Alltag – das Immerwiederkehrende (8)

Wenn ich an Ulli Gaus Projekt denke, erschrecke ich jedes Mal: Wie, schon wieder ein Monat um? Ich denke, es wird euch nicht viel anders gehen, oder?

Neulich fand ich zwei Zitate, von denen ich allerdings nicht weiß, auf wen sie zurückgehen.

„Schrei vor Glück – oder schick’s zurück!“

„Kaufst du noch oder retournierst du schon?“

Dass der Online-Handel boomt und man kaum bequemer einkaufen kann, ist keine neue Weisheit. Ich selber nehme mich da nicht aus, denn wer ländlich wohnt, weiß, dass die Geschäfte nicht auf den Bäumen wachsen und nicht immer hat man Zeit und Lust, in das nächste Einkaufszentrum zu fahren.

Trotz der Bitte, keine Werbung in den Briefkasten zu stecken, quellen die Briefkästen über, bald darauf die Papiertonnen und die Paketboten rennen von Haus zu Haus, in der Hoffnung, jemanden anzutreffen, der sie von der Last der vielen Pakete befreit.

Dass die Angestellten der Post oder auch die vielen Subunternehmer dadurch noch mehr Stress bei ohnehin nicht üppiger Bezahlung haben, ist auch bekannt.

Und wir, die wir solche Bequemlichkeiten oft zu gern in Kauf nehmen, uns beliefern lassen und bei Nichtgefallen und anderen Passform- und sonstigen Mängeln ja alles wieder zurückschicken, regen uns obendrein noch auf, wenn das Parken in zweiter Spur zu Verkehrsstau führt.

Wie viele Gedanken machen wir uns in diesem Zusammenhang eigentlich über die vielen Klein- und Mittelbetriebe, die durch den boomenden Onlinehandel zunehmend in Existenznot geraten?

Gerade nach den Wahlen des vergangenen Wochenendes (bei uns gab es auch Kommunalwahlen), hört man plötzlich Stimmen, dass die Fridays-for-Future-Bewegung ja doch was gebracht hat und lobt so manchen einst vermeintlich schwänzenden Schüler plötzlich in den Himmel. Der Klimaschutz ist ein Dauerbrenner!

Und wir? Denken auch wir hinreichend darüber nach, dass unsere Konsumgewohnheiten, was den Online-Handel und die ‚ich-kann-ja-zurückschicken-Mentalität’ alles andere als positiv für unser Klima sein könnte?

Ich wünsche uns allen ein wenig mehr Augenmaß und Selbstreflexion.

© G. Bessen, Fotos: pixabay

Über Anna-Lena

Lehrerin im Un-Ruhestand, mit vielen Hobbys, die nichts mit dem Beruf zu tun haben. Ich lese viel, schreibe gern selber und fotografiere, was mir vor die Linse kommt.
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37 Antworten zu Alltag – das Immerwiederkehrende (8)

  1. karlswortbilder schreibt:

    Zitante hat heute den passenden Tagesspruch dazu : https://www.zitante.de/startseite/home…./
    lg
    karl

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  2. Arno von Rosen schreibt:

    Guten Morgen liebe Anna-Lena! Du hast natürlich recht. Wir sollten uns in erster Linie nicht die Gedanken über andere Umweltsünder machen, sondern über uns selbst. Obwohl das Netz sozusagen mein Arbeitgeber ist, bin ich doch lieber auf meinen Beinen unterwegs, um mich zu beschenken. Zwei bis drei mal im Jahr bringt der Paketbote mir persönlich etwas, die anderen 250 mal nehme ich für Nachbarn die Pakete entgegen, damit er nicht alles wieder ins Lager schleppen muss. Vor 10 Jahren war noch regelmäßig ein kleines Schwätzchen drin, aber das ist lange vorbei. Wir hetzen diese Menschen, bis sie dem Druck erliegen und skrupelose Arbeitgeber quetschen auch das letzte bisschen Leistungsfähigkeit aus den Mitarbeitern heraus, für ein paar Cent mehr Gewinn. Inzwischen glänzen selbst die Einkaufszentren mit leeren Schaufenstern, denn alles per Smartphone zu bestellen, egal wann und wo, ist ein gefährlicher gedankenloser Trend geworden.

