Mobilität in Berlin

Mobilität in Berlin oder von Farben am Politikhimmel

Während der knappe  Sieg von Rot-Grün einen  Farbtupfer  in Niedersachsens  politische Landschaft wirft, sieht man in Berlin weiterhin schwarze Wolken über dem Berliner Flughafenhimmel. Da haben einige rote Herren von Rang und Namen doch offenbar keine Hausaufgaben gemacht und das nicht nur einmal, sondern über Jahre.

Beim Steuerzahler wechseln die Nuancen der Gesichtsfarben und die Kinnladen klappen runter, wenn man vom Desaster des Berlin-Brandenburger Großflughafens hört, und das geschieht täglich.

Das mehrfache Verschieben des Eröffnungstermins bis zum St. Nimmerleinstag lässt einem die Farbe komplett aus dem Gesicht weichen. Von anfänglich einer Milliarde Euro sind wir mittlerweile bei Kosten um die 4,3 Milliarden Euro angelangt. Das sollte man sich mal auf der Zunge zergehen lassen, wenn der nächste Beitrag im Radio sich mit den Obdachlosen dieser Tage und ihren möglichen Schlafplätzen bei etwa minus acht Grad befasst. Da fragt sich der Steuerzahler schon, wie diese immensen Zusatzkosten bestritten werden sollen. Böse Zungen befürchten, dass es irgendwo einen Haufen Schwarzgelder gibt. Schwarze Zahlen schreibt die Berliner Politik jedenfalls nicht, auch wenn Rainer Schwarz als eine Konsequenz den Hut nehmen musste.

Aber das süffisante Lächeln des roten Bürgermeisters  und das Abgeben eines Aufsichtsrathutes an einen anderen roten Landesvater  ändert doch an dem Desaster rein gar nichts. Misstrauensantrag in Berlin, Vertrauensfrage in Brandenburg – was für ein Wackelpudding in der politischen Szene.

Rainer Schwarz als schwarzes Schaf ist weg, alles andere bleibt wie eh und je.

Da geht einem doch der Hut hoch, wenn man bedenkt, dass Leute, die eigentlich ihren Hut nehmen sollten, sich weiterhin mit der Aura einer Verantwortung umgeben, die sie bisher sträflich vernachlässigt haben. Bei der Sondersitzung des Haushaltsausschusses erschienen die zwei Landesherren erst gar nicht und der Bundesverkehrsminister konnte sich nicht zur Sache äußern. Auf jedem Fußballfeld wären die gelben oder roten Karten nur so in die Höhe geschnellt. Aber in der Hauptstadt scheint alles zu gehen, wenn auch nicht vom geplanten Flughafen aus.  Bei den derzeitigen Witterungsverhältnissen kommt auch die andere Art der Fortbewegung zum Erliegen, Chaos auf den Straßen und wen wundert es eigentlich noch? Auch die Berliner S-Bahn meldet sich mit Unpässlichkeiten. „The same procedure as every year“ , um Miss Sophie mal außer der Reihe zu zitieren.

Nun stellt sich neben der Frage nach der Eröffnung des Großflughafens  und den zunehmend explodierenden Kosten  heraus, dass der bombastische  Flughafen auch noch zu klein geplant ist.

Liebe Berliner Steuerzahler, seid auf der Hut, das ist noch nicht das Ende der Fahnenstange. Und es grenzt sicher nicht an Schwarzmalerei, wenn es Stimmen gibt, die bezweifeln, dass der Flughafen überhaupt je in Betrieb genommen wird.

Klaus Wowereit und Matthias Platzeck sind weiterhin  honorige Landesherren, wobei der Brandenburger nun den BER-Aufsichtsrat-Hut aufhat.  Zugegebenermaßen fallen mir für beide keine aktuellen Alternativen ein.

Doch der Regierende in Berlin ist bei den Wählern, wenn man den Umfragen glauben darf, im Sinkflug. Ob er auch als Bruchpilot in die Geschichte eingehen wird?

