Mein heutiger Lesetipp
Majella Lenzen: Fürchte dich nicht – Mein Weg aus dem Kloster
Als Majella Lenzen nach bald vierzig Jahren ihren Orden verlassen musste, wohnt sie zunächst bei ihrer Mutter, mit der sie noch einige schöne Jahre bis zu deren Tod verlebt. Ihrer Mutter verdankt sie einen finanziellen Start und eine behutsame Einführung in das bürgerliche Leben, denn als sie eintrat, war sie noch ein halbes Kind. Sie versucht mit allen Kräften zu verarbeiten, dass sie den von ihr gewählten Weg, ihre Berufung, nicht weiter gehen konnte und kann.
Aber sie bleibt nicht untätig. Sie reist wieder zu ihrer Freundin Ida Naiso nach Afrika und unterstützt sie mit gesammelten Spenden in ihrem so wichtigen AIDS-Projekt RAFIKI.
Gleichzeitig kämpft sie in Deutschland für Ordensleute, die sich oft für andere jahre- oder jahrzehntelang bis an die eigenen Grenzen aufgerieben haben und nicht selten als Abtrünnige stigmatisiert werden, wenn sie austreten und kaum finanziell versorgt sind.
Sie macht immer wieder darauf aufmerksam, dass es keine Nachversicherung oder eine angemessene Rente für ehemalige Ordensleute gibt, was im völligen Gegensatz zur viel gepriesenen „Nächstenliebe“ steht.
Mit anderen Ehemaligen nimmt sie immer wieder Kontakt auf und hilft ihnen bei der Bewältigung ihres Lebens nach dem Austritt. Ihr Plan, eine Selbsthilfegruppe zu gründen, scheitert allerdings, da viele ehemalige Ordensleute sich nicht mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzen oder darüber sprechen wollen.
Die Haltung der katholischen Kirche zur Sexualität, wird offen von Frau Lenzen angesprochen, was sicherlich vielen Katholiken aus der Seele spricht. Sei es der Umgang mit dem Zölibat und den Praktiken, wenn es „passiert“ und aus einer Verbindung eines Priesters mit einer Frau ein Kind geboren wird. Die Leidtragende ist die Frau, nicht der Priester, der gegen den Zölibat verstoßen hat.
Die Rolle der Frau in der katholischen Kirche wird von Frau Lenzen intensiv beleuchtet und offen kritisiert, ganz besonders die Haltung ehemaligen Nonnen gegenüber, die danach ins zivile Leben zurückfinden müssen und finanziell nicht abgesichert sind.
Und doch und das ist das Großartige, bleibt Frau Lenzen sich selbst und ihrem Glauben absolut treu.
Die Geschichte von Frau Lenzen lässt mich an die von Daniel Bühling denken, obwohl sie nur ganz am Rande Gemeinsamkeiten aufweist. Herr Bühling – homosexuell – wollte Priester werden. Obwohl er in der Ausbildung zum Priester auf andere homosexuelle Männer trifft – wird dem Thema in der katholischen Kirche mit Doppelmoral begegnet. Er entscheidet sich gegen die Kirche und wird freier Theologe und Seelsorger. Zugleich tritt er aus der Kirche aus weil er mit einem Mann zusammenlebt. Was ich hier so kurz zusammengefasst habe, ist auch eine Geschichte des Leidens, Suchens und Findens ohne vom Glauben abzufallen.
Schönes Wochenende wünsch´ ich Dir 🙂
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Liebe Marina, ich danke dir sehr für deinen ergänzenden Kommentar. Ja, solche Schicksale betrüben mich sehr.
In einem früheren Kommentar hatte ich schon mal geschrieben, dass sich im Laufe der Jahrzehnte, Jahrhunderte Flora und Fauna immer wieder verändert haben. Wer gibt uns das Recht darüber zu urteilen, ob sich die Liebe zwischen den Geschlechtern nicht einfach auch gewandelt hat?
Daniel Bühling hat seine Konsequenzen gezogen – mutig, das hätte ich sicher auch gemacht.
Für mich war der Zölibat der kath. Kirche schon immer ein Dorn im Auge und ich kann und werde nicht verstehen, wie man in Zeiten des mangelnden Nachwuchses an einem Gesetz aus dem 4. Jh. NACH!! Christus heute noch festhält. Zumal die Apostel alle verheiratet gewesen sein sollen.
Es geht ja nur um die Möglichkeit heiraten zu KÖNNEN!.
Auch dir ein schönes Wochenende,
Anna-Lena
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Danke für den Tipp, Anna-Lena. Das ist was für meine Mutter. Denn eine Grosscousine hat ein ähnliches Schicksal.
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Da die Bücher schon älter sind, bekommst du sie sicher in der Bücherei. Ich habe sie in sehr gutem Zustand bei medimops ganz billig gekauft, als gebundene Ausgabe.
Liebe Grüße!
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