In diesen Tagen … (3)

‚You are welcome‘

Türen ziehen mich seit jeher an und ich wüsste oft gern mehr über sie und die Häuser oder Anlagen, in die sie sich einfügen. Meist senden sie zwei gegensätzliche Impulse aus: GEÖFFNET oder GESCHLOSSEN.

Türen markieren einen Ein- oder Ausgang. Sie schützen einen Raum, indem sie den Zutritt erlauben oder vielleicht auch verwehren.

Was aber verbirgt sich hinter Türen? So mancher sucht Schutz und verbarrikadiert sich hinter einer Tür, weil das Leben ihm kein guter Lehrmeister war oder ihn ein anderer verletzt und misstrauisch gemacht hat. Wer sich aus einer solchen Erfahrung zurückzieht, mutet dem, der von der anderen Seite immer wieder anklopft, viel zu. Mit der Tür ins Haus fallen zu wollen, wäre ein schlechter Ratgeber. Um Einlass zu bitten kostet Kraft, doch wenn das Schloss einer Herzenstür erst einmal geknackt ist, können wieder Licht und Wärme einfallen und den dahinter liegenden Raum strahlend hell und warm machen.

Corona hat uns so manche Lebenstür von jetzt auf gleich zugeschlagen. Und seit Wochen sitzen wir dahinter, abwartend, manche furchtsam und ängstlich, nicht bereit, die Paniktür auch nur einen Spalt zu öffnen.

Viele in unserer Gesellschaft sind eingesperrt, müssen sich von Familie und Freunden fernhalten, vereinsamen und möchten die Sicherheitstüren, die zu ihrem eigenen Schutz dienen, einreißen. Auch das ist ein Zustand, der längerfristig schwer auszuhalten ist.

Doch vorsichtig öffnet sich die eine oder andere Tür. Wir tasten uns heran, achtsam und prüfend, wie weit wir die Tür öffnen können, ohne uns in Gefahr zu bringen.

Es ist wie mit dem Licht. Wenn wir lange im Dunklen waren, können wir kein gleißendes Sonnenlicht ertragen, sondern müssen unseren Augen Zeit geben, sich der Helligkeit anzupassen.

Zugesperrte Türen lassen sich nicht mit Gewalt aufreißen, die nötige Geduld für einen passenden Schlüssel muss man schon mitbringen, wenn man die Tür nicht dauerhaft beschädigen will. Nicht jeder Schaden ist reparabel.

Oft kommt das Glück durch eine Tür herein,
von der man gar nicht wusste,
dass man sie offen gelassen hatte.
John Barrymore

Die Tür zum Herzen eines Menschen
kann nur von innen geöffnet werden
Aus Spanien

Das schönste Haus ist das,
welches jedermann offen steht.
Aus Arabien

©G. Bessen 5/2020

 

 

Über Anna-Lena

Lehrerin im Un-Ruhestand, mit vielen Hobbys, die nichts mit dem Beruf zu tun haben. Ich lese viel, schreibe gern selber und fotografiere, was mir vor die Linse kommt.
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17 Antworten zu In diesen Tagen … (3)

  1. Sovely Matters schreibt:

    Diese Faszination kann ich komplett nachvollziehen, wirklich wunderschön. Ich habe den gleichen Effekt bei Fenstern und Brücken. Herzlichst, Sovely

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  2. Werner Kastens schreibt:

    Oftmals kommt das Glück aber auch durch eine Hintertür, die man offen gelassen hat.

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  3. Gisela Benseler schreibt:

    Drei ganz unterschiedliche Türen. Daß unsere Türen, wie in Arabien, allen Menschen offenstehen, wünsche ich mir aber doch nicht. Lieber sind mir Menschen, bei denen ich anklopfen muß als solche, die auf Einlaß bestehen. Wo Kränkung besteht beim Verschhlossenen, ist das Öffnenwollen nicht einfach. Diese müßten doch auch die Türen von innen öffnen. Was durch die jetzigen Regelungen geschah, wird wohl nicht so ganz einfach rückgängig zu machen sein. Noch länger dürfte das auch nicht mehr dauern.

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  4. Gisela Benseler schreibt:

    Diese Regelungen haben aber auch etwas Gutes bewirkt . Wir werden sehen…

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  5. Arno von Rosen schreibt:

    Guten Morgen liebe Anna-Lena! Türen haben mich schon immer fasziniert und besonders bei alten Türen habe ich immer darüber nachgedacht, wer schon alles davor stand und aus welchen Gründen! Hab einen sonnigen Tag 🙂

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  6. www.wortbehagen.de.index.php schreibt:

    Ein feiner Artikel, liebe Anna-lena. Türen sind wie die Seele eines Hauses, sagte vor zig Jahren mal mein damaliger Chef, ein alter weißhaariger Architekt. Seitdem achte ich auf Türen und fotografiere sie auch immer wieder.
    Unsere Tür steht Dir immer offen, sagen wir und meinen, Du bist uns jederzeit willkommen.
    Früher waren in allen Dörfern die Türen nie verschlossen und die Nachbarn und Freunde gingen ein und aus. Heute ist es leider nicht mehr so, selbst in den Dörfern nicht, aber dieses Abriegeln in der Nacht, so zwei- – dreimal, das schaffe ich immer noch nicht. Mir liegt die offene Tür viel mehr.

    Ganz herzliche liebe Grüße in die Nacht zu Dir von mir

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    • Anna-Lena schreibt:

      Offene Türen sind etwas Schönes, Einladendes und zeugen von Gastfreundschaft. Aber die Entwicklung zeigt uns immer wieder, wie sehr sich Liebgewordenes verändert, wenn die eigene Sicherheit nicht gefährdet werden darf.

      Einen lieben Gruß zur heutigen Vollmondnacht, liebe Bruni,
      Anna-Lena

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  7. jakusobe schreibt:

    Seit Tagen trage ich nach Lesen Deines Beitrages diese Holz-Tür in mir. Die Tür fühlt sich warm an, etwas schwer aber leicht gehend, wenn …. Und da beginnt es, das Land der Türen, die Angelehnten, die Knallenden, die leicht Gehenden, die Verschlossenen, die ein Spalt Offenen, die vorsichtig Geöffneten zum Schmulen ……. Die Türen. Und noch eine dicke große Holztür habe ich Kopf. Ich durfte sie öffnen und dort im Ferienhaus verweilen: eine massive Holztür und auf ihr abgebildet, die Tür füllend und reliefartig, geschnitzt? – ein indischer Gott, der für Neunfang steht, Projekte beginnen – Ganesha. — Danke.

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