Inmitten eines Gefühles…

Inmitten eines Gefühles…

Wenn die Sonne scheint und die Vögel zwitschern, mag man sich kaum vorstellen, dass Menschen sterben. Und doch geschieht es, unzählige Male am Tag und in der Nacht, überall, immer wieder.

Vor wenigen Tagen war ich in einer Situation, die ganz merkwürdige Gefühle in mir auslöste und ich mich zum ersten Mal fragte, was wäre, wenn man die Verstorbenen, besonders die, die eben gegangen oder noch nicht beigesetzt sind, sehen würde.

Gäbe es irgendwo einen Stau der Seelen? Und wenn ja, wo und wie?

Ausgelöst wurde die Situation dadurch, dass ich am Grab meines Vaters stand und unmittelbar danach in die Kapelle des Friedhofes zu einer Trauerfeier und Beisetzung eines Bekannten wollte, als mich an Vaters Grab der Anruf erreichte, dass die Schwiegermutter vor wenigen Minuten endlich den Weg über die Regenbogenbrücke geschafft hatte.

Der eine hatte es seit vielen Jahren hinter sich,

der andere wartete als ein Rest Asche auf seine letzte Ruhestätte

und die dritte hatte vor wenigen Minuten ihren letzten Weg nach einer Woche Übergang geschafft.

Und all das in einem ganz dichten Umkreis.

Ich fror plötzlich und hatte das Gefühl, ein kalter Luftzug hätte mich gestreift….

Bitte keine, wenn auch lieb gemeinte,  Beileidsbekundungen. Wir hatten beide ein respektvolles, aber kein liebendes Verhältnis zur Mutter, bzw. meiner Schwiegermutter und sind froh, dass sie nun endlich friedlich einschlafen konnte. Mit knapp 95 Jahren darf man diese Erde nach einem guten Leben  dankbar verlassen.

Karmel St. Theresia, BirkenwerderFoto aufgenommen im Karmel St. Theresia, Birkenwerder, 3.2016

Über Anna-Lena

Lehrerin im Un-Ruhestand, mit vielen Hobbys, die nichts mit dem Beruf zu tun haben. Ich lese viel, schreibe gern selber und fotografiere, was mir vor die Linse kommt.
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32 Antworten zu Inmitten eines Gefühles…

  1. minibares schreibt:

    Liebe Anna-Lena,
    diese alltäglichen Todesnachrichten, die erschrecken allgemein.
    deine Bärbel

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  2. jeannettepaterakis schreibt:

    Liebe Anna-Lena es ist ein gehen und ein Kommen,einer stirbt ,einer wird geboren,so hart sich das auch anhört. So,lass und leben,solange wir es können . Die herzlichsten Grüsse

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  3. Helmut schreibt:

    Ja, seltsam: Die mir wichtig gewordenen Menschen scheinen eines ums andre einfach so wegzusterben. Ob das bei mir am Alter liegt?

    Liebe Grüße
    Helmut

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    • Anna-Lena schreibt:

      Die Frage stelle ich mir auch öfter, aber ich habe schon gleichaltrige Freunde um mehrere Jahre überlebt und dafür bin ich einfach dankbar.

      Aber ich denke, man kommt irgendwann in ein Alter, in dem man mehr Beileids- als Geburtstagskarten schreibt.

      Daher ein Hoch auf die Gesundheit, lieber Helmut 🙂 .
      Mit herzlichem Gruß auch an dich,
      Anna-Lena

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  4. lifetellsstories schreibt:

    Liebe Anna-Lena,
    während ich das las, überkam mich eine Gänsehaut und ein Schauer überfiel auch mich.
    Ich habe auch das Gefühl, dass ganz besonders in diesem Jahr der Tod so nahe kommt. Dieses Gefühl lässt mich frieren und macht mir gleichzeitig Angst.
    LG
    Astrid

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    • Anna-Lena schreibt:

      Das verstehe ich gut, liebe Astrid.
      Ich glaube, wir sind alle sehr sensibel geworden, was Krieg, Unglücke und Naturkatastropfen angeht und in Sorge, wie es in unserer Welt überhaupt weitergehen wird.

