Alles hat seine Zeit

Alles hat seine Zeit und jede Zeit setzt ihre Zeichen.

Wie sehr vertrauen wir noch unserem inneren Instinkt und leben danach, ohne in die Falle der Schnelllebigkeit und Oberflächlichkeit zu tappen? Sind wir noch hinreichend geerdet, auch ohne Navi oder GPS in der Hand?

Am Sonntag konnte ich im frühen Sonnenschein Dutzende Kraniche beobachten. Sie haben es vorgezogen, hier zu bleiben. Allerdings schien der Nachtfrost es ihnen erschwert zu haben, hinreichend Futter zu finden. Ihr Geschrei war ohrenbetäubend. Ein Fuchs war offenbar dadurch aufgeschreckt worden und rannte so schnell er konnte, an der aufgeregten Schar vorbei querfeldein, über die Straße (zum Glück kam kein Auto) und suchte sich ein ruhigeres Plätzchen.

Es war ein Naturschauspiel und ich dachte dankbar daran, dass diesen wundersamen Wesen hier so schnell nichts passieren kann, auch wenn der Frühstückstisch noch nicht reichlich genug gedeckt war, um alle satt zu bekommen. Gleichzeitig dachte ich an die unzähligen Tiere in Australien, die ganz schuldlos in den außer Kontrolle geratenen Buschbränden um ihr Leben kämpfen und deren Todesschreie niemand hört.

Unter diesen gegenwärtig so grausamen Bedingungen und bei allem Verständnis für die Freude über ein Neues Jahr, habe ich jedoch kein Verständnis dafür, wie sich Menschen in Sydney bei dieser Katastrophe  noch dem Spektakel eines so gigantischen Feuerwerkes hingeben können.

Business as usual?

The show must go on?

Alles hat seine Zeit, doch unsere Zeit ist endlich.

© Text und Fotos: G. Bessen 1/20

Über Anna-Lena

Lehrerin im Un-Ruhestand, mit vielen Hobbys, die nichts mit dem Beruf zu tun haben. Ich lese viel, schreibe gern selber und fotografiere, was mir vor die Linse kommt.
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29 Antworten zu Alles hat seine Zeit

  1. kopfundgestalt schreibt:

    Das wusste ich nicht, daß es in Sydney trotzdem ein Feuerwerk gab.
    Wie war es denn hier in Deutschland? Wollte man das nicht reduzieren? Davon war doch die Rede.

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  2. Ulli schreibt:

    Ich verstehe vieles nicht mehr, gesunder Menschenverstand geht anders!

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  3. Gisela Benseler schreibt:

    Oh ja, wie wichtig daran zudenken, was in Australien gerade Furchtbares geschieht! Das können wir uns gar nicht vorstellen…. Und doch erkennen wir daran, wenn wir es bemerken, wie ernst unsere Zeit ist. „Die Zeit ist reif“ habe ich einmal als Gedicht empfunden, mein 1. Gedicht überhaupt, wie „eingegeben“ nach einem Vortrag über das Sterben und das Leben danach (?).. Das Gedicht ist nicht einfach zu verkraften… Umso dankbarer dürfen wir sein, daß es zugleich so etwas Schönes noch gibt, wie diese Schwärme von Kranichen. Wir sollten die Wesen der Natur noch viel mehr beachten und schützen , uns bewußt machen, was alles „auf dem Spiel steht“.

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    • Anna-Lena schreibt:

      Scheinbar haben wir den Ernst der Lage immer noch nicht begriffen. Freuen wir uns an allem, was noch ist und hoffentlich noch lange so sein wird, liebe Gisela.

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      • Gisela Benseler schreibt:

        Ja, uns freuen und erhalten, was schön ist und wert. Doch auch erahnen und erkennen, w i e ernst die Lage ist ! Ich habe gerade einen Text vor mir liegen, der mich sehr bewegt und anspricht und den ich so gern weitervermitteln möchte. Es ist ein langer Text und trägt die Überschriftm“Bereitung“ und wurde „auf innerem Wege aufgenommen“ Eva-Margret Stumpf. Ich schreibe nur einmal den Anfang ab:
        Bereitung. Ihr geht auf ein großes Ereignis zu. Welcher Art sind Eure Vorbereitungen? Sxhon jetzt richtet sich alles auf Termine, auf Kaufen und Verkaufen, auf Verlust und Gewinn, auf Genuß und irdisxhes Wohlleben. Seht Ihr nicht, wie Ihr Euch selber einengt? Materiell ist alles, was Ihr denkt u d tut, -es bleibt am Boden, fährt in engen Kanälen. Der Blick ist vor die Füße gerichtet….“ Ja, und dann wird die Frage nach dem Sinn des Lebens gestellt. Und später heißt es: “ Nehmt doch die vor Euch liegende Zeit zum Anlaß, Eure Innerlichkeit wieder zu lockern und zu entfalten, – sie ist so geeignet dazu! Lasset die l e i s e Frwude wieder in Euch aufblühen, bereichert Euer Leben von innen! …. “ Ja, wir sind auf dem Wege, umsere eigentlich menschliche Aufgabe zu vergessen, wenn wir einmal um uns schauen. Wie schön, wenn es noch solche „Oasen der Stille und Innerlichkeit gibt, wo die Seele dann wieder auftanken kann!“

