Der Winter meiner Kindheit war verlässlich.
Er kam pünktlich, brachte viel Schnee im Gepäck mit und wir Kinder, dick eingepackt, mit Mütze, Schal und Handschuhen ausgestattet, nahmen unsere Schlitten und zogen auf unseren Rodelberg.
Mit rosigen Wangen und glänzenden Augen und auf angenehme Art ermüdet, beendeten wir unseren Winterspaß bei Einbruch der Dunkelheit, in der Hoffnung dass dieses Vergnügen uns noch lange erhalten blieb.
Der Winter meiner Kindheit war beständig.
Wenn Frau Holle ihre Kissen ausschüttelte, erfreuten wir uns immer wieder neu an der weißen Pracht. Oft ignorierten wir in den Schulpausen das Schneeballverbot und ließen es vor Übermut schon mal richtig krachen. Sobald die Schule aus war und die Hausaufgaben erledigt waren, zog es uns raus in den Schnee. Und als wir etwas älter waren und die Dämmerung hereinbrach, leuchteten die provisorisch an den Schlitten angebrachten Taschenlampen uns den Weg.
Der Winter in meiner Erwachsenenwelt hat sich verändert.
Nur noch ganz selten kommt er mit Gewalt und setzt sich fest, so als wolle er dauerhaft verweilen. Doch in den letzten Jahren scheint der Winter nicht so recht zu wissen, ob er ein wahrer Winter sein will. Er macht so manchen Ansatz, den Schnee zu den Menschen zu bringen und wenn Frau Holle sich kurzfristig verausgabt hat, scheint bald ein unbekanntes Wesen mit dem Gartenschlauch zu folgen und die weiße Pracht wegzuspülen.
Die Pflanzen sind irritiert. Sollen sie sich bei frostfreien Temperaturen vorsichtig an die Oberfläche wagen und ihre zarten Köpfchen zeigen? Sie zögern, denn Mutter Sonne hält sich versteckt und ohne sie ist kein Wachsen und Gedeihen möglich. Die Pflanzen, die in der Winterruhe weilen, recken ihre Zweige nach jedem kleinen Lichtstrahl, der von außen durch das kleine Kellerfenster dringt. Ein ruhiger Winterschlaf ist nicht möglich.
Die Vögel zwitschern bisweilen ganz leise, als wollten sie den Frühling rufen, damit er nicht versehentlich vorbeizieht. Doch dann gibt es wieder Tage, da ziehen sie sich still und leise zurück.
Eine gewisse Unruhe liegt in der Luft, nicht zuletzt durch die weltweite Pandemie und die Tatsache, dass das Leben nicht planbar und ausgesprochen fragil ist. Niemand weiß so recht, wie es überhaupt weitergeht.
Auch die Menschen sind irritiert und bisweilen schlecht gelaunt.
Feucht-kalte Nässe liegt in der Luft, die dem allgemeinen Wohlbefinden deutlich schadet. Die Stimmung ist mangels Licht und Sonne auf so mancher Kellerstufe stehen geblieben. Der Antrieb fehlt, es geht nicht so recht vor und auch nicht zurück. Der Wunsch nach einem Winterschlaf bis zum Frühlingsbeginn ist groß.
Lieber Winter, nun hattest du bereits den ganzen Dezember und auch den halben Januar Zeit, dich zu entscheiden, ob du kommen und bleiben oder ob du direkt eine andere Route einschlagen willst. Mit dem nächsten Vollmond geht meist ein Wetterwechsel einher. Bitte entscheide dich.
Du kannst gerne weiterziehen, ich persönlich wäre dir nicht allzu böse. Aber bitte erinnere den Frühling daran, dass wir ihn aus verschiedenen Gründen in diesem Jahr besonders sehnsüchtig erwarten.
©Text und Fotos (Archivbilder): G. Bessen
Schön geschrieben. Feine Worte. Der Winter macht was er will. Im Schwarzwald tobt er sich aus. Hier im Neckartal ist er zahm …
Hab einen schönen Tag!
Herzliche Morgengrüße vom Lu
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Ja, so unterschiedlich ist es regional. Heute Nacht sind hier auch ein paar Flocken gefallen, aber von Schneedecke sind wir weit entfernt.
