Heather Morris: Der Tätowierer von Auschwitz
„Lale wurde unter dem Namen Ludwig Eisenberg am 28. Oktober 1916 in Krompachy (Krompach), Slowakei, geboren. Am 23. April 1942 wurde er nach Auschwitz deportiert und erhielt dort die Häftlingsnummer 32407.“ (S. 291)
In dem Glauben, in Auschwitz Arbeit zu bekommen und somit seiner Familie zu helfen, stellte sich Lale den Nazis und gelangte so in das KZ, in dem er drei Jahre lang lebte und mit List und viel Glück irgendwie überlebte. Erst 50 Jahre später, nach dem Tod seiner Frau Gita, entschloss sich Lale, seine Geschichte einer Bekannten zu erzählen, die aus seinen Erinnerungen, Erzählungen und ihren eigenen Recherchen diesen packenden Roman schrieb, eine Geschichte, geprägt von einem Kampf ums Überleben und einer großen Liebe.
Lale konnte diesen Wahnsinn in Auschwitz nur überleben, indem er aus Menschen Nummern machte. Nachdem er eine Typhuserkrankung nur knapp überlebt hatte, wurde er zum Haupttätowierer des Lagers, nicht zuletzt, weil er mehrere Sprachen sprach und schnell lernte, wie man es anstellen musste, um nicht aufzufallen und damit zu überleben. Unzähligen Mitgefangenen stach er die fünfstelligen Zahlen in die Unterarme, das Symbol für die unvorstellbaren Gräueltaten der Nazis.
Dank seiner Position für den politischen Teil der SS zu arbeiten, genoss er die Vorteile von Zusatzrationen und einem Einzelzimmer. Doch die Angst blieb sein ständiger Begleiter, wenn er durch seine cleveren Nebeneinkünfte in Form von Geld und Schmuck von anderen Gefangenen, die sonst den Nazis in die Hände gefallen wären, Nahrung und Medikamente für Mitgefangene und auch für sich besorgen konnte. Mehrfach entkam er den Drohungen Josef Mengeles, der ihn als Versuchskaninchen anvisierte.
Auch dem Mädchen Gita aus dem Frauenlager Birkenau, tätowierte Lale eine Nummer ein und verliebte sich sofort in sie. Seine charmante Art und viele Extrarationen in Form von Essen öffneten ihm so manche Tür, so dass sich Lale und Gita so oft wie möglich an Sonntagen sehen konnten und sich gegenseitig Mut machten, dieses Lager für eine gemeinsame Zukunft zu überleben.
1945 mussten die Nazis Ausschwitz räumen. Gita und ihre Freundinnen wurden mit unbekanntem Ziel abtransportiert und Lale konnte auf Umwegen in seine Heimatstadt zurückkehren. Den Weg nach Hause bezahlte er mit Geld und Schmuck anderer. Beide verloren sich aus den Augen.
Lale fand sein Elternhaus und seine Schwester wieder, die mittlerweile mit einem Russen verheiratet war und Lale nahm später dessen Familiennamen an. Von seinen Eltern hat er nie wieder etwas erfahren.
Gita und er trafen sich in Pressburg wieder, heirateten 1945 und bekamen sehr viel später einen Sohn. Sie lebten von den Einnahmen eines Textilgeschäftes und unterstützten finanziell den jungen Staat Israel, bis diese Transaktionen aufflogen.
Von der Slowakei flüchteten sie über Wien nach Paris und ließen sich endgültig in Melbourne nieder, um endlich zur Ruhe zu kommen. Bis zu Gitas Tod hatte Lale ihre gemeinsame Vergangenheit geheim gehalten.
Gita (geboren 1925) starb im Oktober 2003 und Lale im Oktober 2006.
Taschenbuch, 304 Seiten,
Erscheinungsdatum: 01.08.2018 im Piper-Verlag
ISBN: 978-3-492-06137-7
Preis: 16,00 €
Ich stelle mir die Lektüre als sehr deprimierend vor, da ja offenbar der Unterschied zwischen Opfer und Täter leicht zu verschwimmen scheint. Kann da die Identifizierung mit der Hauptfigur gelingen?
Liebe Grüße
Helmut
LikeGefällt 1 Person
Kann es, lieber Helmut. Das Thema ist an sich ja sehr belastend und deprimierend, aber die Tatsache, dass es den Protagonisten gelang zu überleben, war der Hoffnungsschimmer, der den Roman durchzog. Und die Gefühle fahren mitunter Achterbahn. Ich habe ihn gern gelesen.
Einen lieben Gruß
Anna-Lena
LikeGefällt 1 Person
Was für eine Geschichte. Deine Zusammenfassung hat mich gepackt.
Liebe Grüße. Priska
LikeGefällt 2 Personen
Mich hat dieser Roman auch gepackt, obwohl es keine leichte Kost ist.
Herzlich,
Anna-Lena
LikeGefällt 1 Person
Bestimmt ein gutes Buch, aber zur Zeit suche ich eher Entspannendes, liebe Anna-Lena
Hier würde ich mal wieder im giftigen Schlamm eines Vernichtungslagers landen und das traue ich mir jetzt gerade nicht zu…
Liebste Grüße von Bruni
LikeGefällt 1 Person
Man braucht schon starke Nerven für so ein Buch und die hat man nicht immer, das sollte man sich auch einfach eingestehen. Mein nächstes Buch wird daher auch wieder ‚leichte Kost‘ sein.
Gute-Nacht-Grüße von mir zu dir,
Anna-Lena
LikeGefällt 1 Person