Aus dem Hühnerstall

Glückliche Hühner fühlen sich in einem Harem sehr wohl. Ihr Hahn sorgt  neben der Fortpflanzung auch für ihren persönlichen Schutz und den sozialen Frieden in seinem Harem.

Nach einem ausgiebigen Nickerchen streckte sich der Hahn, reckte die Glieder und blinzelte in die Sonne. In seinem Harem war es für diese Uhrzeit außergewöhnlich ruhig. Keine Rangeleien, keine Streitigkeiten? Ein ungutes Gefühl beschlich ihn und er machte sich leichten Fußes auf, um nach seinen Hennen zu sehen.

Blass, zusammengekauert und apathisch lagen seine Hennen dicht an dicht aneinander gekuschelt. Während sie bei seinem Eintreten üblicherweise aufgeregt umherstolzierten, sich ihre Federn in die richtige Richtung strichen und dem Hahn schöne Augen machten, nahmen sie bei seinem Eintreten kaum Notiz von ihm.

„Was ist denn hier los?“, fragte er mit donnernder Stimme. Fingen diese Zicken etwa eine heimliche Meuterei an? Er war zu jeder ausgesprochen liebevoll und freundlich und bemühte sich ehrlichen Hahnenherzens, keine zu vernachlässigen.

„Lieber Hahn, irgendetwas stimmt hier nicht.“ Seine älteste Henne hob den Kopf und sah ihn aus müden Augen an.

„Was ist vorgefallen? Hattet ihr Streit?“

„Aber nein. Es scheint, als hätten wir uns alle den Magen verdorben?“

Ratlos blickte der Hahn sich um. Der Hühnerstall glich einer Krankenstation. Jegliches Leben schien aus seinen Hennen gewichen zu sein.

Er entdeckte ein paar Futterkörner  und roch daran. ‚Igittigit’, schoss es ihm durch die Nase. Das roch aber seltsam. Obwohl sein Magen selbst nach etwas Futter verlangte, vermied er es,  von dem Futter zu fressen.

Er musste etwas unternehmen. Seinem wachsamen Auge war nicht entgangen, wo der Bauer das Futtermittel lagerte. Dorthin stolzierte er, umsichtig aufpassend, dass er dem Bauern nicht über den Weg lief. Als er den Schuppen mit dem Futtermittel betrat, schlug ihm ein unangenehmer Geruch in die Nase. Er war überzeugt, mit dem neuen Futter konnte irgendetwas nicht stimmen.

Er zog sich zurück und brütete nach einer Lösung, wie er sein Leben und das Leben seiner Hennen retten konnte. Er hatte kein gutes Gefühl…

©Anna-Lena 1/2011

 

Wir werden auf unser sonntägliches Frühstücksei verzichten :-(.

http://www.spiegel.de/wirtschaft/service/0,1518,737601,00.html

Über Anna-Lena

Lehrerin im Un-Ruhestand, mit vielen Hobbys, die nichts mit dem Beruf zu tun haben. Ich lese viel, schreibe gern selber und fotografiere, was mir vor die Linse kommt.
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33 Antworten zu Aus dem Hühnerstall

  1. fudelchen schreibt:

    Mußt du aber nicht…hast du nicht das tolle iPhone, damit kannst du doch testen, ob die Eier belastet sind.
    Bei uns werden Eier verkauft, wenn auch weniger. Ich esse höchstens im Jahr 4 Eier, momentan gelüstet es mich nicht danach. Weißt du eigentlich wo überall Eier oder Eipulver enthalten ist…dann wirst du bald gar nichts mehr essen mögen 😉
    Aber das ist schon ein ganz schön großer Skandal…jedes Jahr muß ein Tier herhalten, oder nicht 😉 Die Hahngeschichte geht hoffentlich noch weiter.
    Liebe Grüße und einen schönen Sonntag für dich.
    Herzlichst ♥ Marianne

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    • Anna-Lena schreibt:

      Ich habe kein I-Phone, schon gar keines, das belastete Eier anzeigt.Zum Glück wissen wir nicht immer, was wir alles so essen. Doch so manches Mal vergeht einem mächtig der Appetit 😦 .