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    • Anna-Lena schreibt:

      Lieber Arno,
      ich danke dir sehr für deine Ergänzungen und Erfahrungen, die ich teile.
      Die digitale Welt hat uns fest im Griff, es ist auch nicht alles schlecht und sollte wieder abgeschafft werden, aber der verantwortungsbewusste Umgang mit einem Rundumblick scheint immer mehr aus dem Lot zu kommen.

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  3. beaneu schreibt:

    Ja, da nehme ich mich auch nicht aus und stimme ich dir zu.
    Es ist gar nicht so leicht, die Gewohnheiten zu durchbrechen aber jeder kleine Schritt in die richtige Richtung bringt etwas!

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  4. Anna schreibt:

    Grundsätzlich stimme ich dir zu, liebe Anna-Lena. Für meinen Attag ist aber der Online-Handel teilweise nicht nur unabdingbar, sondern auch sinnvoll. In einem Dorf lebend müsste ich für vieles, was ich brauche, weite Strecken fahren. Bus und Bahn – vergiss es… Da ist Onlineeinkauf in der Ökobilanz ganz sicher besser.
    Dass die Paketzusteller einen schweren Job haben, ja, das erlebe ich auch. Habe mich mich schon öfter mit ihnen darüber unterhalten. Die Arbeitswelt wird insgesamt immer härter. Leider… Schlimm ist das.
    Herzliche Grüße von Anna

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    • Anna-Lena schreibt:

      Ich teile deine Überlegungen, liebe Anna, wohne ich ja auch dörflich. Mir geht es ja nicht um die Abschaffung der Bequemlichkeiten, die ja auch sinnvoll sind, sondern um die Folgen und da können wir einiges tun, wenn wir maßvoll bleiben und den Blick für die negativen Auswirkungen behalten.

      Ich bin auch über die Flut der Pakete, die ich fast täglich für andere annehme und die Hetze, mit der unsere Paketboten durch die Gegend laufen wie auch im persönlichen Gespräch zu diesen Überlegungen gekommen.

      Hab ein schönes Wochenende und liebe Grüße dir!

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  5. Ministrolch schreibt:

    Ja, ich würde gerne im ortsansässigen Geschäft kaufen, aber die Geschäfte sind ausgestorben. Ich bin überhaupt kein Bestelltyp – möchte die Ware anfassen und an Ort und Stelle vergleichen. Also fahre ich in die nahe Großstadt. Vor kurzem wollte ich mir eine Tischdecke kaufen. Ich bekam sie nicht mal in einem größeren Kaufhaus. Im hörte ich, das führen wir schon lange nicht mehr, im anderen erklärte mir die Verkäuferin, dass die Tischdesigner keine Tischdecken mehr auf ihren schönen Tische haben wollen. Dehalb auch da Fehlanzeige.
    Nein, ich habe trotzdem nicht bestellt. Ich habe meine Tischdecke an einem Stand auf dem Vatertagsnmarkt gefunden. Der Verkäufer meinte, solche Kunden wie mich bräuchte er mehr. Aber gerne doch, ich freue mich immer, wenn jemand das verkauft, was ich suche.

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    • Anna-Lena schreibt:

      Ich wohne ja auch sehr ländlich und danke dir für deine Anmerkung, die ich gut nachvollziehen kann. Ich pflege immer noch alte und z.T. bestickte Tischdecken, obgleich ich bei jedem Bügeln laut fluche 😆 …

      So, wie viele keine Tischdecken mehr auflegen wollen, brauchen viele keinen Garten mehr, ziehen trotzdem ins Grüne und pflastern sich entweder alles zu oder legen Kunstrasen, den sie nicht mähen müssen.

