausgewählt worden? Möglicherweise waren die Empfänger Verwandte, die genau so oberflächlich reagierten. „Guck mal, eine Karte aus Spanien. Na, viel haben sie ja nicht geschrieben.“ Ich sah mich schon, unbeachtet meiner reizvollen Vorderseite, mit einem verächtlichen Blick auf die Bla-Bla-Grüße in den nächsten Papierkorb wandern. Die junge Frau nahm seufzend einen Kugelschreiber und schrieb mit wenigen Worten das, was ihr Begleiter ihr kurzerhand mit wenigen Worten über den Tisch geschleudert hatte. Sie schien eine kleine, zierliche Handschrift zu haben, denn ich spürte, dass noch soviel weiße Fläche zum Beschreiben frei geblieben war.
„Hallo, seid doch nicht so einfallslos!“, rief ich verzweifelt und meine vier Ecken begannen unbemerkt zu zittern. So sehr ich mich auch anstrengte, einen stummen Impuls an die junge Frau zu geben, es war umsonst. Sie bespeichelte eine Briefmarke, klebte sie in meine obere rechte Ecke und haute mit der Faust noch einmal nach, damit die Briefmarke auch kleben blieb. Grobian! Ich hatte das dumpfe Gefühl, dass das Porto nicht ausreichend war, denn die Briefmarke fühlte sich so leicht an. Verzweifelt sah ich meine Weltreise im Wasser versinken, denn mit einem nicht ausreichenden Porto durfte ich bestimmt nicht um den halben Erdball reisen. Ich verschwand wieder in der Handtasche, diesmal nicht ganz so komfortabel, denn ich fühlte die Stacheln einer Haarbürste und roch süße, klebrige Bonbons. Ich war so deprimiert, dass mein erwartungsvolles Reisefieber in eine heftige Postkartendepression umschlug und ich mich meinem Schicksal fügte. Meine Reise dauerte wider Erwarten lange, aber das interessierte mich schon gar nicht mehr. Unendlich müde schloss ich die Augen und ließ mich treiben.
Die letzte Station war ein kuscheliges Plätzchen zwischen Zeitungen. So sehr ich mich auch anstrengte, ich konnte nichts entziffern, diese Sprache war mir völlig fremd. Plötzlich riss ich verwundert die Augen auf. Eine warme Hand berührte mich, und drehte mich mehrfach mit ihren Händen um. „Schau mal, Tobias, hier ist Post für dich“, vernahm ich die freundliche Stimme einer älteren Frau.
Zwei kleine Hände nahmen mich behutsam in den Griff und ich lauschte dem begeisterten Staunen eines kleinen Jungen. „Ist das schön! Schau mal Oma, so ein großer See!“ „Das ist ein Meer, Tobias, viel größer als die Ostsee. Sicher wohnen da ganz außergewöhnliche Fische und Meerespflanzen.“
Der kleine Tobias hielt mich ehrfürchtig in den Händen. Ich konnte sein zartes Gesicht mit den hellblauen Augen und dem blonden Haar erkennen und musste mich mit aller Kraft bemühen, die Tränen der Rührung zurück zu halten. „Steht da auch etwas drauf?“ Tobias hatte mich umgedreht und sah seine Oma Hilfe suchend an. „Aber ja, Liebchen. Mutti und Papa schreiben, dass sie dich sehr vermissen und große Sehnsucht nach dir haben. Sie freuen sich sehr auf dich.“ „Das ist schön. Ich freue mich auch, wenn sie wieder da sind, obwohl ich auch sehr gern bei dir bin.“
Ich landete nicht im Papierkorb. Tobias stellte mich behutsam vor die Lampe auf seinen Nachttisch und ich bewachte ihn voller Dankbarkeit – jede Nacht.
© G. Bessen
Wie gut, dass der Junge noch nicht lesen kann, denn mir scheint, die Oma hat mehr Phantasie als die Eltern …
Ein wunderschönes Plädoyer für die Urlaubspostkarte!
Liebe Grüße
Christiane
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Manchmal müssen die Omas auch hier einspringen 🙂 !
Alles Liebe und eine gute Woche dir,
Anna-Lena
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Eine schöne Geschichte. Ich freue mich auch über jede Karte die mich erreicht und hebe sie jahrelang auf.
Habt ein schönes Wochenende.
Liebe Grüße von Bärbel
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Ich verstehe dich zu gut, liebe Bärbel.
Mir bleibt nun, dir eine gute Woche zu wünschen und pass gut auf dich auf!
herzlich,
Anna-Lena
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Eine sehr schöne und berührende Geschichte liebe Anna-Lena.
In heutiger Zeit wird inzwischen fadt alles digitalisiert, was nicht immer als gute Entwicklung gesehen werden kann, denke ich. Die gute alte Postkarte z. B. hat etwas bleibendes und sich erinnern, was keine digitale Nachricht in sich trägt.
Liebe Grüße von Hanne und hab noch einen richtig schönen Tag 🍀💖
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Du hast so recht, liebe Hanne, ich teile deine Ansicht!
Dir einen schönen Montagabend und liebe Grüße,
Anna-Lena
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Eine wunderschöne Geschichte!
Wenn ich das nächste Mal in einem Papierladen bin und Karten suche, denke ich bestimmt wieder daran!
LG Werner
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Da freuen sich die Empfänger doch ganz bestimmt, lieber Werner.
Herzliche Grüße dir,
Anna-Lena
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Eine wunderschöne Geschichte Anna-Lena. Mann ist ja so bequem geworden, die Mühe lohnt sich bestimmt, wieder mal eine Postkarte an die Lieben zu schreiben.
