Von üblen Flatulenzen zum Giftgas

Vor einige Tagen berichtete Emily vom Einkaufen und ihren Erfahrungen. „Die Arme“, dachte ich noch so, da kann man nur einen langen Schuh machen, um nicht selbst verdächtigt zu werden.
Unser etwas spärlich gefüllter Kühlschrank zwang mich heute Mittag in den Supermarkt zu gehen . In der Nähe des Obst- und Gemüsestandes zogen sich meine Nasenschleimhäute verdächtig schnell zusammen und die Stirn bekam gleich die typische ich-denke-gerade-scharf-nach Markierung. Ich schaute sofort sehr genau nach, aus welcher Ecke diese merkwürdigen Gerüche kamen. Weder vom Obst noch vom Gemüse, das war mir in Sekundenschnelle klar. Und dann traf es mich wie ein Hammerschlag. Rechts neben mir stand eine stramme Wolke aus Schweiß und Urin, in der ich einen betagten Mann erkennen konnte. Und was machte der? Der schaute mich an, als käme dieses grauenhafte Luftgemisch von mir.

Na warte, dachte ich und ließ ihn samt seiner Wolke stehen.
Aus dem nächsten Gang beobachtete ich, wie seine frühere Verlobte auf ihn zukam und ihm eindeutig erklärte, sie hätten nun alles und könnten nach Hause fahren. Dabei trat sie so dicht an ihn heran – ohne zu zögern wohlgemerkt -, dass mir der Gedanke kam, das unangenehme Luftgemisch müsse sich nun mindestens verdoppeln. Aber das Gesicht der Frau sprach eine andere Sprache. Tränensäcke, aufgedunsen und rot, das sah mir eher nach häufigem Genuss von Alkohol aus.
Schweiß, Urin und Alkohol! Hätte ich nur im Chemieunterricht besser aufgepasst, was sich daraus für eine neue Substanz ergab. Womöglich hochexplosiv?
Mit gebührendem Abstand zu den Beiden, die zielsicher in Richtung Kasse schlenderten, setzte ich meinen Einkauf fort, in großer Hoffnung, dass die Klimaanlage nun nicht versagen oder der Strom ausfallen möge.

Als mein Einkaufswagen und ich sich dem Ausgang näherten, glaubte ich meinen Augen nicht zu trauen. Auf diesem recht großen und größtenteils freien Parkplatz parkten die beiden ausgerechnet neben mir. Er war dabei, Teilchen für Teilchen langsam mit einer Hand mitten in den Kofferraum zu legen, kreuz und quer zwischen Gartengeräten, Handfeger, Mülltüten und einigen undefinierbaren Dingen. Ich hätte gern mal näher gelinst, wo denn in diesem Kofferraum das Alkohollager versteckt war, aber der männliche doch sehr aufdringliche Duft kam wieder bedrohlich nah. Daran konnte auch die frische Luft nicht mehr viel ändern.
Sie brachte unterdessen den Einkaufswagen weg. Ich saß schon in meinem Auto und wartete gespannt, wer nun das Auto vom Hofe chauffieren würde. Er machte mir doch einen sehr angeschlagenen Eindruck, und sie einen nicht ganz nüchternen.
Mein Auto und ich schlossen Wetten ab, es war sonst niemand da, dem ich einen Wetttipp hätte entlocken können.
Ich hoffte insgeheim nur, dass der üble Geruch des Herrn keine matten Flecken an der schwarzen Beifahrertür meines Autos hinterlassen würde, das geht ja bei Schwarz sehr schnell.

Die Frage, wer fährt, stellte sich offenbar nicht, zumindest wurde nicht darüber diskutiert.
Der Herr des Hauses setzte sich sehr langsam, aber zielgerichtet auf den Fahrersitz, nachdem die Dame ihm die dicke Geldbörse in die Hand gedrückt hatte, die die Brusttasche seiner hellbraunen Jacke fast sprengte. Sie setzte sich schwerfällig auf den Beifahrersitz.

Nun aber los, dachte ich, bevor der gute Parkplatznachbar, beim Zurücksetzen in die falsche Richtung ausschlägt.
Es war heute nicht gerade warm bei uns, doch ich genoss die kühle und frische Luft durch mein geöffnetes Seitenfenster, bis ich zuhause war.

© G. Bessen 3/2014

Über Anna-Lena

Lehrerin im Un-Ruhestand, mit vielen Hobbys, die nichts mit dem Beruf zu tun haben. Ich lese viel, schreibe gern selber und fotografiere, was mir vor die Linse kommt.
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42 Antworten zu Von üblen Flatulenzen zum Giftgas

  1. minibares schreibt:

    Grins, ja klar, den Bericht von Emily hatte ich natürlich gelesen.
    aber die Wolken heute bei dir waren um einiges schlimmer, vermute ist.
    Danke für die super Ergänzung, grins.
    Toll geschrieben,
    deine Bärbel

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  2. die3kas schreibt:

    Ich sag`s ja, beim Einkaufen kann man was erleben.
    Mann/Frau sollte solchen Genossen ein Stück Seife empfehlen!