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  4. Werner Kastens schreibt:

    Mit dem Thema „Alles hat seine Zeit“ hat sich auch Nietzsche auseinander gesetzt.
    Kapitel 2, Morgenröthe, 1. Buch, 3. Absatz:

    „Alles hat seine Zeit. – Als der Mensch allen Dingen ein Geschlecht gab, meinte er nicht zu spielen, sondern eine tiefe Einsicht gewonnen zu haben: – den ungeheuren Umfang dieses Irrthums hat er sich sehr spät und jetzt vielleicht noch nicht ganz eingestanden. – Ebenso hat der Mensch Allem, was da ist, eine Beziehung zur Moral beigelegt und der Welt eine ethische Bedeutung über die Schulter gehängt. Das wird einmal ebenso viel und nicht mehr Werth haben, als es heute schon der Glaube an die Männlichkeit oder Weiblichkeit der Sonne hat.“

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  5. Arno von Rosen schreibt:

    Das Feuerwerk in Sydney war eine kindische Verstocktheit auf die Klimadiskussion, denn keiner will diese wahrhaben, weil es Veränderungen fordert und Menschen so etwas nicht mögen. Erst muss sich der Kopf ändern, bevor dann die Hände folgen.

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  6. Anna schreibt:

    Du sprichst mir aus dem Herzen, liebe Anna-Lena.

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  7. xxxxxxxxxxxxxxxxxxx schreibt:

    Ein gutes neues Jahr, Anna-Lena!

    Bei uns hier in der schwäbischen Gegend habe ich kürzlich bei einer Fahrt über Land 19 Störche gezählt, die bleiben mittlerweile auch hier.
    Hier in Günzburg durfte in diesem Jahr in der Altstadt mit über 100 Baudenkmälern kein Feuerwerk gezündet werden. Ich hätte wirklich nichts dagegen, wenn man es einfach komplett sein lassen würde. Passt eigentlich überhaupt nicht mehr!
    Meine Verwandten in Australien waren alle komplett gegen dieses Feuerwerk, und mit ihnen hatten 300.000 eine Petition gg. das Feuerwerk unterzeichnet. Das hat die Stadt nicht interessiert. Liebe Grüße, Brigitte

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    • Anna-Lena schreibt:

      Auch dir ein gutes neues Jahr, liebe Brigitte 🙂 .

      Schön, wenn Verbote wenigstens partiell greifen. Wir können nur etwas verbessern/aufhalten/ verändern, wenn wir unser Verhalten dementsprechend anpassen. Mit halben Sachen geht es eben nicht.

      Es ist doch ein Hohn, wenn Petitionen völlig ignoriert werden. Da darf sich dann niemand über Politikverdrossenheit und abnehmende Wahlbereitschaft wundern, oder?

      Liebe Grüße dir und an die Störche. Mögen sie keine kalten Füße bekommen! 🙂 .

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  8. Hedwig Mundorf schreibt:

    Zum Hafenfest im vergangenen Jahr gab es ein Unterwasserfeuerwerk. War toll anzusehen, aber die armen Fische taten mir leid. Ich liebe Feuerwerk, trotz aller Umweltbelastung.

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  9. www.wortbehagen.de.index.php schreibt:

    oh, Du konntest Kraniche beobachten und ich mußte grinsen, weil der lärmempfindliche Fuchs sich hier möglichst schnell wieder aus dem Staub machte.
    Ich wußte nicht, daß es in Sydney trotz allem ein Feuerwerk gab und höre es jetzt mit Entsetzen.
    Wollte man sich damit ablenken oder was sollte das?
    Ach, ich verstehe so vieles nicht mehr, was ringsum in der Welt geschieht, liebe Anna-Lena

    Ganz herzlich, Bruni, müde vom Tag

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    • Anna-Lena schreibt:

      Es war ein wunderbares Schauspiel. Auch die Fuchsflucht hätte ich gerne gefilmt, es war schon spaßig, aber alles aus weiterer Entfernung nur mit der „Handtaschenkamera“ ist ein sehr hoher Anspruch 😆 ! So kann ich wenigstens berichten .-) .

      Nicht-verstehen, liebe Bruni, mir geht es nicht anders.

      Einen gute-Nacht-Gruß dir!

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  10. ernstblumenstein schreibt:

    Business as usual! Es geht mir genau gleich wie dir, meine Liebe. Und nicht nur das – vom Klimawandel ganz zu schweigen!

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