Breslau/Wroclaw (8) und Ausklang

Breslau hat viele bekannte und bedeutende Persönlichkeiten hervorgebracht. Dietrich Bonhoeffer hatte ich schon erwähnt. Die für mich seit vielen Jahren bedeutendste und beeindruckendste Breslauerin ist Edith Stein.

Als Tochter einer jüdisch-orthodoxen  Familie wurde sie als jüngstes von 11 Kindern 1891 geboren. Ihre früh verwitwete Mutter führte den familiären Holzhandel weiter, so dass jedes Kind eine solide Ausbildung bekam.

Edith, hoch begabt, legte 1911 ein sehr gutes Abitur ab und studierte von 1911-1915 Psychologie, Germanistik, Geschichte und Philosophie auf Lehramt  in Breslau und Göttingen. 1916 promovierte sie zur Dr. phil an der Universität Freiburg. Zur Habilitation wurde sie nicht zugelassen, weil sie eine Frau war.

Zwischen 1919 und 1933 lehrte sie in Breslau, Speyer und Münster, hielt Vorträge und machte sich auf Kongressen im In- und Ausland einen Namen.

Edith Stein stammte aus einem traditionell religiösen Elternhaus und bezeichnete sich selbst als Atheistin. Die Autobiografie der Theresa von Avila (1515-1582), einer spanischen Kirchenlehrerin, Ordensfrau und Mystikerin, führten zu einer einschneidenden Wende in Edith Steins Leben, sie ließ sich am 1.1.1922 taufen und in die röm.-kath. Kirche aufnehmen.

Ein Jahr später siedelte sie nach Speyer um und unterrichtete dort an einer Schule der Dominikanerinnen, später an einem katholischen Institut in Münster.

Nach der Machtübernahme der Nazis 1933 wurde auch der Druck auf Edith Steins Tätigkeit in der Öffentlichkeit größer und sie gab ihre Stelle in Münster auf.

Im Oktober 1933 trat sie in Köln in den Karmel Maria vom Frieden ein und erhielt zur Einkleidung den Ordensnamen Theresia Benedicta a Cruce. Ediths Schwester Rosa ließ sich ebenfalls taufen und lebte als Gast im Karmel in Köln.

1938 siedelten beide, Edith und Rosa, in den Karmel nach Echt in Holland über. 1942 wurden beide Schwestern von der Gestapo verhaftet, nach Auschwitz-Birkenau deportiert und dort  am 9. August 1942 in der Gaskammer ermordet.

Am 1.Mai 1987 wurde Edith Stein in Köln von Papst Johannes II selig- und im Oktober 1998 in Rom heiliggesprochen.

Edith Stein hat der Nachwelt ein umfangreiches Schriftgut hinterlassen.

 

 

 

Angaben zum Leben Edith Steins aus Wikipedia, ebenso das Foto von ihr
Fotos des Stolpersteinses und des Schuh-Denkmales von pixabay

Über Anna-Lena

Lehrerin im Un-Ruhestand, mit vielen Hobbys, die nichts mit dem Beruf zu tun haben. Ich lese viel, schreibe gern selber und fotografiere, was mir vor die Linse kommt.
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29 Antworten zu Breslau/Wroclaw (8) und Ausklang

  1. karlswortbilder schreibt:

    Mögen die Reisen auch kurz sein, aber man bekommt immer viele Eindrücke, die das Leben reicher machen. Danke, dass du uns mitgenommen hast.
    lg
    karl

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  2. meinesichtderwelt schreibt:

    Danke fürs virtuelle Mitnehmen, hab ich sehr gerne gelesen 🙏

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  3. alltagschrott.ch schreibt:

    Ich habe Gänsehaut. Was für eine berührende Biografie ❤️
    Herzlich. Priska

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  4. Arno von Rosen schreibt:

    Den Toten nützen die Denkmäler nichts, den Lebenden bedeuten sie oft wenig und den Tätern werden sie nie gezeigt. Mir kommen Denkmäler und Titel oft so vor, als ob man mit ihnen eine Art Absolution erhalten wolle, um das Geschehene hinter sich lassen zu können. Danke für deine interessante Reiseführung liebe Anna-Lena!

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    • Anna-Lena schreibt:

      Da gehe ich nicht so ganz konform mit dir. Denkmäler sind wichtige Erinnerungen an Menschen, die man sonst vielleicht gar nicht kennen würde.
      Sicher, den Toten nutzen sie nicht mehr, das ist klar.
      Die Stolpersteine finde ich auch eine ganz wichtige und gute Geste, wirklich innezuhalten und sich daran zu erinnern, dass so etwas nie wieder geschehen darf.

      Gerne und danke für dein Mitgehen, lieber Arno 🙂 .