Herzliche Grüße schickt der
Peter
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Gerade, wo ihr so viel unterwegs seid, sind Karten doch eine tolle Sache und erfreuen eure Lieben daheim ganz sicher!
Liebe Grüße an euch zwei Reisende,
Anna-Lena
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Es war eigentlich eine schöne Zeit, als man sich noch Postkarten aus dem Urlaub schrieb . Wobei die Texte auf den schönen tollen Karten oft recht eintönig waren. Viele bunte Karten aus aller Welt, zierten die Wand über meinem Schreibtisch . Jetzt schreibt man sie langweilige Whatsapp. Ein Hoch der alten schönen Postkarte. Ein schönes Wochenende LG Werner.
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Unser Kühlschrank ist ein Ort, wo gern Postkarten aus aller Welt erstrahlen.
Whatsapp möchte ich nicht missen, aber selbst geschriebene Karten auch nicht.
Eine schöne Woche für dich,
herzliche Grüße
Anna-Lena
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Eine schöne Ode an die Postkarte, die ich auch noch immer gerne schreibe und/oder im Briefkasten habe, leider sind sie viel rarer in den letzten Jahren geworden. Außerdem sammel ich auch Postkarten und bewahre Karten meiner Freundinnen und Freunde/der Familie auf.
herzliche Grüße
Ulli
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Da sind wir uns sehr ähnlich, liebe Ulli, in unseren Ansichten und Erfahrungen.
Herzliche Grüße auch dir,
Anna-Lena
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Ich mag Postkarten sehr, aber bekomme kaum noch welche. Bis vor zwei Jahren habe ich selbst noch welche an viele Freunde verschickt, aber nun habe ich es aufgegeben. Vielleicht trete ich so einem Club bei, die überall hin Karten verschicken und auch welche bekommen – FALLS – mir mal langweilig wird :-). Briefe schreibe ich am PC, verschicke ich dann aber öfter auch mal im Briefumschlag. Schönes Wochenende wünsche ich dir, Sigrid
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Die Erfahrung habe ich auch gemacht, denn digitale Post ist auch billiger und du musst nicht extra zum Briefkasten oder zur Post gehen. Und trotzdem glaube ich, dass es sich lohnt, auch bei wenigen Freunden.
Hab eine gute Woche, ich war am Wochenende gar nicht online.
Herzlich,
Anna-Lena
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Kann es sein, daß ich diesen wunderschönen Text schon kenne, liebe Anna-Lena?
Ich hab schon lange keine Postkarte mehr geschrieben, aber ich werde es ändern. Dein Text ist gar zu schön, da muß frau ja reagieren *lächel*
Eine Postkarte von Dir hängt an meinem Kühlschrank und fast täglich grüße ich sie und wir sehen uns in dann immer schmunzelnd an. Der Text auf ihr passt so gut zu mir:
Alter schützt vor Bildung nicht und darunter sieht man eine freundliche Schildkröte friedlich vor sich hin wandern 🙂
Ganz herzliche Sonntagspätnachmittagsgrüße von Bruni an Dich
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Ja, liebe Bruni, ich erinnere mich! Die Geschichte ist aus dem Archiv und auch in einem meiner Bücher. Sie passte gerade zu diesem Gedenktag!
Montagabendgrüße von mir zu dir,
Anna-Lena
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Oh ja, sie passte wundervoll dazu! Ich mochte sie damals schon sehr.
Liebe Grüße in die neue Woche von Bruni an Dich
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Ich habe im Radio davon gehört. Wusste ich nicht, dass es so einen Tag gibt.
Postkarten sind ein Muss aus dem Urlaub. Früher wurde viel mehr geschrieben. Heut gibt es den Rechner, die SMS und viele Netzwerke. Aber zu Geburtstagen muss es auch Handgeschriebenes sein.
Viele Grüße von Kerstin.
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Ich hatte es auch im Radio gehört und war ganz verwundert.
Auch wenn die digitalen Medien ihre gute Berechtigung haben, sollten wir gerade zu Gedenktagen auch richtige Karten schreiben. Und so aus dem Urlaub macht sich eine Karte immer gut, wenn man sich etwas zu sagen hat …
In diesem Sinne,
herzliche Grüße zu dir!
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Eine nette Idee die Postkarte aus ihrem Leben erzählen zu lassen.
Du hast mich zum Schmunzeln gebracht und dass tat richtig gut.
Danke sagt:
Beate Neufeld
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Na, wenn das nichts ist, liebe Beate!!! Das wiederum freut mich.
Herzlichst
Anna-Lena
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So jung ist die Postkarte noch? 🙀
Hat sich aber schnell durchgesetzt und etabliert! Wohl genau so fix wie WhatsApp 💡
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Möge sie noch lange leben und ihre Bedeutung nicht verlieren 🙂 .
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Hach, war das rührend♥♥♥
Was mal wieder zeigt, dass kleine Kinder und ältere Menschen sich mehr Gedanken machen.
Ich freue mich übrigens auch mehr über richtige Post als über Mails oder Whats-App-Nachrichten, schreibe aber inzwischen auch nur noch denjenigen Menschen Karten oder Briefe, wo ich weiß, dass sie sich auch darüber freuen und das werden irgendwie immer weniger…..in der heutigen schnelllebigen Zeit.
LG Susanne
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Das Schnelllebige scheint die Grenzen immer aufzuweichen – schade!
Schön, dass dir die Geschichte gefällt.
Liebe Grüße,
Anna-Lena
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