In memoriam

Vor 74 Jahren wurden die Häftlinge des  ehemaligen KZ Sachsenhausen in Oranienburg befreit. Das Konzentrationslager Sachsenhausen wurde vor den Toren der Stadt Oranienburg in einem Waldgebiet 1936 von Häftlingen errichtet. Dazu rodeten sie etwa 80 ha Wald und errichteten mehr als 100 Gebäude mit unterschiedlichen Funktionen. Nach dem KZ Dachau war Sachsenhausen war das zweite Konzentrationslager der Nazis.

Ein heute etwa 400 ha großer Komplex in Form eines Dreiecks erinnert an die unrühmliche Vergangenheit des ehemaligen KZ Sachsenhausen in Oranienburg.  Mehr als  200 000 Menschen aus verschiedenen europäischen Ländern wurden hier inhaftiert. Zehntausende von ihnen verloren durch Hunger, Zwangsarbeit, Misshandlung oder Mord ihr Leben. Fluchtversuche endeten nicht selten tödlich.

In einer Massenerschießungsanlage von 1941 wurden Tausende sowjetischer Kriegsgefangene hingerichtet.

Fotos: G. Bessen April 2019

Zwölf kalte, dünne Schläge der Turmuhr wecken mich.
Kein Klang, keine Wärme in ihnen bergen und decken mich.
Bellende Hund um Mitternacht schrecken mich.
Armseliges Geläute
trennt ein armes Gestern vom armen Heute.

Ob ein Tag sich zum andern wende,
der nichts Neues, nichts Besseres fände,
als dass er in Murzem wie dieser ende,-
Was kann mir’s bedeuten?
Ich will die Wende der Zeiten sehen,
wenn leuchtende Zeichen am Nachthimmel stehen,
neue Glocken über Völker gehen
und läuten und läuten.

Ich warte auf jene Mitternacht,
in deren schrecklich strahlender Pracht
die Bösen vor Angst vergehen,
die Guten in Freude bestehen.

Bösewicht, tritt ins Licht, vor Gericht.

Trug und Verrat, arge Tat, Sühne naht.

Mensch, o merke, heilige Stärke ist richtend am Werke.

Jauchzt und sprecht: Treue und Recht einem neuen Geschlecht!

Himmel versöhne zu Frieden und Schöne die Erdensöhne.
Erde, gedeih‘, Mensch werde frei, sei frei!

© Dietrich Bonhoeffer aus seinem Tagebuch im KZ-Flossenbürg:
„Auf dem Weg zur Freiheit“

 

 

 

 

Quelle

Über Anna-Lena

Lehrerin im Un-Ruhestand, mit vielen Hobbys, die nichts mit dem Beruf zu tun haben. Ich lese viel, schreibe gern selber und fotografiere, was mir vor die Linse kommt.
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27 Antworten zu In memoriam

  1. Linsenfutter schreibt:

    Das war eine schlimme Zeit, die man nie wieder vergessen sollte, aber wenn ich mich so umschaue ……

    Gefällt 4 Personen

  2. Christiane schreibt:

    Kleine Korrektur: Das KZ Dachau bestand ununterbrochen ab 1933, es ist also älter.
    Dein Erschrecken und das Gedenken teile ich. Nie wieder!
    Liebe Grüße
    Christiane

    Gefällt 1 Person

  3. Ulli schreibt:

    Danke Anna-Lena, fürs Erinnern, auch für die Zeilen von Dietrich Bonnhoeffer, was für ein integrer Mann!
    Liebe Grüße
    Ulli

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  4. www.wortbehagen.de.index.php schreibt:

    Es war das erste, der schlimmen und schlimmsten? Furchtbar, was ein krankes Gehirn gebar und so viele machten aktiv mit und einer übertraf den anderen an Grausamkeit…
    Die dunkle Seite war geweckt und sie tobte sich aus. Menschen, die helfen wollten, mußten es im Verborgenen tun, sonst wären sie auch vernichtet worden.
    Und das Elend der armen Menschen nahm und nahm kein Ende. Jedes Jahr war eines zu viel und immer wieder aufs neue bin ich betroffen und fasse es nicht, daß es kein Horrorfilm war, sondern die pure grausame Realität, liebe Anna-Lena

    Liebe Grüße von Bruni an Dich

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    • Anna-Lena schreibt:

      Es ist immer wieder schwer zu ertragen, liebe Bruni, wenn man länger darüber nachdenkt oder wie in dieser Gedenkstätte verweilt, als bliebe einem die Luft im Halse stecken.
      Hoffen wir, dass es nie wieder zu solchen Gräueltaten kommt.