      LG Anna-Lena

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  2. Himmelhoch schreibt:

    Das schönste Redewendung in dieser Geschichte ist „… ehrlichen Hahnenherzens“ – aber ansonsten ist der Anlass für die Geschichte nicht schön. – Ich schaffe es allerdings nicht, mich wegen jeden Tierskandals aufzuregen, ich denke immer, ich werde das alles schon schadlos überstehen.
    Schönes Rest-WE wünscht Clara

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  3. freidenkerin schreibt:

    Ich kaufe Eier und Geflügelfleisch zumeist nur beim sehr nahen kleinen Metzgerladen und beim Gemüsehändler im Haus. Da kann ich davon ausgehen, dass die Erzeugnisse von einem niederbayerischen Bio-Bauern stammen, der sicherlich keine minderwertigen Futtermittel verwendet. 😉 Da lege ich auch sehr gerne etwas mehr Geld auf die Ladenbuddel, denn ich liebe Eierspeisen aller Art. 😉
    Liebe Grüße!

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  4. paradalis schreibt:

    Na das nenne ich mal zeitnah!
    🙂

    Aber ganz ehrlich? Alles ist verseucht. Selbst wenn man sich aufs Feld legt und direkt dort seine Mahlzeit zu sich nimmt, die dann in Form von rohen Kohlköpfen oder roten Rüben besteht, weiß man nicht, ob und womit der Boden eventuell gedüngt ist.
    Es ist doch schon auch bezeichnend, dass immer geäußert wird: eine akute Gefahr besteht nicht. Und man immer mehr beobachten kann, wie der Mensch (bis auf einzelne Ausnahmen) mit spätestens 40 Jahren eine Krankheit nach der nächsten bekommt.

    Klar, ich versuche auch, mich so gut wie möglich zu ernähren. Aber das ist schwer.

    Habt einen schönen Sonntag,
    liebe Grüße
    Heike.
    🙂

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    • Anna-Lena schreibt:

      Wir Menschen sind doch selbst Schuld daran. Und wenn wir krank sind, peppelt uns die Medizin für die nächsten Jahrzehnte wieder auf, solange es die Krankenkassen finanzieren können.

      Liebe Grüße zu dir!

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  5. Karl schreibt:

    schöne Geschichte, dazu fiel mir wieder mein Text ein, den ich einmal zu einem ähnlichen Bild kreierte.
    *Bei jungen Hühnern schwillt so manchem alten Gockel noch der Kamm*
    Karl Miziolek
    lg

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  6. quersatzein schreibt:

    Ach, wie schwer ist es doch oft, ein stolzer Hahn zu sein! Hoffentlich kommt sie wieder, die Zeit der glücklichen Hühner…

    Liebe Sonntagsgrüsse,
    Brigitte

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  7. zeitreisen schreibt:

    Bin gespannt, wie der stolze Hahn seinen Damen helfen will. Bin gespannt wie es weiter geht,
    Schöne Grüße,
    Monika

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  8. Jouir la vie schreibt:

    Dem Hahn wird sicher eine Lösung einfallen, so kann es ja nicht enden, wäre tragisch…

    Sei lieb gegrüßt
    Kvelli

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  9. buchstabenwiese schreibt:

    Liebe Anna-Lena,

    auch wenn die Ursache für diese Geschichte natürlich alles andere als lustig ist, musste ich doch sehr lachen. Du hast Ideen. So eine schöne Geschichte. Ich hoffe doch, dass sie weitergehen wird und der Hahn diesen Skandal aufdeckt. 🙂 Ich hätte gerne ein Happy End. Bei der Geschichte und im wirklichen Leben.
    Toll geschrieben.

    Liebe Grüße,
    Martina

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  10. Sherlock Hahn wird das Rätsel sicher lösen … Eine sehr schöne Geschichte, auch wenn die Realität alles andere als schön ist.
    Einen schönen Sonntag
    Iris

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  11. skriptum schreibt:

    Es ist wirklich unglaublich, mit welcher Dreistigkeit der Verbraucher direkt oder indirekt immer wieder betrogen wird. Selbst vor Körperverletzung schreckt kaum noch ein Hersteller etc. zurück. Gammelfleisch, BSE, Schweineprest, Geflügelpest …

    Da ich nicht gewillt bin, auf irgendwas gänzlich zu verzichten, esse ich so abwechslungsreich wie möglich. Rind, Geflügel, Schwein und Fisch wechseln sich in meinen Pfannen ebenso ab, wie Kartoffeln, Reis und Pasta in den Töpfen. Okay, Eier-Nudeln im Moment eher nicht. Aber da gibt es ja Alternativen. Obgleich man da auch nicht weiß, was bereits in dem Getreide „verarbeitet“ wurde.

