1. Advent

Rom (22)-cropFoto: G.Bessen, Rom-Petersdom

„Der Staat“, „ die Kirche“…, mit diesem Verallgemeinerungen operieren wir sehr gern, ohne daran zu denken, gewissermaßen ein Teil davon zu sein.

Was der Staat, besser gesagt, die Regierungen im Zuge der vielen Flüchtlinge tun, erfahren wir in oft schon nicht mehr zu ertragender Form über die Medien. Was viele Bürger ehrenamtlich leisten, eher nebenbei, bleibt meist unerwähnt und nicht für jeden sichtbar. Und doch könnten „die da oben“ einpacken, wenn es die vielen helfenden Hände, das „Fußvolk“, nicht gäbe.

Ähnlich verhält es sich mit der Kirche. Missbrauchsskandale haben die katholische Kirche in letzter Zeit der massivsten Kritik ausgesetzt, Prunk und Verschwendung des Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst, haben viele Gläubige endgültig aus der Kirche vertrieben und die katholische Kirche muss sich mit einer wachsenden Zahl von Menschen auseinandersetzen, die die Kirche verlassen.

Papst Franziskus sprengt den Rahmen der bisherigen Päpste durch seine Reformfreudigkeit, seine Haltung und sein eigenes Lebenszeugnis. Doch tiefgreifende Reformen dauern und die kann er nicht so ohne weiteres im Alleingang durchführen.

Was das kirchliche „Bodenpersonal“ auch hinsichtlich der Flüchtlingskrise leistet, taucht leider nicht in den Medien auf, das muss sich jeder durch eigenes Suchen einschlägiger Seiten selbst anlesen.

Immer wieder wird der Kirche vorgeworfen, sie sei reich. Ich kann das nicht beurteilen, ich habe noch keinen kirchlichen Kontoauszug gesehen. Was bedeutet das? Sollen die prunkvollen Bauten einer bestimmten Epoche unserer Bau- und Kulturgeschichte abgerissen werden? Das würde man bei keinem staatlichen Gebäude in Erwägung ziehen.

Als ich im Oktober in Köln war, habe ich die Kirche Groß Sankt Martin mitten in der Altstadt gefunden, die mich sehr beeindruckt hat. Der mächtige Turm prägt bis heute das Stadtbild. Von der Mitte des 12. bis zur Mitte des 13. Jh. errichtet, galt dieser Bau als Hauptwerk der Romantik im Rheinland, geprägt durch das Adelsgeschlecht der Staufer. Nach den massiven Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg wurde der Innenraum karg, aber durchaus modern neugestaltet.

Seit 2009 haben sich die Monastischen Gemeinschaften von Jerusalem dort etabliert. Eine Kirche mitten im lebhaften Köln, als „Oase in der Wüste“.
Mir persönlich hat diese Kirche besser gefallen als der Kölner Dom, denn sie hat durch ihre Schlichtheit eine ganz besondere Ausstrahlung.

© Text und Fotos: G. Bessen

 

Über Anna-Lena

Lehrerin im Un-Ruhestand, mit vielen Hobbys, die nichts mit dem Beruf zu tun haben. Ich lese viel, schreibe gern selber und fotografiere, was mir vor die Linse kommt.
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22 Antworten zu 1. Advent

  1. minibares schreibt:

    Liebe Anna-Lena,
    immerhin wird hier über die privaten Helfer berichtet. Auch über die kirchlichen.
    Groß-Sankt-Martin hat uns damals auch beeindruckt. Da war eine Reihe im WDR-Fernsehen über die romanischen Kirchen Kölns.
    So sind wir immer wieder hingefahren, und die vorgestellten anzusehen. Das war toll.
    Hier ist wieder der Priester vom Buß- und Bettag.
    deine Bärbel

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  2. Uli schreibt:

    So wie es die ehrenamtlichen Helferinnen in b.e.i.d.e.n Kirchen u. a. Verbänden gibt, so a.u.c.h. die Missbrauchsskandale in b.e.i.d.e.n Kirchen ….. zum überwiegenden Teil aber im familiären Bereich.
    Gruß ! Uli

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    • Anna-Lena schreibt:

      …und auch in staatlichen Institutionen, das ergänze ich hier.
      LG und einen schönen Advent für dich!
      Die Grüße richte ich gleich noch einmal aus – doppelt hält besser 😉 !

