Eine Frage der Perspektive

http://wortbilder.at/perspektive2.html

Rezitation: Karl Miziolek

Mitten im Geschehen
sah ich Gestalten stehen.
Die Augen starr
und regungslos,
der Körper aufrecht,
bewegungslos,
Masken im Straßenbild,
bedeutungslos.

Doch ein genauer Blick verriet,
das ist ein Mensch,
der lebt und fühlt.
Er sieht die Welt
aus seiner Sicht,
doch, was er sieht,
verrät er nicht.

Wir sollten öfter
abseits stehen,
den Blick
in jede Richtung drehen
und unser enges Selbst verlassen
um neue Perspektiven
zu erfassen.

Altstadtfest Görlitz

Text und Foto: G. Bessen, 2012

Über Anna-Lena

Lehrerin im Un-Ruhestand, mit vielen Hobbys, die nichts mit dem Beruf zu tun haben. Ich lese viel, schreibe gern selber und fotografiere, was mir vor die Linse kommt.
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31 Antworten zu Eine Frage der Perspektive

  1. Quer schreibt:

    Eine schöne Anregung ist das, danke!
    Lieben Morgengruss,
    Brigitte

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  2. Sylvia Kling schreibt:

    Ein starkes Gedicht, liebe Anna-Lena. Es hat mich voll getroffen! Eine schöne Rezitation wieder von Karl und ich habe Euch Beiden zu danken für diesen gelungenen, kraftvollen Start in den Tag!
    Herzliche Grüße
    Sylvia

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    • Anna-Lena schreibt:

      Das freut mich, liebe Sylvia.
      Das Gedicht vom Weihnachtsmarkt hatte Karl vor drei Jahren schon rezitiert und das heutige ist auch schon älter, aber frisch vertont.
      Karl macht das immer wieder großartig 🙂 .

      Liebe Grüße auch zu dir,
      Anna-Lena

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  3. Ingrid schreibt:

    Ein weiser Ratschlag, schön gedichtet. Seit ich mit den Flüchtlingen zu tun habe, frage ich mich ganz oft, wie es in ihnen aussieht, wie ‚ihre Welt‘ war, wie sie die unsere sehen, wie sie sich fühlen. Ich frage sie nie direkt, aber in dem ein oder anderen beiläufigen Satz kommt schon einiges zum Vorschein.
    Liebe Grüße, Ingrid

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    • Anna-Lena schreibt:

      Wir hatten vor einer Woche, am Tag der Menschenrechte, etwa 30 Flüchtlingskinder zwischen 12 und 18 in unseren 13er Jahrgang eingeladen und verschiedene Aktivitäten gemacht.
      Die einzig unbedarften Aktivitäten waren, als die Jungen Fußball spielten und die Mädchen mit unseren Kekse buken und verzierten.
      Das waren Situationen der völligen Entspannung.
      Leider kann ich keine Fotos posten, aber es war eine tolle Erfahrung. Über ihre Hintergründe haben wir wenig erfahren, das erfordert ganz viel Fingerspitzengefühl.
      Erstaunt war ich, wie gut einige nach bereits 2 Monaten Deutsch sprachen und verstanden.

      Gefällt 2 Personen

      • Ingrid schreibt:

        Und ich bin entsetzt, wie viele der jungen Männer und Frauen nach über einem Jahr kaum Deutsch sprechen. Ihnen fehlt die Arbeit, das sagen sie selber.
        Ich glaube, da haben es die Kinder und Jugendlichen leichter. Sie kommen in Kontakt mit anderen ihrer Altersgruppe und dann geht das schnell. Da kann man wirklich Hoffnung schöpfen.

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        • Anna-Lena schreibt:

          Sie haben sich auch recht schnell über Lieblingsmusik, Gruppen usw ausgetauscht und sich das gegenseitig auf dem Smartboard herausgesucht und vorgespielt. Das sind halt gemeinsame Interessen und das war beim gemütlichen Kaffeetrinken ein Anknüpfungspunkt.
          Die jungen Leute waren aus einer DaZ-Klasse und es gab wenig Berührungsängste zumindest miteinander ins Gespräch zu kommen.

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          • Anna-Lena schreibt:

            Dieses nicht arbeiten dürfen und herumzuhängen finde ich auch ganz gefährlich, das ist verschenkte Lebenszeit, die oft an unserer deutschen Bürokratie scheitert. Dabei gibt es sicher unendlich viel Potential, das sinnvoll und schnellstens eingesetzt werden sollte.

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          • Ingrid schreibt:

            DAS ist Integration. Ich sehe es auch an meinen Söhnen; die haben ganz selbstverständlich Freunde, die selbst oder deren Eltern aus einem anderen Land kommen.- Das alles, auch dein Bericht – macht mir ganz viel Hoffnung (auch wenn ich mich damit wiederhole).

