Morgenmuffel und Frühaufsteher

Das Handy auf meinem Nachttisch klingelt unerbittlich. ‚Wer wagt es, mich mitten in der Nacht anzurufen??’ Mühsam fummele ich mein Ohropax aus beiden Ohren, richte mich auf und taste nach dem Handy. „Hallo?“ Meine Stimme ist dünn und krächzend, als hätte ich die ganze Nacht durch gesumpft. „Willst du nicht endlich mal aufstehen? Es ist neun Uhr und ich habe frische Brötchen geholt.“ „Nein, will ich nicht, es ist Sonntag!!!“
Fröhlich, mit fetziger Morgenmusik im Hintergrund, meldet sich mein Göttergatte von unten aus der Küche. Wahrscheinlich hat er mehrmals von unten nach oben gerufen und meine Ohrstöpsel haben keinen Laut durch gelassen. „Na, gut, ich bin dann im Garten.“ Ich höre zwar den Frust in seiner Stimme, aber das ist mir egal. Ich kuschele mich wieder in mein warmes Bett, suche mir eine bequeme Stellung und verfalle sofort in eine neue Tiefschlafphase.
Wie oft haben wir das schon diskutiert, dass ich am Sonntag ausschlafen möchte.
Die Weisheit, dass das Schlafbedürfnis weniger wird, je älter man wird, trifft auf mich nicht zu. Das Bedürfnis meines Schönheitsschlafes kennt am Wochenende keine Grenzen. Wenn die Sonne ins Schlafzimmer scheint (und das ist im Sommer oft sehr früh), hält meinen Mann nichts mehr im Bett.

In der Woche ist unser unterschiedliches Temperament leichter zu handeln. Die drei Wecker klingeln unerbittlich, um halb sechs der erste und dann die beiden anderen jeweils fünf Minuten später. Aber mit den Schlummertasten kann ich immer noch ein paar Minuten rausschinden. Das Aufstehen kommt einem Gewaltakt nahe.
Während mein Mann bereits beste Laune ausstrahlt, oft auch noch mit einem fröhlichen Pfeifen zum Radiohit oder schon mit der Morgenzeitung beschäftigt ist, taumele ich eine ganze Weile durch die Gegend, bis sich mein Rheuma in den Augen wie der Frühnebel langsam auflöst. Bis dahin bin ich nicht ansprechbar, ausgesprochen mundfaul und erwecke den Eindruck, schwerste Gleichgewichtsstörungen zu haben.
Die Frühnachrichten erreichen mich nur in Bruchstücken. Erst beim Wetterbericht schlägt mir mein langsam erwachendes Gehirn vor, was ich anziehen könnte.
Wenn aber der Zeiger der Uhr an eine bedrohliche Stelle gelangt ist, klingeln die inneren Alarmglocken. Ich bin fast wach, die Dusche tut ihr Übriges und dann kann ich nur hoffen, dass jetzt jeder notwendige Handgriff sitzt, denn um pünktlich zur Arbeit zu kommen, darf nichts mehr dazwischen kommen.
Bisher hat es immer geklappt. Zugegeben, einmal musste ich auf einem Parkplatz anhalten, da ich vergessen hatte, mir die Augen zu schminken. Zum Glück hatte ich genauer in den Rückspiegel geblickt!
Predigten, immer zehn Minuten mehr einzuplanen, denn das Auto könne nicht anspringen…, ein Stau könnte mich unterwegs aufhalten …und…und…und… hat mein Göttergatte sich längst abgewöhnt.

© Anna-Lena

Über Anna-Lena

Lehrerin im Un-Ruhestand, mit vielen Hobbys, die nichts mit dem Beruf zu tun haben. Ich lese viel, schreibe gern selber und fotografiere, was mir vor die Linse kommt.
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17 Antworten zu Morgenmuffel und Frühaufsteher

  1. syntaxia schreibt:

    Puh, Anna-Lena,
    da ist das Aufstehen ja reinste Schwerstarbeit!
    Dabei kann man auch nicht viel reden oder anderes tun,
    es erfordert vollste Konzentration ! 😉

    Einen schönen Sonntag, nach deiner Ausschlafphase!
    ..wünscht dir Monika

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  2. Anna-Lena schreibt:

    Liebe Monika,

    heute haben mich die Sonnenstrahlen zeitig aus dem Bett gekitzelt..
    Ja, manchmal ist es so, dass mir das Aufstehen sehr schwer fällt. Ich gehöre zu der Gattung Nachteulen. Und wenn mich vor dem Schlafen ein spannendes Buch fesselt (und das ist oft der Fall 😉 ), dann wird’s am nächsten Morgen schwierig :-).

    Liebe Grüße von mir zu dir 🙂

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  3. piri schreibt:

    ich bin aus dem Bett gefallen und konnte nicht mehr schlafen, dafür liegt meine gesamte Meute noch in den Federn — bei dem Regenwetter sei es ihnen aber auch gegönnt!

    Dorfgrüße mit Glockengeläut
    Petra

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  4. Anna-Lena schreibt:

    Liebe Piri,

    Regenwetter? Bei uns scheint die Sonne, noch…
    Genieße die ruhige Zeit, bis Deinen Meute erwacht ;-).