      Ich grüße dich herzlich und wünsche dir positive Gedanken,
      Anna-Lena

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  5. freiedenkerin schreibt:

    Manchmal schwingt der Schnitter Tod gar eifrig seine Sense. Manchmal aber verschont er auch für eine Weile das lieb gewonnene Umfeld. Zum Glück. Sonst wäre das Leben weitaus unerträglicher…

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  6. die3kas schreibt:

    Wir „sprachen“ ja vor kurzem noch darüber und nun ist es geschehen…
    95 … wenn man denn fit an Körper und Geist ist…
    Im Moment ist aber auch der „Wurm“ drin. Das Sterben ist ja direkt „ansteckend“ 😦

    Ich hatte mal gelesen, im Frühjahr sterben mehr Menschen als im Herbst… das hat mich ein wenig nachdenklich gemacht, ja sogar stutzig.
    Aber es ist wie es ist und für manchen ist es besser zu gehen
    und für andere einfach nur traurig und schade.
    Wir können es leider nicht ändern und ich denke oft, gut das wir nicht wissen wann unsere Zeit abläuft.

    Sind für dankbar für jeden Tag und leben als wäre es der letzte 😉

    Alles Liebe, kkk

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    • Anna-Lena schreibt:

      Ja, sie hat es nun endlich hinter sich. Dass sie mit ihren vielen Krankheiten (u.a. drei Krebserkrankungen) so alt geworden ist, grenzt schon an ein Wunder.

      Ich denke, je nachdem wie sensibilisiert man ist, empfindet man die Häufigkeit des Sterbens anders, für mich ist es eher die trübe Zeit im November, wenn die vielen „Toten“tage sind.

      Momentan sterben halt viele Prominente, dazu die Toten der Terroranschläge, das ist es, was uns momentan so empfindsam macht.

      Auf die Gesundheit und das Leben, liebe kkk.

      In diesem Sinne einen schönen Sonntag für euch,
      Anna-Lena

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  7. Beate Neufeld schreibt:

    Liebe Anna-Lena,
    Deine Empfindungen die du hier beschreibst, kann ich gut nachempfinden.
    Wenn wir dem Tod im unmittelbaren Umfeld begegnen, dann werden wir auch an unsere eigene Vergänglichkeit erinnert.Das kann sowohl schmerzhaft als auch fruchtbar sein.
    Ein Bruder von mir starb im Alter von 49 Jahren. Damals war ich 40 Jahre alt. Es war ein sehr einschneidendes Erlebnis, dass mich aufgerüttelt hat und mein Leben letztlich zum Positiven verändert hat. Ich lebe bewusster und habe meinen Blickwinkel für das verändert, was mir wichtig und was mir unwichtig erscheint.
    Ich habe auch gemerkt, dass für mich an dem Tag, als ich 50 Jahre alt wurde, so eine Art Hürde ubersprungen wurde. Mir wurde bewusst, dass ich selber Schuldgefühle hatte, dass ich lebe und mein Bruder schon gegangen ist. Nun ist letztendlich die Dankbarkeit gewachsen, und der Wunsch, etwas Sinnvolles mit meiner Lebenszeit anzufangen.
    Sei herzlich gegrüßt von:
    Beate

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    • Anna-Lena schreibt:

      Liebe Beate,

      dass dein Bruder so jung gestorben ist tut mir Leid und deine Empfindungen dazu, die dein Leben ja doch beeinflusst haben, kann ich gut verstehen.
      Das Leben ist nicht planbar, das sehen wir immer wieder. Der Tod hat keine Altersgrenze. Machen wir das Beste aus unserer Lebenszeit und genießen wir sie, ohne sie zu vergeuden.

      Mit lieben Grüßen
      Anna-Lena

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  8. finbarsgift schreibt:

    Ein sehr gelungener, feinfühliger, menschlicher Text…

    Da die Seelen sich nach dem Tode ebenfalls auflösen, liebe Schreibfreundin, wird es keinen „Seelenstau“ geben…

    Liebe Grüße zur Nacht vom Lu

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  9. Frau Momo schreibt:

    Manchmal ist der Tod auch eine Erlösung und wenn Ihr sie gut gehen lassen konntet, dann konntet Ihr mehr nicht tun.

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  10. Ingrid schreibt:

    Tja, der Tod, in der ‚Bücherdiebin‘ spielt er ja auch eine große Rolle (und in Harry Potter – gerade Bd. 7 ausgelesen) und er kommt unausweichlich auf uns alle zu, früher oder später. Wenn jemand sehr alt geworden ist wie deine Schwiegermutter oder Genscher, dann hat man ein erfülltes Leben hinter sich, aber wenn jemand jung oder ’sinnlos‘ stirbt, das ist schlimm, vor allem für die Angehörigen.
    LG, Ingrid

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    • Anna-Lena schreibt:

      Wir sind irgendwie froh, dass die Schwiegermutter es nun hinter sich hat. Seit einem Jahr war sie im Pflegeheim, weil gar nichts mehr alleine ging.
      So möchte doch auch niemand enden, oder?