    Ich glaube, der Mensch ist die einzige Rasse, die sich konsequent selbst ausrottet. Soviel zum Thema „Intelligenz“ …

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    • Anna-Lena schreibt:

      „Ich glaube, der Mensch ist die einzige Rasse, die sich konsequent selbst ausrottet. Soviel zum Thema „Intelligenz“ …

      Ja, das sehe ich auch so. Von Vernunft ist in vielen Bereichen keine Rede mehr. Und wenn die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden, was passiert dann? Ein Bußgeld? Eine Gefängnisstrafe, die nach einiger Zeit wegen guter Führung vorzeitig ausgesetzt wird.

      Langsam ist in diesem unserem Staat alles möglich, ohne Rücksicht auf Verluste :-(.

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  12. Emily schreibt:

    Liebe Anna-Lena,
    ich bin, wie viele andere hier auch, immer wieder bestürzt darüber, wie wir durch die Industrie betrogen werden. Gut, auf der einen Seite möchte der Verbraucher am Liebsten nichts ausgeben und auf der anderen Seite die höchste Qualität bekommen. Das funktioniert natürlich auch nicht. Man zahlt für eine Schachtel Ziggis so viel, wie für ein 1 Kg Schweinefleisch. Wenn man in Bezug auf die Eier überlegt, wo Eipulver überall verarbeitet ist, würde man sich wundern.
    Ich versuche mich so weit wie möglich abwechslungsreich zu ernähren, heimische saisonale Lebensmittel zu verwenden und eben nicht 7 Tage die Woche Fleisch zu essen.
    Ich hoffe, die Verbraucher können jetzt so viel Macht ausüben, daß Verbrecher wie diese gerichtet und nicht länger durch die Politik geschützt werden.

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  13. sweetkoffie schreibt:

    Annalena, eine schönbe, aber traurige Geschichte…so mitten aus dem Leben 🙂
    Es grüßt das wandelnde Endlager Sweetkoffie 😉 😉

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  14. rundumkiel schreibt:

    Der Hahn war offensichtlich viel schlauer als der von Frau rundumkiels Vater, der mittlerweile allerdings auch als Braten auf dem Tisch landete. Der hat nie gedacht und es immer nur auf die abgesehen, die Futter brachten. Man kam nie ohne Bewaffnung in den Hühnerbereich hinein. Der war wirklich wild… und das alles ohne Dioxin…!

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  15. GZi schreibt:

    Welch schlauer Hahn – aber wahrscheinlich nur, weil seine Hennen ihn gewarnt haben, sonst hätte er sicherlich leichtsinnig in sich hineingeschlungen!
    Ein stolzes Hahnenfoto hast Du aber eingestellt, liebe Anna-Lena!

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  16. Federwelt schreibt:

    Irgendwie sehe ich nun Herrn Hahn aus deiner tollen, aber traurigen, weil auf wahrem Hintergrund basierenden Geschichte mit einem großen Transparent seine Ladies anführend durch die Straßen marschieren, alle anderen Hühnerfamilien und Schweinefamilien und überhaupt alle Stalltierfamilien mit sich ziehend. Sie tragen Fahnen und Plakate und brüllen ihre Wut einmal so richtig in die Menschenwelt hinaus. Dann marschieren sie wieder aus der Stadt. Sie laufen und laufen und laufen … bis sie ein netteres Land gefunden haben. Sie werden wohl sehr lange und sehr weit laufen, doch ich wünsche ihnen alles Gute und uns Menschen endlich mal ein Umdenken. Weniger ist mehr, viel mehr …

    Übrigens, im Bioladen unseres Vertrauens gab es letzte Woche keine Eier mehr. Nur für Stammkunden hielt man noch ein Restkontingent mit sehr kleinen Eierchen (süß schaun die aus und schmecken lecker) zurück. In den Regalen der Supermärkte hingegen stapelten sich Eierkartons. Na, das hat mir gefallen. Bitte weiter so.