 Flugzeug

©G.B. 22.1.13

Über Anna-Lena

Lehrerin im Un-Ruhestand, mit vielen Hobbys, die nichts mit dem Beruf zu tun haben. Ich lese viel, schreibe gern selber und fotografiere, was mir vor die Linse kommt.
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36 Antworten zu Mobilität in Berlin

  1. regenbogenlichter schreibt:

    Ich denke, das wäre jedem (Bürgermeister) so passiert, egal von welcher Partei. Solange es Klüngel zwischen Wirtschaft und Politik gibt… und die wird es immer geben… jeder will was vom Steuerkuchen abhaben und hätte es geklappt, hätten sich alle auf die Schulter geklopft.
    Auch die, die jetzt den Misstrauensantrag gestellt haben. Das war nur Eigennutz und Profilierungssucht.
    Von den Grünen habe ich vorher nicht wirklich viel gehört und dass sie zum Beispiel über Naturschutzgebiete fliegen, haben sie mit Sicherheit gewußt. Und…
    die CDU kann von den Fehlern in ihrer Regierungszeit ablenken und bei einem schwächelnden Bürgermeister, haben sie selbst die größeren Chancen.
    Also nichts Neues…nur der übliche Wahnsinn… 😉
    Liebe Grüße
    Ute

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  2. freiedenkerin schreibt:

    Mittlerweile soll ja mancherorten in der Berliner politischen Landschaft schon von Niederreissen und Neuaufbauen die Rede sein…
    Jedesmal, wenn ich mir kopfschüttelnd die neuesten Entwicklungen des BER-Debakels anschaue, kommt mir die Abwandlung eines alten Kalauers in den Sinn: Über Deutschland lacht die Sonne – und über Berlin die ganze Welt. :mrgreen:

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  3. Ich fand es unsäglich, wie er sich nach der letzten Verschiebung des Eröffnungstermins durch Rücktritt versucht hat, aus der Affäre zu ziehen. Mehdorn hat sich mit dem „Zentral“-Bahnhof ein Denkmal auf Steuerzahlerkosten gesetzt, Kohl durch die völlig verkorkst organisierte Wiedervereinigung (wobei die WV selbst für mich keinesfalls in Zweifel steht, nur die Art und Weise, wie er das durchgepresst hat) und Mister W. aus B. meinte wohl, das auch irgendwie hinkriegen zu müssen. Jetzt kracht der ganze Mist endgültig ab und dann meint er, einfach gehen zu können und schon ist seine Welt wieder in Ordnung? Hmm … Da muss ich leider sagen: Ich hoffe, dass er richtig einen auf den Gong kriegt.

    Es ist doch immer wieder erstaunlich, was sich sog. Volksvertreter zu Lasten der von ihnen vertretenen leisten können.

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  4. minibares schreibt:

    BER wird inzwischen zusammen genannt mit der Hamburger Elb-Philharmonie, mit der Kölner U-Bahn.
    Alles Projekte, die falsch geplant wurden, aber der jeweiligen Stadt BESTIMMT zu Ehre gereicht HÄTTE. würde endlich was davon mit moderaten Kosten fertig.

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  5. Himmelhoch schreibt:

    Du hast exzellente Vergleiche und Wortspiele für das gefunden, was so bitterer Ernst ist, und absolut kein Spiel mehr. Bloß gut, dass ich keine Steuern zahlen muss – ich würde für jeden Euro abk….

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    • Anna-Lena schreibt:

      Danke, liebe Clara, es hat mir auch Spaß gemacht, das zu schreiben. Manchmal muss man loswerden, was einem auf der Seele brennt. Wir werden aus nächster Nähe sehen, wie das Trauerspiel weitergeht.

      Liebe Grüße aus dem winterlichen Norden zu dir in den Süden.