Einen guten Tag und herzliche Grüße dir, lieber Lu!
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Im Flachland ist es eben anders als am Mittelgebirge…
Genieße den Tag. Carpe Diem 🌟
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Hab ich! Dir eine gute und ruhige Nacht, lieber Lu!
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⭐ ⭐ ⭐
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wunderschöne Bilder
lg
karl
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Leider keine aktuellen, aber wer weiß, vielleicht kommt noch etwas Schnee.
Liebe Grüße auch dir!
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Ohh, ich fühle mich zurückversetzt in die Berge meiner Heimat!
Segen!
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Schön, wenn Erinnerungen uns tragen können.
Auch dir einen gesegneten Tag, liebe Monika-Maria!
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Liebe Anna-Lena danke. Wir können jederzeit im Schatzkästchen der Erinnerungen kramen. Ich liebe das. Abendherzenssegensgrüße!
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Guten Morgen liebe Anna-Lena. du hast genau meine Gedanken und Empfindungen getroffen ❤
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Guten Morgen, lieber Arno. Wir können uns glücklich schätzen, wirkliche Winter erlebt zu haben 🙂 .
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Tolle Fotos hast du. Und ich stimme dir zu, was den Winter früher angeht. ⛄
Bin gespannt, was dieser Winter uns noch bringt. Ich habe schon Bäume gesehen, die für den Frühling rüsten. 🤔
Morgenkaffeegruß 😁❄️☕🍪👍
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Ja, ich auch und neulich haben die Primeln vom letzten Jahr in unserem Garten geblüht. Warten wir geduldig ab und trinken ganz entspannt unseren Morgenkaffee 🙂 .
Einen lieben Gruß dir!
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Vielleicht hat man als Kind nicht so das Gefühl dafür, ob es September oder Januar ist beim ersten Schneefall. Ich kann mich aus meiner Kindheit erinnern (und das ist lange bevor der Klimawandel erstmals erwähnt wurde), dass wir immer sehnsüchtig auf die ersten Schneeflocken warteten, meiner Erinnerung nach aber auch manchmal vergeblich.
Im Moment schneit es bei uns jedenfalls heftig, und genau wie du hoffe ich, dass er sich nicht zu lange ins Frühjahr zieht. 🙂
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Ja, diese Erinnerung der Hoffnung teile ich mir dir!
Momentan, wo man ohnehin in seinen Bewegungsmöglichkeiten eingeschränkt ist, hätte ich Lust auf Schneewanderungen …
Ich grüße dich herzlich!
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Wir im Süden versinken gerade im Schnee. Da wird schon der Gang zu Edeka zur Schneewanderung. 😉
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Pass gut auf dich auf oder vermeide das Einkaufen (sollen wir ja ohnehin etwas reduzieren) 😉 .
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Gelegentlich muss man schon mal zum Einkaufen! Aber mit Vorsicht und Maske mach ich mir keine Sorgen wegen des Virus.
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So halte und sehe ich das auch! Bleib zuversichtlich!
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Tolle Winterbilder sind das wieder.
Ich habe einen Teil meiner Kindheit im Erzgebirge verbracht. Dort hatten wir zwar auch manchmal grüne Weihnachten, aber im Februar hatten wir immer Schnee. Also gib die Hoffnung nicht auf!
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Liebe Hedwig, dann geben wir die Hoffnung nicht auf und warten geduldig ab.
Liebe Grüße dir! 🙂
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Ich teile deine Erinnerung an diese für Kinder schönen Winter. Laut Aufzeichnungen der Experten soll diese Erinnerung aber falsch sein. 😉
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So mancher Experte hat sich schon verzettelt, liebe Bärbel. Ich weiß noch gut, wie meine Kinderwinter gewesen sind und habe noch Narben von kleinen Verunfallungen 😆 .
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Ich gebe dir doch recht. Ich kann mich zwar nicht viel an meine Kindheit erinnere, aber an die Schneeballschlachten und die Schlittfahrten in der Eilenriede kann ich mich noch sehr gut erinnern.
