Joachim Meyerhoff: „Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke“

Joachim Meyerhoff: „Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke“

Mein heutiger Lesetipp

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Im dritten Band (die ersten beiden Bände umfassen das Aufwachsen des jungen Josse auf dem Gelände einer psychatrischen Klinik, die sein Vater leitete und der zweite Band Josses Austauschjahr in Amerika) der Romantrilogie erzählt Joachim Meyerhoff über die Zeit seiner Schauspielausbildung in München an der Otto-Falckenberg-Schauspielschule. Während dieser drei Jahre lebt er bei seinen Großeltern und befindet sich in guter Gesellschaft, denn seine Großmutter war einst selbst eine gefeierte Diva, bis sie die Karriere wegen eines tragischen Unfalles beenden musste.

Komik und Tragik sind auch in diesem autobiografischen Band eng miteinander verwoben. Während Josses Ausbildung von Schwierigkeiten und Misserfolgen gekennzeichnet ist, findet er seinen Ruhepol und seinen Ausgleich im rosa Gästezimmer seiner Großeltern und dem stereotypen Tagesablauf mit ihnen.

Feste Rituale bei allen gemeinsamen Vorlieben für das Essen und besonders das Verköstigen alkoholischer Getränke prägen Josses Zeit mit den Großeltern, die ihn in seinen minimalen Erfolgen und Misserfolgen immer wieder tragen und unterstützen. Glaubt man Meyerhoffs Schilderungen, so ist er ein miserabler Schauspieler, der eigentlich seinen Beruf völlig verfehlt hat.

Erst nach Abschluss der Ausbildung gelingt ihm ein kleiner Durchbruch, als er bei seinem ersten Engagement in Kassel Goethes „Werther“ für die Bühne adaptiert und selbst die Hauptrolle spielt.

Der frühe Tod des Bruders, während Josses Ausbildung  der Tod des schwerstkranken Vaters und innerhalb von vier Monaten beider Großeltern bilden den tragischen Gegenpol zu einer Unzahl belustigender Anekdoten im bürgerlichen Großelternhaus, die bis in Josses Kindheit zurückgehen und in aller Deutlichkeit die Beziehungen in dieser Familie verdeutlichen.

Auch wenn die Ehe von Josses Eltern  von Höhen und Tiefen geprägt ist und Erinnerungen daran bei Josse verblassen, so werden die schrulligen und besonderen Großeltern als eine Konstante gezeichnet, deren Licht noch nach ihrem Tode leuchten kann.

Wie auch in den anderen beiden Büchern hängen Komik, Ironie und Witz eng mit der Tragik zusammen und machen diesen Band genau deshalb zu einem Leseerlebnis.

 

Erscheinungsjahr: 2015
ISBN:  978-3-462-05034-9
Verlag: Kiepenheuer & Witsch
Taschenbuch: Preis: 10,99 €

Siehe auch: Joachim Meyerhoff „Wann wird es endlich so wie es nie war“

 

Über Anna-Lena

Lehrerin im Un-Ruhestand, mit vielen Hobbys, die nichts mit dem Beruf zu tun haben. Ich lese viel, schreibe gern selber und fotografiere, was mir vor die Linse kommt.
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10 Antworten zu Joachim Meyerhoff: „Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke“

  1. Xeniana schreibt:

    Das ist so ein berührendes Buch. Besonders die Großeltern waren und sind meine Lieblingshauptprotagonisten.

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  2. www.wortbehagen.de schreibt:

    Es klingt so, als würde ich es gerne lesen, liebe Anna-Lena!
    Wobei mein Stoß Bücher, die ich noch unbedingt lesen möchte, immer höher hinauf wächst und ich aufpassen muß, daß ich noch den Überblick behalte *lach*

    Allerliebste Grüße von Bruni an Dich

    Gefällt 1 Person

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