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  4. Ruhrköpfe schreibt:

    gefällt mir sehr 🙂 Liebe Grüße, Annette

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  5. Agnes schreibt:

    Sehr schön beschrieben Situation des Straßenkünstlers (ich glaube Straßen-Ausführender nennt man die) und dann der Hinweis auf unsere eigene Perspektive.
    Deine Gedichte sind immer sehr schön, ich bewundere Menschen die Gedanken derart schön in Worte fassen können.
    LG
    Agnes

    Gefällt 1 Person

    • Anna-Lena schreibt:

      Danke, liebe Agnes, da werde ich gleich ein wenig rot. Ich lasse mich gern von Bildern inspirieren, es hat etwas von Meditation und Rückbesinnung. Diese Straßen-Ausführenden in Görlitz haben mich mit ihrer Körperbeherrschung und Disziplin sehr beeindruckt.
      Liebe Grüße
      Anna-Lena

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  6. helmutmaier schreibt:

    Ohne die Möglichkeit des Perspektivwechsels sind wir so gut wie blind.

    Danke und liebe Grüße
    Helmut

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  7. minibares schreibt:

    Dein Gedicht ist so passend.
    Diese Figuren sind ja bewundernswert. Wie sie sooo lange unbeweglich stehen können.
    einer wurde mal unverschämt, wir warfen unseren Obulus in das Gefäß, der ergriff er die Hand meines Mannes und bat um 50 Euro, ein wenig gebrochen sprach er: er müsse seine Schwester abholen, sie ist krank.
    Seitdem geben wir kein Geld mehr.
    deine Bärbel

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  8. bruni8wortbehagen schreibt:

    Ein tolles Gedicht von Karl.
    Die schönste Stelle für mch: doch, was er sieht, verrät er nicht.
    Hinter den Masken am Rande von Plätzen und Straßen verbergen sich die unterschiedlichsten Menschen und was sie für langes Stillstehen und pantomimische *Worte* einsammeln, werden keine Reichtümer sein, es ist aber eine gute Idee, durch Kreativität Menschen zu Gedanken und Geldspenden anzuregen.
    Was sich hinter den Masken der Vorüberhastenden verbirgt, das möchte ich nicht immer wissen, denn da würden wir z. Teil in eklige Abgründe sehen und dann auch wieder in Helles, Schönes und Freudiges. Meist wird es aber Gleichgültiges sein…
    Alle tragen Masken, die *Guten* und die *Bösen* auch

    Eine tolle Idee, die Ihr da am Tag der Menschenrechte hattet.
    Ich wußte gar nicht, daß es einen gab. Sollte nicht jeder Tag den Menschenrechten gewidmet sein, liebe Anna-Lena?

    Herzliche Grüße zu Dir von mir ♥

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    • Anna-Lena schreibt:

      Das Gedicht ist von mir, die Rezitation ist von Karl, liebe Bruni.
      Ich möchte eigentlich nicht hinter so manche Maske schauen, ich glaube, das wäre sehr ernüchternd.

      Der Tag der Menschenrechte ist eigentlich international. Wir haben das ganz spontan geplant, da die Stadt meines Brötchengebers sehr viel für eine Willkommenskultur unternimmt und man sie dabei nur unterstützen kann. Klar sollte das jeder Tag sein, aber in unserem Land gibt es ja für jeden Tag eine Besonderheit. Frag mal Vater Google, du wirst staunen, was du da alles finden wirst. :mrgreen: .

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  9. Gudrun schreibt:

    Ein wunderbares Gedicht, liebe Anna-Lena. Ich wünsche mir sehr ab und zu einen solchen Perspektivwechsel für alle. Ich glaube, wir würden uns besser verstehen.
    Liebe Grüße von der Gudrun.

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    • Anna-Lena schreibt:

      Ja, ohne Frage. Wir haben jederzeit die Möglichkeit uns auszutauschen und miteinander zu reden, aber da sind einfach viele Fronten festgefahren. Jeder beharrt auf seiner Meinung und das ist so bedauerlich.
      Aber es gibt auch die anderen, die Flexiblen, die Bereiten und die Austauschwilligen, das ist doch schon mal etwas Gutes, oder?

      Liebe Grüße auch zu dir,
      Anna-Lena

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  10. alphachamber schreibt:

    Wunderbare, gelungene Lyrik!
    Nette Grüße

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  11. Lutz schreibt:

    Tolles Gedicht. Möge es einigen die Augen in die richtige Richtung öffnen. L.G.

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  12. Beate schreibt:

    Ein wunderbares Gedicht, Anna-Lena! Wenn doch nur mehr Menschen verstehen würden, welche Bereicherung es doch für einen selbst ist, wenn man diese neuen Perspektiven doch einfach nur zulässt..

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