      Einen lieben Gruß und ein schönes Wochenede,
      Anna-Lena

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  6. Ulli schreibt:

    Liebe Anna-Lena, ich bestelle zwar auch ab und an, aber insgesamt schaue ich lieber in den Geschäften, mache dann eben, wenn es nötig ist, eine längere Einkaufsfahrt.
    Was mich aber wirklich zunehmend fertig macht, sind die modernen Arbeitsbedingungen, das geht gar nicht!
    Ich danke dir von Herzen für deinen Beitrag, über den man ruhig noch einmal nachdenken kann.
    Liebe Grüße
    Ulli

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    • Anna-Lena schreibt:

      die modernen Arbeitsbedingungen – ja, liebe Ulli, auch das ist ein ganz wunder Punkt, nicht nur hier bei uns, sondern in allen Ländern, wo der moderne Sklavenhandel blüht …

      Herzlichst,
      Anna-Lena

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  7. Werner Kastens schreibt:

    Wenn ich überlege, was ich tatsächlich im Internet bestelle dann sind das recht wenige Dinge:
    • Tickets für Konzerte oder Eishockeyspiele (weil es bei uns auf dem Dorf keine Ticket-Shops gibt)
    • Ersatzteile für ältere Sanitäranlagen oder sonstige Geräte: weil der sogenannte Fachhandel zwar erreichbar ist, aber kein fachkundiges Personal mehr aufbietet und Lagerhaltung – wegen der Kosten – ganz klein geschrieben wird. Oftmals wird man auch abgewimmelt mit: gibt es nicht mehr. Wobei man dann zu Hause im Internet doch fündig wird. Bei den Apotheken kommt hinzu, dass ich nicht einsehe, den eine 40%ige Marge zuzugestehen für Medikamente, die sie meist nicht auf Lager haben, sondern erst am nächsten Tag.
    • „Lieferung frei Haus“ ist auch ein Argument, schwere Sonderangebote nicht selbst schleppen zu müssen
    • Und wo kann ich günstiger Bücher kaufen, als im Internet?
    • meine Frau bestellt dann schon mal Kosmetika auch übers Internet, weil sie da trotz Lieferkostenaufschlag günstiger sind.

    Also für mich und die meisten Leute, die ich kenne, trifft es nicht zu, dass wir den Einzelhandel „abwürgen“. Der würgt sich meist selbst ab durch s.o.

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    • Anna-Lena schreibt:

      Ich denke, bei allem, was man dabei beachten sollte, ist einmal die eigene Möglichkeit der Einkaufs- und Beschaffungsgelegenheiten und dass man auch an den ansässigen Handel denkt.

      Wie in allen Dingen des Lebens sollte auch hier ein gutes Augenmaß entscheiden.

      Ich grüße dich herzlich,
      Anna-Lena

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  8. www.wortbehagen.de.index.php schreibt:

    Das einzige, was ich manchmal bestelle, ist ein Buch, ansonsten bin ich ein Online-Bestell-Muffel, weil ich dabei die Gespräche vermisse, das Bummeln, die Geschäftchen, die kleinen, die ich liebe und die ich nicht missen mag, das Aussuchen.
    Die Flut der Pakete ist ungeheuer und ich verstehe es nicht, nehme aber für die Nachbarn an und wundere mich, wer alles online bestellt.

    Herzlich, Bruni am Samstagabend schon wieder spät

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  9. alltagschrott.ch schreibt:

    Ein Umdenken findet statt, ein schlechtes Gewissen schleicht sich ein… im zweiten Schritt müssen wir bereit sein, die , nicht immer bequemen, Konsequenzen zu ziehen. Auch ich arbeite daran… Liebe Grüße. Priska

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  10. suebilderblog schreibt:

    Ich muss zugeben, ich habe mir gestern Sandalen bestellt….., hatte ein ganz bestimmtes Paar im Kopf und bin ca. 30 km zu einem hier ansässigen Outlet gefahren, die dieses Modell in meiner Größe natürlich nicht hatten, tja da blieb dann nur die Bestellung. Ein wenig schlechtes Gewissen habe ich schon, erst habe ich den Sprit verfahren und dann doch bestellt….doch sag mir einen, der das nicht macht….. besonders auf dem Land.
    Letztendlich kaufe ich Kleidung und Schuhe aber am liebsten im Geschäft, wo ich es anprobieren kann und meist mache ich das auch.
    Doch was machen wir, wenn die Großstädte wirklich eine Citymaut einführen…..dazu die Parkgebühren…..dann wird wohl noch mehr bestellt und die kleinen Läden bleiben auf der Strecke.
    Nachdenkliche Grüße
    Susanne

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    • Anna-Lena schreibt:

      Die Situation ist ein wenig vertrackt und ich kann deine Argumentation mühelos nachvollziehen. Der Preis der digitalen Welt ist immens hoch und wir werden dafür auch zur Rechenschaft gezogen, denn für so vieles sind die Weichen gestellt, dass nur ein radikales Umdenken und eine Neuorientierung unseren Planeten erhalten kann.