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Also, meine Erinnerungen sagen mir auch, dass früher die Winter schneereicher und kälter waren. Als es Anfang 2019 ca. zwei Wochen lang in den Bergen fast ununterbrochen heftig schneite, fühlte ich mich sofort an die Schneemassen der Kindheit erinnert…
Liebe Grüße!
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Ja, die Berge sind sicher immer wieder eine Augenweide, wenn Schnee liegt. Wir Flachlandtiroler hingegen haben vielleicht mal eine Möränenerhebung aus der letzten Eiszeit oder einen bewachsenen Müllberg … 😦 .
Liebe Grüße auch dir!
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Ich meine auch mich zu erinnern – und das stimmt wohl auch. Dieses Jahr stimmt es sogar auf dem Schurwald ein bisschen.
Liebe Grüße
Helmut
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Ich freue mich, wenn unsere Erinnerungen sich kreuzen und ergänzen, lieber Helmut.
Sei herzlich gegrüßt!
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Ein wunderbarer Text, liebe Anna-Lena, in dem ich mich sehr wieder gefunden habe. Und die Fotos… so schön! ❤
Liebe Grüße
Nicole
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Das freut mich sehr, liebe Nicole. Hab Dank und sei von Herzen gegrüßt!
Anna-Lena 🙂 .
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Hier ist der Winter angekommen, selbst hier im Tal. Davor war es, wie du es beschrieben hast. Ich habe noch keine Lust auf Frühling, es ist herrlich in der Stube, deutlich mehr Stille und innere Ruhe.
Schön geschrieben, liebe Anna-Lena, besonders der Winter deiner Kindheit, ja, das war herrlich 😊
Liebe Grüße
Ulli
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Vielleicht kommt er ja auch noch zu uns. Ich warte geduldig ab und habe unserem kleinen Hund (wir haben ihn erst 3 Monate) schon vom Schnee und all den vielen Möglichkeiten des Herumtollens erzählt … 🙂
Einen lieben Gruß auch dir!
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Ganz wundervoll sind Deine Fotos, liebe Anna-Lena, und Dein Text ist so fein gewoben.
Da kann ich mich nun ruhig zurücklehnen und hoffen, daß der Winter Deine Worte gehört und ein Einsehen hat, bei Euch noch Schneeflocken samt Sonne bringt, um sich dann möglichst schnell zugunsten des Frühlings zurückzuziehen… So erhoffen wir es uns.
Liebe Grüße in die Nacht von Bruni an Dich
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Ja, liebe Bruni, das hört sich insgesamt nach einem guten und durchdachten Plan an. Möge es der Winter hören und auch umsetzen… 😉 .
Hab eine gute Nacht!
Herzlich,
Anna-Lena
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Heute scheint schon die Sonne 🌞
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Glückspilz !!! 🙂
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Die war aber schnell wieder weg, liebe Anna-Lena 🙂
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Mir reichen auch die paar Tage Schnee, nun habe ich genug davon und es könnte Frühling werden.
Ja, als Kind empfindet man alles anders. Herrlich, wenn viel Schnee lag und man drin versinken konnte. Herrlich, wenn die Wege glatt waren und man schlittern konnte. Nasse Sachen wurden in der Küche über dem Ofen getrocknet. Die Tropfen zischten auf der heißen Ofenplatte. Ein Gefühl von Behaglichkeit. Nur dicke Schuhe gab es nicht, nicht bei uns in der DDR. Aber trotz kalter Füße wollten wir abends nicht heim. Einmal mussten wir zum Arzt, weil die letzten beiden kleinen Zehen schon fast erfroren waren. Schwarze Salbe mussten wir auftragen und die Füße umwickeln. Heut lachen wir drüber und sagen zu unserer Mutti im Spaß „Wir mussten ja draußen spielen, durften erst abends rein“.
Liebe Grüße in den Abend von Kerstin.
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Ich teile deine Kindheiteerinnerungen, liebe Kerstin. 🙂
Heute kam ich vom Einkaufen, dichter Schneeregen, dazu die Brille schnell naß und blind wegen der Maske, bepackt wie ein Esel, da meine Mutter ja von mir versorgt werden muss, ja, da hatte ich auch Frühlingsgelüste, aber sowas von!!!
Mit herzlichen Grüßen und bleibt gesund,
Anna-Lena
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