    Herzlichst
    Elana

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  17. Anna-Lena schreibt:

    @all:

    Diese auf dem aktuellen Skandal basierende Geschichte ist bisher ohne Fortsetzung gedacht. Wie Skriptoria schon schrieb, wird heute vor nichts mehr zurück geschreckt. Wenn schon bei vielen ein Menschenleben nichts mehr zählt, wieso dann ein Tierleben?
    Ich finde diese ständig neuen Skandale langsam unerträglich und es macht mich wütend, dass man hilflos und machtlos zusehen muss.

    Aber mal sehen, wie es weitergeht…

    Danke für eure Kommentare. Kommt gut in die neue Woche.
    Mit lieben Grüßen
    Anna-Lena

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  18. Träumerle Kerstin schreibt:

    Bei uns gab es am Freitag nicht ein Ei zu kaufen. Die 4 Stück im Kühlschrank bleiben Reserve für die nächsten Tage. Und nun? Spiegelei ohne Ei, Kuchen backen ohne Ei, Beutelsuppe ohne Ei, Frühstück ohne Ei, Eierlikör ohne Ei, …
    Liebe Abendgrüße von Kerstin.

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  19. minibares schreibt:

    Es wurden ja schon wieder eine Menge Betriebe von der Sperre befreit, konnte ich vorhin im Radio hören. Obwohl ich mir nicht vorsteleln kann, dass bei denen alles von diesem ekligen Zeug verschwunden ist, wie denn???

    Ich bin geneigt, von Wunderheilung zu sprechen…

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  20. chinomso schreibt:

    Je mehr ich drüber nachdenke, umso schlechter wird mir.
    Die machen uns alle zu Sondermüll. Aber wir können ja nicht das Essen einstellen. Und so mache ich es wie einige hier auch. Ich esse (fast) alles und von jedem etwas. Dann verteilt sich das Risiko vielleicht gleichmässig und die Chancen für ein paar Jahre mehr stehen gut. Aber eben nur vielleicht.

    Für deine Geschichte eine Fortsetzung zu finden, ist schwierig. Jedenfalls für eine mit Happy End. Trotzdem ist die sehr schön. Klingt so nach heiler Welt.

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    • Anna-Lena schreibt:

      Liebe Chinomso, gerade nach heiler Welt soll sie nicht klingen. Eigentlich soll sie den Skandal – etwas nett verpackt – schon deutlich machen.

      Deshalb kann es auch kein happy-end geben.
      Anna-Lena muss sich wohl doch die Denkkappe aufsetzen und in sich gehen…

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  21. Elisabeth schreibt:

    Hm, schade, liebe Anna-Lena…

    …nicht jeder hat das Glück, eigene Hennen im Garten zu haben, wie mein Vermieter, der kein Hühnerfutter als solches kauft… das weiß man, was man isst… und ich schätze das wirklich sehr.

    Alles Liebe von Elisabeth – die gerne ein paar Eier an dich abgeben würde, wenn du nicht so weit entfernt wärst… für eine Eierspeise könnt´ es reichen… 😉

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    • Anna-Lena schreibt:

      Bei der Entfernung käme dann vielleicht eine Salmonelleninfektion dazu. Aber DANKE für dein großzügiges Angebot. Ich weiß es zu schätzen. :-).

      Sei herzlich gegrüßt,
      Anna-Lena

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  22. Traveller schreibt:

    wenn’s doch so einfach wäre – dran riechen und verschmähen
    beim Gammelfleisch ging das ja noch, aber bei den Eiern …

    gut, dass wir schon lange Bio kaufen (soweit ich hier Bio-Lebensmittel bekomme)
    blöd nur, dass jetzt die Leute, die sonst konventionelle Eier kaufen und die vor mir im Laden sind, jetzt alles mitnehmen und ich schaue in die Röhre
    aber das wird nicht lange anhalten; bisher haben die Menschen immer nach ein paar Wochen vergessen und sind zu ihren alten Verhaltensweise zurückgekehrt

    lieben Gruß
    Uta

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    • Anna-Lena schreibt:

      Ich glaube, bei den täglich neuen Meldungen, vergisst man das nicht so schnell.
      Heute im Radio hörte ich, das Problem sei schon seit einem dreiviertel Jahr bekannt.
      Da sag ich nur:
      Mahlzeit :-(.

      LG zu dir,
      Anna-Lena

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