      Auch dir liebe Grüße
      Anna-Lena

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  11. Gudrun schreibt:

    Liebe Anna-Lena, ich kann ganz schlecht laufen und bin froh, wenn ich mir bestimmte Dinge im Netz bestellen kann. Allerdings habe ich fast keine Retouren. Ich besitze kein Auto, wöllte auch keines haben und da finde ich das ganz in Ordnung. Ach ja, ich überlege mir allerdings schon, was und wo ich bestelle. Vor Glück musste ich noch nie schreien.
    Liebe Grüße

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    • Anna-Lena schreibt:

      Liebe Gudrun,

      ich will das online-Bestellen weder verteufeln noch abschaffen, ich tue es ja auch, aber bewusst und meist genau wissend, was ich will.

      Mach dir deshalb bitte keine Gedanken, ich glaube, du bist ohnehin ein Mensch, der sehr nachhaltig denkt und auch lebt.

      Einen lieben Gruß zu dir,
      Anna-Lena

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  12. Agnes schreibt:

    Beim Umweltschutz kann nur jeder bei sich selber anfangen, durch Gesetze läßt sich nicht alles regeln. Aber leider denken zu viele Menschen nicht darüber nach was sie ändern könnten. Oder ist es nur Bequemlichkeit?
    LG
    Agnes

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    • Anna-Lena schreibt:

      Seit den Ergebnissen der Europawahl und seitdem ein massiver Rechtsruck in vielen Ländern zu spüren ist, scheint mir doch, dass der Weckruf bei einigen mahr als sonst angekommen ist.

      Besser spät als nie, oder? 🙂

      Einen lieben Gruß an dich,
      Anna-Lena

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  13. Silberperlen schreibt:

    Ein ungutes Gefühl bleibt manchmal schon, wenn wir etwas bestellen. Leider bekommt man nicht alles vor Ort und je älter wir werden, umso eher greifen wir auf diese bequeme Methode zurück.
    LG
    Barbara

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  14. xxxxxxxxxxxxxxxxxxx schreibt:

    Es gibt 2 Firmen, bei denen muss ich ab und an bestellen. Tatsache ist, dass ich noch nie etwas zurückgeschickt habe und die Bestellung passiert genau einmal pro Jahr. Aber, es fällt mir auf, dass der Paketbote bzw. mehrere tagtäglich bei Nachbarn vorfährt. Das ist kein Witz.

    Doch, ich mache mir schon Gedanken um meine Umwelt, um mein Verhalten, aber auch, dass eigentlich gar nichts mehr voran geht. Wir hätten so vieles zu tun. Innerstaatlich mal vor allem. Und wenn dann das wichtigste Projekt von allen gegen die Wand fährt, so wie gestern, dann überlegt die Politik bereits wie sie uns noch anderweitig abkassieren kann. Und dann bilden sie einen Arbeitskreis.

    Aber am meisten betrübt mich die Gleichgültigkeit bzw. Langsamkeit gegenüber dem Klimawandel, der Natur, und das Stillhalten und Dulden der Betrügereien von Konzernen.

    Man könnte ein Buch schreiben.

    Lieben Gruß, Brigitte

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    • Anna-Lena schreibt:

      Liebe Brigitte, schön, dass du wieder mal hier bist.
      Ja, ich unterschreibe jeden deiner Sätze. Die Erfahrung mit Paketboten teile ich, unglaublich, was so manche Leute in unserer Straße so alles bestellen!

      Was unsere Umwelt betrifft, halte ich es schon für fünf nach zwölf und denke, nur eine gemeinsame Schadensbegrenzung aller! kann noch etwas aufhalten. An eine Rettung dieser Welt glaube ich nicht mehr – leider! Schade für die Zukunft folgender Generationen und all der Tier- und Pflanzenarten, denen förmlich schon das Wasser abgedreht worden ist.

      Einen lieben Gruß zu dir,
      Anna-Lena

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