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  6. Traveller schreibt:

    ich frage mich, ob es bei uns eigentlich Großprojekte gibt, bei denen kein Chaos auftritt …

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  7. Franka schreibt:

    Es ist alles einfach unglaublich und das geht ja nicht nur bei euch in Berlin so, nur dass das jetzt gerade akut ist. Was soll man da noch sagen/schreiben? Und – noch schlimmer: Wen kann man überhaupt noch wählen? 😦

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  8. Gudrun schreibt:

    Potjomkinsches Dörfer wurden schon früher gebaut. Nur, dass man sich mal langsam fragen sollte, wer Gewinn und Nutzen zieht aus solchen scheinbar verkorksten Projekten. Die haben wir hier auch. Leider.

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  9. Brigitte schreibt:

    Ich glaube, dass Herr Schwarz jetzt einfach nur das Bauernopfer gewesen ist. Irgendeiner aus der mittleren Etage musste jetzt gehen. Es ist immer so, dass jene, die ein Fiasko verursachen, kaum einmal zur Verantwortung gezogen werden. Sie besitzen ja nicht einmal Charakter genug, endlich ihren Hut zu nehmen, sondern schachern sich gegenseitig die Posten zu. Immer in dem Glauben, die dumme Bevölkerung wird schon nichts merken.

    Verursacht werden diese sich häufenden Unverschämtheiten dem Steuerbürger gegenüber ganz einfach durch Kostenvoranschläge, die viel zu niedrig angesetzt sind, damit man sie besser durchpeitschen kann. Man spart an kompetenten Verantwortlichen, die könnten ja etwas kosten, da macht man lieber selber dilettantisch herum. Und niemand prüft, ob alles so abgewickelt werden kann und in Ordnung ist. Das haben wir ja auch mit dem griechischen Disaster. Hätte man damals ordentlich geprüft, dann hätte Griechenland keinesfalls in die EU aufgenommen werden dürfen. Das bezahlen wir nun mit den u. a. niedrigsten Zinsen auf Einlagen, die es je gab. Und das ist noch das Wenigste. Und – ich will auch gar nicht wissen, was sonst noch so alles läuft, besonders in Sachen BER.

    Gestern Abend war der Herr OB wieder bei Maischberger zugange, ich habe abgeschaltet, sonst wäre mir sicher übel geworden.

    Wir Wähler haben nur eine Waffe, und die sollten wir gebrauchen.

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  10. buchstabenwiese schreibt:

    Mit Politik habe ich es ja nicht so, daher schleiche ich mich jetzt ganz leise wieder weg, liebe Anna-Lena. Da fällt mir oft nix zu ein. 🙂

    Liebe Grüße,
    Martina

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  11. finbarsgift schreibt:

    voll der einzig richtige tenor! hier wurde in der nähe ein paar jahre ein straßentunnel gebaut; geplant waren 3 mio. euro, am ende waren es 30 mio. euro, und weisst du, liebe anna-lena, von den po-litikern und wi-bossen hat ja letzten endes auch niemand etwas dagegen, denn industrie und wirtschaft konnten halt dann 10-fach absahnen…

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  12. damals-ist-jetzt schreibt:

    Schaun wer mal, wie’s weitergeht *kopfschüttel*
    LG
    Barbara

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  13. OceanPhoenix schreibt:

    Liebe Anna-Lena,

    die Sache mit dem Flughafen ..es ist einfach unfaßbar. Kann mich dir nur anschließen und traurig-verärgert den Kopf schütteln bei dem Gedanken ..

    Wenn du magst – ich hab jetzt die Beschreibung für Blogbooker online 🙂

    Ein schönes Wochenende wünsch ich dir,
    Liebe Grüße an dich,
    Ocean

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    • Anna-Lena schreibt:

      Liebe Ocean,

      ich habe mir deine Beschreibung gerade ausgedruckt, hab lieben Dank. Ich bin gespannt, ob es klappt.

      Liebe Grüße
      und ein schönes Wochenende auch für euch 🙂

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  14. Frau Momo schreibt:

    Vielleicht geht ja der Jungfernflug zur Premiere in der Elbphilharmonie :mrgreen:

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