Anja Burkel: Was darf´s denn sein, junger Mann?

Anja Burkel: Was darf´s denn sein, junger Mann?

Mein heutiger Lesetipp

Frederik, ein junger und attraktiver Mann, ist karrierebesessen und hat kein anderes Ziel, als bei seiner Bank zum Senior Manager befördert zu werden. Seine Freundin Leni, selbst engagierte Lehrerin, macht das nicht mehr mit und kündigt die Beziehung auf. Zufällig findet er ein Wohnangebot in der Seniorenresidenz St. Ambrosius und zieht dort ein.

Als Workaholic kann ihm nichts Besseres passieren als ein Rundum-sorglos-Paket, denn nicht nur die Tatsache, dass er sich nicht mehr um die banalen Dinge des Alltages – wie einkaufen, kochen, putzen, waschen oder bügeln – kümmern muss, bekommen ihm Sitztanz, Wassergymnastik und Schonkost ausgesprochen gut.

Die etwas schrille Altenpflegerin Agata muss herhalten, wenn Frederik zu geschäftlichen Terminen beordert wird und eine Freundin mit Option zur Familienplanung an der Seite vorzeigen muss. Dafür erwartet Agata, dass er die älteren Damen und Herren in der Seniorenresidenz ein wenig miteinander in Interaktion bringt und an den regelmäßigen Kaffeefahrten teilnimmt.
Das Experiment gelingt. Frederik bringt durch das Beherrschen der modernen Technik wie Laptop und Tablet so manchen einsamen Menschen per Skype wieder mit der eigenen Familie in Kontakt.

Doch als er seine Beförderung erreicht hat, verliert er sein Interesse an seinem Job und bemerkt erstmalig seine eigene innere Leere.
Mithilfe der Senioren versucht Frederik seine Ex-Freundin Leni zurückzugewinnen, doch vergeblich. Immer mehr passt er sich dem Leben in St. Ambrosius an, bis es ihm schwerfällt, überhaupt noch aufzustehen und einen tieferen Sinn in seinem Leben zu finden.
Erst eine persönliche gesundheitliche Krise macht ihm deutlich, dass das Leben mehr zu bieten hat als Arbeit und Karriere.

Dieses Buch ist ein wirklich lesenswerter Roman.
Mit Frederik und den Menschen in der Seniorenresidenz prallen zwei Welten aufeinander und man hat an manchen Stellen den Eindruck, dass eine Mischung aus Jung und Alt doch eine zukunftsweisende Richtung sein könnte, selbst wenn der Eine auf der Karriereleiter nicht weit genug nach oben kommen kann und ein Anderer nichts anderes mehr im Kopf hat, als die Planung seiner eigenen Beerdigung.

Frederik ist ein Mensch, der für seine Arbeit lebt und alles andere rechts und links übersieht, ja, sogar, zu seinen eigenen Zwecken missbraucht. Dabei ist er nicht unsympathisch, er kann einfach nicht anders.

Es gibt viele komische Situationen und Verquickungen in diesem Roman, die zum Lachen sind und doch offenbart sich auch die tiefe Tragik dieses jungen Mannes, der am Ende ohne seine Senioren ganz alleine wäre.
Das ist das Tiefgründige an diesem Roman, ein Nachdenken über unsere erfolgsorientierte Gesellschaft, unser Karriere- und Leistungsdenken, mit dem Ergebnis der Zunahme psychosomatischer Erkrankungen als Begleiterscheinung unseres heutigen Lebens.

Obwohl die Sprache sehr gewandt, zuweilen sogar überaus witzig ist, viele Sätze mit einer Fülle von Amerikanismen gespickt sind, täuscht sie nicht über die Ernsthaftigkeit und Tiefe hinweg!

Ich habe das Buch sehr gern und mit Freude gelesen und kann es nur wärmstens weiterempfehlen.

Die Taschenbuchausgabe von Anja Burkels Roman erschien im September 2014 im Ullstein-Verlag und ist derzeit nur als e-Book erhältlich.

© G. Bessen

Bildquelle

Buchtrailer

Die Autorin Anja Burkel

Über Anna-Lena

Lehrerin im Un-Ruhestand, mit vielen Hobbys, die nichts mit dem Beruf zu tun haben. Ich lese viel, schreibe gern selber und fotografiere, was mir vor die Linse kommt.
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17 Antworten zu Anja Burkel: Was darf´s denn sein, junger Mann?

  1. Beate Neufeld schreibt:

    Liebe Anna-Lena,
    ich danke dir für den Lesetipp. Das Taschenbuch habe ich mir soeben gebraucht bestellt und bin gespannt auf die Lektüre.
    Einen schönen Tag wünsche ich dir.

    Gefällt 2 Personen

  2. E schreibt:

    Das hört sich so lesenswert an, trotz eines Rückstaus an noch zu lesenden Büchern in meinem Regal, werde ich mir dieses Buch bestellen.
    Ich wünsche dir eine schöne Zeit
    Elke

    Gefällt 1 Person

  3. meinesichtderwelt schreibt:

    Danke für den Tipp, hab erkältungsbedingt grad ein Zeitfenster, mal sehen, ob ich das EBook herunterladen kann, liebe Grüße zu dir

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  4. www.wortbehagen.de schreibt:

    Es scheint mir ein gescheites Buch zu sein, Humor und Liebenswertes mit Weisheit verquickt, und ich werde es ganz oben auf meine Liste setzen, liebe Anna-Lena
    Liebe Grüße an Dich von mir ♥

    Gefällt 1 Person

  5. www.wortbehagen.de schreibt:

    Bei mir ist schon Abend 🙂

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  6. www.wortbehagen.de schreibt:

    *lach*,da bin ich aber froh jetzt

    Lieber Abendgruß an Dich

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  7. suebilderblog schreibt:

    Hört sich sehr interessant an!!!
    LG Susanne

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