      Mit lieben Grüßen zu dir,
      Anna-Lena

      PS: Christiane hat mich korrigiert und ich habe es auch im Text geändert: es war das zweite, nach Dachau.

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      • www.wortbehagen.de.index.php schreibt:

        Dachau ist eigentlich auch das, an was man als erstes denkt…
        Aber es ist völlig egal, welches zuerst da war, eines war schon viel zu viel und es geht einfach über meinen Horizont, dass im viel besprochenen Volk der Dichter und Denker so etwas geschehen konnte.
        Ich würde so gerne sagen, ich kenne niemanden, der an solchen Greueltaten beteiligt gewesen wäre… und doch sehe und höre ich immer wieder Worte, die mir eine Denkweise bestätigen, die es niemals geben dürfte!!!

        Einen erholsamen Sonntag Dir, Du Liebe

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        • Anna-Lena schreibt:

          Danke, liebe Bruni, für dich auch.
          Ich bin froh am letzten Sonntag in Sachsenhausen gewesen zu sein, bei Sonne und herrlichstem Frühlingswetter.
          Die Veranstaltungen heute dort werden begleitet von Kälte und Regen …

          Liebe Grüße dir und auch einen erholsamen Sonntag für dich,
          Anna-Lena

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  5. meinesichtderwelt schreibt:

    Danke fürs Erinnern 🙏

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  6. freiedenkerin schreibt:

    Es erfüllt mich mit Grausen, wie achtlos und gleichgültig heutzutage mit diesen unfassbaren Verbrechen umgegangen wird. Neulich hat eine fast schon fanatische Tierschützerin den Holocaust mit der Massentierhaltung verglichen – da wäre mir ums Haar die letzte Mahlzeit noch einmal durch den Kopf gegangen…

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  7. Gudrun schreibt:

    Ich war 14 Jahre alt, als zum ersten Mal Sachsenhausen besuchte. Zu Hause sprachen wir über den Nationalsozialismus und in meinen Geschichtsbüchern stand es auch. Aber wenn man da steht, werden Gefühle übermächtig. Sie haben mich nie wieder losgelassen. Getröstet hat mich damals, dass ich glaubte, dass so etwas nie wieder passieren wird. Da bin ich heute nicht mehr sicher.

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    • Anna-Lena schreibt:

      Ich kann deine Gefühle sehr gut nachvollziehen, liebe Gudrun und ich teile ebenso gut deine Bedenken.
      Trotz der Behandlung im Unterricht und gerade an meiner ehem. Schule, die nicht weit vom ehemaligen KZ entfernt liegt, macht sich das rechte Gedankengut überall besorgniserregend breit.

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  8. alltagschrott.ch schreibt:

    Deine Bilder und die geschriebenen Worte geben Gänsehaut. Ein beeindruckender Beitrag, der unter die Haut geht. Liebe Grüße. Priska

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  9. suebilderblog schreibt:

    Das darf man niemals vergessen. Was für eine schreckliche Zeit.
    LG Susanne

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  10. ernstblumenstein schreibt:

    Es ist alles so unglaublich schrecklich. Und Schweizer Industrie-Barone haben sich damals mit Nazi-Geschäften immens bereichert. Liebe Grüsse. Ernst

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    • Anna-Lena schreibt:

      Nicht nur in der Schweiz, lieber Ernst, da haben sich auch andere in verschiedenen Ländern die Taschen prall gefüllt.

      Ich sende dir herzliche Grüße zurück,
      Anna-Lena

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  11. Agnes schreibt:

    Es ist immer wieder unfaßbar, was Menschen Menschen antun können.
    Wir haben einmal Buchwald besucht, das war ein nachhaltiges Erlebnis, was mich lange nicht losgelassen hat. Man kann es nicht glauben was dort passiert ist, so unmenschlich klingt das, und es ist wahr.
    Danke fürs Erinnern und die wundervollen Zeilen von Bonhoeffer dazu.
    Agnes

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    • Anna-Lena schreibt:

      Ich verstehe dich sehr gut, liebe Agnes.
      Derzeit lese ich ein Buch zum Thema, das ich sicher auch hier vorstellen werde. Dabei muss ich aufpassen, dass ich nachts nicht davon träume.

      Einen lieben Gruß dir und schon mal auf diesem Wege ein gesegnetes Osterfest, dir und deinen Lieben ❤ .

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  12. Helmut schreibt:

    Erinnerung und die richtigen Schlüsse zu ziehen aus dem Erinnerten, ist keine leichte Aufgabe!

    Herzlichen Gruß
    Helmut

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