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  3. Ingrid schreibt:

    Ich versuche auch, mir diese Verallgemeinerungen abzugewöhnen. Zu leicht tut man damit denen Unrecht, die sich engagieren und sich ‚rechtschaffen‘ verhalten. – Dass ‚die Kirche‘ reich ist, dazu braucht man allerdings keine Kontoauszüge, das ist bekannt und mit Zahlen belegt. Es sind die Gemeinden und die einfachen Gemeindemitglieder, die sich engagieren. Hier in Köln gibt es da eine Menge Projekte. Bewundernswert.
    LG aus dem verregneten, aber milden Köln,
    Ingrid

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    • Anna-Lena schreibt:

      Was bedeutet reich? Die Kirche hat ja auch einen immensen Verwaltungsapparat, Kindergärten, Schulen, Krankenhäuser und sonstige Einrichtungen, die unterhalten und finanziert und deren Mitarbeiter bezahlt werden müssen. Und da sieht es beim Staat nicht anders aus.
      Aber du hast recht, was einzelne Gemeinden und Gemeindevertreter leisten, erscheint nur im unmittelbaren Umfeld.

      Auch hier war es heute verregnet!
      Liebe Grüße zu dir nach Köln!

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  4. freiedenkerin schreibt:

    Die Katholische Kirche zählt hier in Bayern zu den größten Grundbesitzern. Wie viel die hiesigen Diöszesen an Grund und Boden haben, wird strengstens geheim gehalten. Also, wenn das nicht Reichtum ist… 😉

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  5. Emily schreibt:

    Liebe Anna-Lena,
    du greifst da einen ganz interessanten Gedanken auf, der mich auch umtreibt. Ganz ehrlich? Mir erschließt sich nicht, warum die Leistungen der Kirche kaum öffentlich gemacht werden. Man muss fast glauben, dass sie untätig ist. Berichterstattung läuft einfach besser, wenn es eine Sensation gibt. Womöglich bleibt die hier einfach aus?! Was es mit den Kontoauszügen auf sich hat weiß ich natürlich nicht, aber glaube mir, der ein oder andere Wirtschaftsboss oder Politiker wäre da auch nicht zu verachten 😉

    Herzliche Grüße, Emily

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    • Anna-Lena schreibt:

      Genau aus dem Grunde habe ich geforscht, liebe Emily und es passiert eine ganze Menge – eher im stillen Kämmerlein. Das kann man doch auch publik machen! Allerdings hat die Kirche noch große Aufgaben zu bewältigen, um wieder attraktiv zu werden. Da liegt eine Menge im Argen.

      Herzliche Grüße auch zu dir 🙂 .

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  6. Agnes schreibt:

    Wir gut, dass Du hier mal mit offenen Worten, ohne Polemik einige Dinge klar stellt.

    Seit dem übertriebenen Prunk von Terbartz van Elst habe ich auch ein etwas gespaltenes Verhältnis zum Vermögen der Kirche. Er hat mit seinem vorsintflutlichen Kurfürsten-Gehabe viel kaputt gemacht.

    Früher sah ich das nicht so kritisch mit der reichen Kirche. Unser Pfarrer hat vor vielen Jahren (ist bestimmt schon 30 Jahre her) in einem Gesprächskreis mal über die reiche Kirche gesprochen. Er hat keinen Hehl daraus gemacht, dass die Kirche reich ist, hat aber auch erwähnt, dass sich ein Großteil des Reichtums in den Domschätzen befindet. Und diese Reichtümer, ebenso wie die meisten Kirchengebäude, können doch gar nicht verkauft werden.
    Von Immobilien trennt sich die Kirche schon mal, z. B. damit ein Altenheim gebaut werden konnte.

    Man sollte das schon sehr genau hinterfragen bevor alles verdammt wird was mit Kirche zu tun hat.

