Elisabeth Herrmann: Zeugin der Toten

Elisabeth Herrmann: Zeugin der Toten

Mein heutiger Lesetipp

Judith Kepler arbeitet für eine Berliner Reinigungsfirma und hat die Aufgabe, Wohnungen von den letzten Resten des Todes zu befreien. Als sie die Wohnung eines etwa gleichaltrigen Mordopfers reinigt, fällt ihr ihre eigene Akte in die Hand aus der dunklen Zeit ihres Lebens, ihrem Heimaufenthalt in Sassnitz auf Rügen Mitte der achtziger Jahre.
Judith, eine eher kratzbürstige, aber intelligente Frau, die nur sich selbst vertraut, beginnt auf eigene Faust zu hinterfragen und zu ermitteln. So gerät sie sehr schnell mitten in die unterschiedlichen Interessen zweier konkurrierender Geheimdienste, die alles daran setzen zu verhindern, dass Judith ihre eigene Vergangenheit ans Licht zerrt.
Mehrfach entkommt sie nur knapp einer Verhaftung und sogar dem eigenen Tod. Aber sie gibt nicht auf und nicht eher Ruhe, bis sie das Rätsel ihrer eigenen Vergangenheit gelöst und Pannen einer damaligen Schleusung von der DDR in den Westen aufgedeckt hat.

In der Zeit des Kalten Krieges wurde Judith in das Heim für schwer erziehbare Kinder nach Sassnitz gebracht. Ihre Eltern hat sie nie wiedergesehen und den Namen Judith Kepler musste sie annehmen, obwohl sie eigentlich Christel Sonnenberg heißt. Zehn Jahre Heimaufenthalt unter strengster Erziehung haben Judith gebrochen. Obdachlosigkeit und Drogen haben ihr fast den Rest gegeben, bis sie eine Chance zu einem fast normalen Leben in ihrem Job bekommt.

Ihre Heimakte, ihre Verfolgungen durch die Geheimdienste und deren Angst, dass die „Büchse der Pandora“ geöffnet würde, lässt vermuten, dass auch fünfundzwanzig Jahre nach dem Mauerfall nicht alle Geheimnisse aus der Zeit des Kalten Krieges gelüftet sind.

Mitreißend, spannend vom Anfang bis zum Ende und auch mit tiefen Einblicken in einen Teil unserer deutschen Geschichte.
Es ist kein Buch zum schnellen Dahinlesen, sondern fordert auf zum Mitdenken und Miterleben, denn die Charaktere sind zahlreich in ihrer Bedeutung und Handlungsweise. Die Protagonistin Judith Kepler rührt an, lässt ihren Eifer und ihren Mut, aber auch ihre Demütigungen und Enttäuschung schonungslos deutlich werden und macht sie zu einer schillernden, aber sympathischen Frau, mit der man mitleidet und mitfiebert

© G. Bessen 7/15

Bildquelle 
zeugin_der_totenTaschenbuch, Seitenzahl432, Erscheinungsjahr 2012

ISBN978-3-548-28412-5

€ 9,99

Über Anna-Lena

Lehrerin im Un-Ruhestand, mit vielen Hobbys, die nichts mit dem Beruf zu tun haben. Ich lese viel, schreibe gern selber und fotografiere, was mir vor die Linse kommt.
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26 Antworten zu Elisabeth Herrmann: Zeugin der Toten

  1. piri schreibt:

    Du nutzt deine Ferienzeit aber weidlich aus und liest wie eine Weltmeisterin. Ich lese keine Krimis, aber mir scheint, das ist mehr als nur ein einfacher Krimi. Kennst du Heinrich Steinfest? Der schreibt richtig gute Stuttgart-Krimis. Aber nicht nur – ich lese grad von ihm: Der Allesforscher. Ein Buch mit einer wundervollen Sprache.

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  2. bruni8wortbehagen schreibt:

    Das klingt verdammt gut, was ich hier lese, liebe Anna-Lena.
    Heinrich Steinfest liest sich bestimmt langsamer u. sein Krimi über Stuttgart 21 liest sich besser, wenn man die Kesselstadt ein bissel kennt 🙂 . Aber er ist ein wirklich toller Schriftsteller u. ein verdammt netter, sympatischer Mann. Habe ihn letztes Jahr in HD in einer Lesung gehört und gesehen.

    Lieber Gruß von mir

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  3. bruni8wortbehagen schreibt:

    Ach, was ich noch sagen wollte, Dein Header ist wieder so wundervoll. Dieses Gelb – zum Reinsetzen!