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  5. Dankeschön für diesen Einblick in das Leben von Edith Stein. Zugegeben, ich kannte sie nicht, aber das ist ja hier das Schöne, dass andere Beiträge schreiben, die dazu führen, sich mit etwas oder jemanden näher zu beschäftigen. Übrigens kenne ich Bonhoeffer, der ja dasselbe Schicksal erlitt wie Edith Stein, auch er wurde vom NS-Regime hingerichtet . Sein geistliches Gedicht „Von guten Mächten wunderbar geborgen“ wird aber noch heute häufig in Gottesdiensten gesungen und ich selbst habe es während meiner Zeit im Kirchenchor geliebt. Er macht unendlich traurig und gibt trotzdem Hoffnung. Ich finde, er passt gerade heute sehr gut. Liebe Grüße, Sigrid

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    • Anna-Lena schreibt:

      Dieses Bonhoeffer-Lied mag ich sehr gerne und habe es auch bei Beerdigungen schon gehört. Der Text steht auch in kath. Gesangsbüchern. Ja, auch er war ein sehr interessanter Mensch.
      Freut mich, dass ich dir Edith Stein etwas näher bringen konnte 🙂 .

      Mit herzlichen Grüßen
      Anna-Lena

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  6. Meermond schreibt:

    Ausklang? Bitte mehr, liebe Anna-Lena!

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  7. cosmea49 schreibt:

    Ich wusste natürlich, dass sie heilig gesprochen worden war.

    Es ist ja nicht zu fassen, wie Frauen immer behandelt wurden – wurde nicht zur Habitilation zugelassen, weil sie eine Frau war. Kluge Frauen hatten es schon immer schwer, und das führt sich fort. Bis heute.

    Eine beeindruckende Persönlichkeit, fand ich schon immer.

    Ein schöner Abschluss deiner Breslau-Berichte und ja, ich gehe einig mit dir. Auch ich bin bei Kurzreisen immer schon aufmerksamer gewesen, lange Reisen beginnen mich nach einer Woche extrem zu langweilen.

    Herzlichen Gruß, Brigitte

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    • Anna-Lena schreibt:

      Von der Gleichheit zwischen Frau und Mann sind wir immer noch weit entfernt und doch haben wir es hier besser als Frauen in anderen Ländern.

      Ja, sie ist eine interessante Frau gewesen, ich habe ihre Biografie schon vor vielen Jahren gelesen und vor nicht langer Zeit die der Theresa von Avila die ihrer Zeit auch weit voraus war.

      Schön, dass du ‚mitgereist‘ bist, liebe Brigitte.
      Herzliche Grüße zu dir,
      Anna-Lena

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  8. bruni8wortbehagen schreibt:

    Liebe Anna-Lena,
    wundervoll, wie Du hier von Edith Stein berichtest.
    Ihren Namen kennen wir alle und doch so wenig aus ihrem Leben. Sie lebte in einer Zeit, die für sie mit dem klugen Geist viel zu gefährlich wurde und leider konnten sie und ihre Schwester Hitlers Schergen nicht entkommen. Noch heute kann ich es nicht fassen, wenn ich wieder die Geschichte eines Lebens höre, das durch diese Menschenmörder gewaltsam beendet wurde.

    Herzlichst Bruni, kurz vor dem Zubettgehen

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  9. Helga/Rheinland schreibt:

    Liebe Anna-Lena
    In unserer Kreisstadt Siegburg befindet sich das Edith-Stein-Exerzitienhaus, in dem Besinnungstage verbracht werden können. Ich stand oft vor dem Standbild der hl. Edith Stein im Innenhof des Klosters und befasste mich auch mit ihrem Leben und Wirken.
    Ich danke Dir für diese umfangreiche und berührende Information über Edith Stein! Es ist so wichtig, an diese Menschen und ihre Schicksale zu erinnern.
    Ein Gruß von Helga

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    • Anna-Lena schreibt:

      Die Pfarrei, zu der ich gehöre, wird von Karmeliten geführt, von daher bin ich auch damit vertraut. Aber ihr Leben hat mich schon sehr früh beeindruckt und ich halte die Erinnerung daran auch für ganz wesentlich.

      Danke dir für deinen Kommentar und schicke dir herzliche Grüße zurück,
      Anna-Lena

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  10. Ein Leben voller Wandel ,ein Leben voller Erfüllung,dass leider ein tragisches Ende fand.Danke,liebe Anna-Lena für das Aufzeigen dieses Seins.Was für ein Mensch,diese Edith Stein .Bewundernswert.Die liebsten Grüsse ❤ an Dich

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  11. ernstblumenstein schreibt:

    Ein sehr berührender und interessanter Bericht über das Leben von Edith Stein. Herzlichen Dank.. Ernst

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  12. suebilderblog schreibt:

    Ein ganz besonderer Mensch, der Kindergarten bei uns im Ort wurde nach ihr benannt. Danke fürs Mitnehmen. Ich habe diese Reihe mit großem Interesse gelesen.
    LG Susanne

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