    Hab einen schönen Sonntag!
    Liebe Grüße
    Anna-Lena 🙂

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  5. Sunny schreibt:

    Willkommen im Club, liebe Anna- Lena. Meine Familie weiss schon Bescheid, dass die wandelnde Gestalt, die ihnen morgens begegnet, nichts als meine ungebügelte Hülle ist. Alle Innerreien werden erst so nach und nach wach. Magen, Hirn, Gelenke … alles muss erst vorgeglüht werden. 😉

    Einen schönen Sonntagnachmittag wünscht dir
    Sunny 🙂

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  6. wortmeer schreibt:

    Ich frag mich jedes Mal und immer wieder, weshalb es – auch für mich – jeden Tag und immer wieder so ein Kampf ist mit dem Aufstehen. Gehöre auch nicht zu den Menschen, die gleich mit dem ersten Augenaufschlag fröhlich sind. Obwohl frische Brötchen und Frühstück im Garten sehr verlockend klingen… Schön und treffend festgehalten, diesen Kampf, dieses Schlafverlangen…
    Noch einen schönen Sonntagabend
    wortmeer

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  7. Anna-Lena schreibt:

    Liebe Grüße zurück an Dich, liebes Wortmeer und einen guten Start in die Woche – ohne Aufstehprobleme ;-).

    Anna-Lena

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  8. Samantha schreibt:

    huhuuu liebe Anna-Lena,

    meine beiden maenner gehoeren ja auch zu den morgenmuffeln, *grins* ich bin da eher die frohnatur, die auch schon vor dem kaffee trinken froehlich drauf los labert. aber spass bei seite, im winter bin ich ja nicht so der aufstehtyp, da kann ich ganz schoen muffelig sein, wenn ich aus den federn muss. ich hasse kaelte, dunkelheit und winter. also im sommer bin ich frohnatur, im winter grummelig. *lach*

    du hast mich gefragt wie gross Rhode Island ist. es ist ja nur ein winziger Bundesstaat von 4.002 km2 (breite 60 km. und laenge 77 km) die einwohnerzahl betrug im jahre 2008 1.050.788

    ich wuerde dich gerne bei mir verlinken wenn ich darf?!

    schoenen restsonntag
    Sammy

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  9. Anna-Lena schreibt:

    Hallo Sammy,

    danke für deine Infos und deinen Kommentar
    Habe gerade wieder deine wunderschönen Fotos bestaunt – großartig :-).

    Gern darfst du mich bei dir verlinken, ich mache das sehr gerne auch.

    Alles Liebe über den großen Teich geschickt,
    Anna-Lena 🙂

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  10. gerda schreibt:

    liebe anna-lena,

    ich habe beim lesen herzhaft lachen müssen.
    zwar bin ich kein morgenmuffel, aber ich denke jeden morgen beim blick in den spiegel: ich kenn dich zwar nicht, aber ich wasch dich trotzdem.

    eine schöne woche

    gerda

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  11. Anna-Lena schreibt:

    Ja, liebe Gerda, so jemand hängt auch in meinem Spiegel ständig morgens rum :-).

    Eine gute Woche mit viel Erfolg (du weißt, was ich meine 😉 )!

    Anna-Lena

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  12. Brigitte schreibt:

    Wer um 5.30 Uhr aufstehen muss, hat sich am Sonntag dann schon verdient, etwas länger liegen bleiben zu dürfen. Jeder hat eben seinen eigenen Rythmus.
    Selber stehe ich die ganze Woche nach wie vor, um 6.00 Uhr auf, das rührt auch daher, dass mich sonst permanent die Ansicht verfolgt, ich würde etwas versäumen, wenn ich nicht früh aufstehe.
    Sonntags ist es so 8.00 Uhr, aber dann hält mich nichts mehr. Mein Mann schläft etwas länger und ich bereite derweilen unten ein schönes Frühstück vor.
    Würden wir zu lange schlafen, dann wäre da schon Kater W. vor, der weiß ziemlich genau, wann es 6.00 Uhr ist und dann will er raus. Und zwar zz, ziemlich zügig.

    Eine schöne Woche wünsche ich dir, Brigitte

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  13. Anna-Lena schreibt:

    Danke, liebe Brigitte, die wünsche ich dir auch.
    Auch hier hängt der Himmel voller Wolken und es regnet…und regnet…und regnet…

    Liebe Grüße
    Anna-Lena

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  14. bruni kantz schreibt:

    Hallöchen, liebe Anna-Lena,

    mit Genuß habe ich Deinen Aufsteh-Tages-Kampf gelesen.

    Diese Aufsteh-Frohnaturen sind schrecklich.
    Sie reden und lachen, während man seine Ruhe haben möchte, während man noch versucht, sich selbst zu finden, denn während der Nacht hat man/Frau sich total verloren. Also braucht man Ruhe, ohne diese ist man nur ein halber Mensch und als halber durch den Tag zu gehen, das ist mühselig, man muß so sehr auf sich selbst aufpassen… Tut man das nicht, fällt man in jeden Graben, der vorbeikommt und wankt durch das Haus, als ob es nicht das eigene wäre… Oh je, Stop, vielleicht ist es ja ein fremdes?!?!

    Liebe Grüße schicke ich Dir

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  15. Anna-Lena schreibt:

    Liebe Bruni,

    ich sehe schon, du verstehst mich :-)!!

    😉

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  16. Violine schreibt:

    Früher, zu Schulzeiten, da war ich auch so eine Frühaufsteherfrohnatur. Mittlerweile hat sich das gewandelt. Ich brauche ’ne ganze Weile, bis ich ganz da bin. So, wie Bruni es beschreibt.
    Anscheinend kann sich das ändern? Was weiss ich.

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