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  4. minibares schreibt:

    Oha, da lernt sie endlich ihre Vergangenheit kennen.
    Und wird immer noch verfolgt.
    Ein dramatisches Schicksal.

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  5. helmutmaier schreibt:

    Bei dem Job der Protagonistin m u s s ja etwas Geheimnisvolles ans Licht kommen. Das ist bestimmt sehr spannend. Muss ich mir merken!

    Liebe Grüße
    Helmut (der wieder zurück ist)

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  6. Ingrid schreibt:

    Also kein Vernau? Vom Thema her klingt es sehr interessant. Mal sehen, vielleicht gebe ich E.H. doch noch eine Chance 😉 Wie ,im Liegestuhl lesen? Da würde ich ziemlich nass und würde frieren. Ich setze mich gleich in meinen Lesesessel und fange eine neue Serie an …
    LG, Ingrid

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  7. Agnes schreibt:

    Das Buch habe ich vor zwei Jahren gelesen, es hat mir sehr gut gefallen.
    Mein zweites Buch von Elisabeth Herrmann „Das Dorf der Mörder“ dagegen hat mich gar nicht angesprochen. Ich fand es unglaubwürdig, unnatürlich, gekünstelt, stellenweise nicht nachvollziehbar, kurz und gut wenig ansprechend.
    Aus dem Grunde habe ich die Autorin erst mal zurückgestellt, es gibt noch so viel was ich lesen möchte, Elisabeth ist jetzt aus meinem SUB verschwunden (obschon ich noch ein Buch „Schattengrund“ von ihr auf dem Reader habe)!
    „Das Kindermädchen“ soll gut sein, hat mir jemand gesagt, aber ich denke das muss warten ehe ich es aus der Bibliothek ausleihe.
    Ich habe vor ein paar Tagen „Der Auftraggeber“ von Daniel Silva gelesen, das hat mich voll gepackt, ich habe schon lange nicht mehr so schnell ein Buch durchgelesen.

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    • Anna-Lena schreibt:

      Danke für den Tipp, liebe Agnes 🙂 .
      Schatten grund und Dorf der Mörder kommen bei mir bald dran, mal sehen, wie sie mir gefallen.

      Momentan bin ich wieder bei Corinna Bohmann, sehr seicht, aber genau das Richtige für heiße Tage 🙂 .

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      • Agnes schreibt:

        Corinna Bohmann kenne ich nicht, habe den Namen aber mal auf meine Wunschliste gesetzt.
        Mein SUB besteht eh nur auf dem Papier, da ich einige Bücher auf dem Reader habe, und viele in unserer Bibliothek ausleihe, sowohl als gedrucktes Buch wie auch als E-Book, kann ich da mit keinem realen Stapel ungelesener Bücher dienen, daher ist Wunschliste für mich zutreffender als SUB.

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        • Anna-Lena schreibt:

          Einen Reader habe ich nicht und will ich auch immer noch nicht, ich hänge an den Seiten mit eigenen Eselsohren und Kaffeflecken 🙂 .

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          • Agnes schreibt:

            Ich habe mich auch lange gegen einen Reader gewehrt, und finde Bücher nach wie vor schöner.
            Es gab zwei Gründe dass ich mir letztes Jahr einen Reader gekauft habe, einmal der Platz in unserer Wohnung, ich kann keine weiteren Bücher mehr unterbringen, und zweitens der Urlaub, es ist so bequem das kleine Teil mitzunehmen statt früher die vielen Bücher.
            Wenn wir mit eigenem PKW fahren geht das ja noch, aber als wir nach Schottland flogen war das ein Problem mit den Büchern, das ist halt so bequemer mit dem Reader.
            Für mich ist das nebeneinander der beiden Möglichkeiten optimal.

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            • Anna-Lena schreibt:

              Wenn man viel unterwegs ist (Zug- oder Flugreisen beispielsweise) oder täglich mit den Öffentlichen fahren muss, finde ich das auch optimal. Trifft bei mir nicht zu und wenn ich in einem Jahr aufhöre zu arbeiten und mein Arbeitszimmer von sämtlichen Schulsachen befreit wird, habe ich wieder ganz viel Platz für neue Bücher 😆 .

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  8. suebilderblog schreibt:

    Ohja, das hört sich sehr interessant an und ist sicher kein Buch, was man abens im Bett liest.

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