      LG Anna-Lena

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      • Ingrid schreibt:

        Nein, das möchte man nicht … diese Abhängigkeit stelle ich mir schrecklich vor bzw. ich weiß es ja von meiner Mutter. Und da mag ich gar nicht mehr dran denken.

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  11. bruni8wortbehagen schreibt:

    Ach, in meinem Virusmist habe ich gar nichts mitbekommen, liebe Anna-Lena.
    Ich kenne ja Dein Verhältnis zu ihr. Sie ist ihren Lebensweg nun zu Ende gegangen…

    Zwei liebe sehr nahestehende Menschen mußten in meinem Umgebung viel zu früh sterben.
    Meine Freundin habe ich erst vor einigen Wochen das allerletzte Mal gestreichelt. Aber sie war nicht mehr da. Nichts von ihr was mehr da. Ihre körperliche Hülle enthielt nichts mehr von ihr.
    Sie sah nur noch so aus… Zu dieser Hülle hatte ich keine Beziehung mehr. Sie war ohne jegliche Bedeutung. Ein seltsames Gefühl war das und ist es noch heute…

    Herzliche Grüße von Bruni an Dich

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    • Anna-Lena schreibt:

      Es ist schlimm, wenn der geliebte Mensch vor einem so verfällt, so anders wird, als man ihn gekannt hat.
      Viele werden viel zu jung aus dem Leben gerissen und andere brauchen ewig, bis ihnen „da oben“ oder wo auch immer, endlich Einlass gewährt wird.

      Liebe Bruni, ich hoffe, du hast den bösen Virus nun verscheucht?
      Liebe Grüße zur frühen Morgenstunde,
      Anna-Lena

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  12. bruni8wortbehagen schreibt:

    na ja, er ist hartnäckig, aber nun wird er hoffentlich nach und nach demontiert und seine kläglichen Reste eliminiert, dauert aber wohl ein Weilchen…

    Puuh,sooo frühe Morgengrüße, Du Fleißige.
    Da hatte ich noch kein Auge geöffnet…

    Herzlichst
    Bruni

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  13. bruni8wortbehagen schreibt:

    mach ich alles, nach und nach…
    Vielen Dank für Deine lieben Worte und Grüßle von mir zu Dir ♥

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  14. buchstabenwiese schreibt:

    Im Moment sterben so viele. Merkwürdig ist das manchmal. Und manchmal gibt es wirklich Situationen, da bekommt man eine Gänsehaut.
    Ganz liebe Grüße,
    Martina

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  15. Agnes schreibt:

    Ich habe Bücher von Raymond A. Moody gelesen, ich brauchte das damals als meine Mutter tödlich verünglückte und ich erst 24 Jahre alt war (mein Vater starb schon als ich 3 Jahre alt war). Ich mußte mich ab da unheimlich mit dem Tod beschäftigen um das zu verkraften.
    Jedenfalls die Beschreibungen Moodys über das Sterben haben mir zu dem Zeitpunkt sehr geholfen.
    Als später meine Tante starb, die mir sehr nahe stand, hatte ich ganz seltsame Empfindungen als ich bei ihr saß und ihre Hand hielt. Ich hatte das Gefühl, dass sie alle, meine Eltern und mein Bruder im Raum waren um die Seele meiner Tante abzuholen.
    Das Gefühl kann natürlich daher kommen, was ich alles so gelesen hatte über das Sterben, aber ich möchte das andere glauben, das war ein so gutes Gefühl für mich. Und ich denke auch dass das möglich ist, dass die Seelen der Verstorbenen sich in unserer Welt aufhalten, manchmal vielleicht als eine Art Schutzengel.
    Ich habe da noch ein paar andere Erlebnisse, die das unterstreichen, aber die kann und werde ich hier nicht schreiben.

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    • Anna-Lena schreibt:

      Liebe Agnes, das tut mir sehr Leid, dass deine Eltern so früh starben, deinen Vater hast du ja kaum kennengelernt.

      Ich glaube auch fest daran, dass wir nicht alles wissen, was sich zwischen Himmel und Erde bewegt und geschieht und ein paar merkwürdige Dinge habe ich auch erlebt.

      Hab lieben Dank für deinen so schönen und bereichernden Kommentar.

      Mit Dank und lieben Grüßen
      Anna-Lena

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  16. Lutz schreibt:

    Dich hat es da aber auch besonders hart getroffen. Du hast recht im Moment häufen sich die Meldungen. Solche Nachrichten machen immer bedrückt. L.G.

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