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    • Anna-Lena schreibt:

      Danke, liebe Agnes, für deinen so bereichernden Kommentar. Er spricht mir aus der Seele.
      Ich stehe der Amtskirche sehr kritisch gegenüber und ich denke, da muss sich sehr vieles ändern, aber die Kirche immer nur pauschal zu verurteilen, ohne sich zu informieren, stinkt mir gewaltig. Deshalb musste ich das einfach mal loswerden.

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  7. Anna-Lena schreibt:

    Danke, für dich auch. Lass es dir gut gehen, kulinarisch und so, wie du es gern hättest.
    Liebe Grüße
    Anna-Lena

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  8. bruni8wortbehagen schreibt:

    ich wußte nichts von einer monastischen Gemeinde in Köln und war jetzt sehr interessiert, hier nachzulesen, liebe Anna-Lena. Deine Bilder zeigen wunderschöne schlichte und geschmackvolle Details und ich denke, mir hätte diese Kirche auch besser gefallen, weil der viele goldene Prunk mir so unnötig erscheint.

    Reich an wundervollem altem Kulturgut ist die Kirche auf jeden Fall und im Vatikan lagern gut gehütet wertvolle und einmalige Schätze von unermeßlichem Wert.
    Vermutlich wird es unter Anlagevermögen aufgeführt und könnte niemals veräußert werden.
    Die unzähligen Grundstücke und Immobilien untermauern das Basisvermögen.
    Als arm können wir sie nicht bezeichnen. Ich denke, die Berater der Kirche hüten das kirchliche Vermögen gut und mehren es.
    Die hohen Kosten, die die Kirche auf jeden Fall hat, werden kalkuliert sein und ich mache mir hier keine Sorgen, liebe Anna-Lena *lächel*.

    Ich mag Deine informativen Berichte sehr , liebe Anna-Lena.
    Immer ist so einiges dabei, was die Gedanken anregt und neue Impulse gibt.

    Liebe Grüße zu Dir
    von Bruni

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    • Anna-Lena schreibt:

      Ich kannte diese Gemeinschaft auch nicht. Die Kirche hat uns sehr gefallen und wir haben mit einer sehr jungen Schwester gesprochen, die uns freundlich und sehr offen von dieser Gemeinschaft erzählt hat.

      Deine letzten beiden Sätze gefallen mir besonders, liebe Bruni.
      Dafür DANKE ♥

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  9. bruni8wortbehagen schreibt:

    *lächel*
    Schlaf gut, Du Nachteule

    Ganz herzlich
    Deine Bruni

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  10. Lutz schreibt:

    Toller Blog von dir.Da ich öfter in Köln bin, kenne ich die Kirche Groß Sankt Martin auch. Sie hat mich auch beeindruckt. Was den Reichtum der Kirche angeht, müssen wir hier unterscheiden. Sie hat zwar historische und unbezahlbare Schätze, aber was Zahlungsmittel angehen , sieht es nicht so rosig aus. Ich erinnere nur daran, das vor ein paar Jahren die Vatikan Bank kurz vor der Pleite stand. Auch hier muss gespart werden. Gerade gestern kam wieder ein Bericht im WDR Fernsehen über die ehrenamtlichen Helfer der Flüchtlingskrise. Auch die örtliche Presse berichtet hier täglich. Besonders die RZ (Recklinghäuser Zeitung). Ich wünsche dir noch einen schönen Tag. L.G.

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    • Anna-Lena schreibt:

      Man hört ja auch immer wieder, dass es schwarze Schafe im Finanzwesen des Vatikans gibt. So ein Großunternehmen – und das ist es ja im weitesten Sinn auch – hat eben auch seine Schwachstellen. Die historischen Schätze sollten bewahrt werden, damit verbunden ist eine lange Kirchengeschichte.
      Auch dir einen schönen Tag, lieber Lutz und eine schöne Restwoche,
      Anna-Lena

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  11. ernstblumenstein schreibt:

    Danke liebe Anna-Lena für deinen engagierten profunden Bericht und die tollen Fotos, ich pflichte dir bei. Hab ein schönes 2. Adventwochenende und einen lieben Gruss Ernst

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