    Als ich deine Story las, ab dem Punkt was ich da evtl. alles im Kofferraum befindet, dachte ich schon, das saubere Pärchen „wohnt“ in dem Auto 😉
    Ist ja heut zu Tage alles möglich…

    Einen frischen Gruss hinterlässt Frau kkk ♥

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    • Anna-Lena schreibt:

      An den Tipp für Seife hatte ich auch gedacht.
      Das Auto war zumindest von außen zumindest sehr gepflegt. Eine Geruchsprobe von innen hätte mich weniger gereizt :mrgreen: .
      Liebe Grüße ☺

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  3. regenbogenlichter schreibt:

    Oha, na dann, nichts wie weg… vielleicht merkt man (frau) es ab einem gewissen Alkoholpegel nicht mehr. 😉
    LG
    Ute

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  4. Pauline schreibt:

    Ja, liebe Anna-Lena, manchmal verfolgen einen die Dinge *ggg*
    Den Beitrag bei Emily hatte ich auch gelesen und mich darüber amüsiert und jetzt der von Dir: paßt! Ich sollte vielleicht morgen meinen Gang in den Supermarkt genau überlegen, nicht dass mir so etwas auch über den Weg „gerochen“ kommt 😀
    Wünsche Dir noch einen schönen Rest-Abend und liebe Grüße ♥ Pauline ♥

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  5. leonieloewin schreibt:

    Auf solche Erlebnisse kann man/ Frau gerne verzichten…..doch das Gute. ….wir können darüber schreiben 🙂 ..liebe Grüße und einen geruchsfreien Abend 🙂 wünscht Leonie

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  6. Puh, ich konnte es – glaube ich – bis hierher riechen … 😉
    Ich wünsche dir einen schönen Tag, nur mit angenehmen Gerüchen – Iris

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  7. meintagesablauf schreibt:

    Oh ha, da hast du mein vollstes Mitgefühl. So eine Kombination hatte ich vor kurzem in der Strassenbahn.
    LG

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  8. Frau Tonari schreibt:

    Wir haben seit kurzem so einen Stinker im Haus wohnen. Wenn der den Fahrstuhl benutzt hat, muss anschließend das Seuchennahkampfkomando da durch 😉 Ich glaube, ich stecke ihm die Woche mal Duschgel und ein Deo in den Briefasten und einen kleinen Beipackzettel.

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    • Anna-Lena schreibt:

      Ja, mach das unbedingt. Mit dem Gedanken hatte ich auch gespielt, dem Herrn einen heißen Tipp zu geben, wo er Waschmittel aller Art finden kann :mrgreen: .
      Eigentlich sind solche Leute ja bedauernswert, sie kommen alleine scheinbar nicht mehr klar 😦 .

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  9. karlswortbilder schreibt:

    Gleich und Gleich gesellt sich gern keiner stinkt alleine gern 🙂 dachte sich seine frühere Verlobte vielleicht
    lg
    karl

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  10. Querquersatzein schreibt:

    Wer einkauft, hat was zu erzählen!
    Nur die Duftnote dazu würde man gern selber wählen… 🙂

    Dir einen wohlriechenden Mittwoch und liebe Grüsse,
    Brigitte

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    • Anna-Lena schreibt:

      Du sagst es, liebe Brigitte 🙂 . Zumindest hat mich dieses Erlebnis sehr schnell von meinem Arbeitsgepäck, dass ich doch oft mitschleppe, abgelenkt 🙂 .

      Liebe Grüße auch in deinen Tag,
      Anna-Lena

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  11. giftigeblonde schreibt:

    Ohh! Wie ekelhaft, haben manche Menschen keinen Geruchssinn?
    Deine Mischung würde mich zum Übergeben bringen.
    Also nicht deine, aber die von dir erzählte…
    lg Sina

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  12. Das ist aber was. Ach du liebe Zeit.— Einen schönen Tag wünschen wir. LG. Wolfgang

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  13. kowkla123 schreibt:

    ja, manchmal kann man was erleben und die merken es nicht mal, sind doch daran gewöhnt, Klaus

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  14. Emily schreibt:

    Ich sage ja, Supermärkte sind gefährlich! Jetzt hast du eine üble Attacke erlebt. Du Arme! Die hatten bestimmt 2 – 12 Duftbäumchen in ihrer Karre :mrgreen:, dann nimmt man eh nicht mehr viel wahr!
    Ich bin heute fast von einem Kinderwagen überrollt worden. Mutti war etwas flink unterwegs und ich stand ihr wohl im Weg. Sachen gibts 😉

    Viele liebe und lachende Grüße, Emily

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  15. Brigitte schreibt:

    Zum Glück ist mir solch Massives jetzt noch nie begegnet. Was mir jedoch auffällt, es gibt viele Leute, und das sind nicht unbedingt die Alten, die sind nicht mal mehr gewaschen und die stinken! Meistens sind das Männer – ja ist so. Sich waschen oder duschen ist auch eine solche Arbeit. Mir ist aber auch bekannt, dass viele kleine Kinder auch ungewaschen im Kindergarten abgegeben werden.

    Müssen wir uns da noch wundern?

    Ach ja, ich bin ja auch eine Alte, aber ich dusche immer und wasche mich auch. Und glaube nicht, dass ich stinke.

    Liebe Grüße, Brigitte

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    • Anna-Lena schreibt:

      Wir leben in einem Land, in dem es ausreichend und bezahlbares Wasser gibt, ich kann das auch nicht verstehen, wie man so nachlässig sein kann.
      Und die Verantwortung der Eltern für die Kinder – gut, dass wir mal wieder darüber gesprochen haben :mrgreen: .

      Ich grüße dich ♥lich,
      Anna-Lena

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  16. Lutz schreibt:

    Ohne Alkohol konnte die Tante den Geruch wahrscheinlich gar nicht ertragen. Ich hatte kürzlich auch so einen an der Kasse vor mir, der stank nach Knobi aber sowas von. Ich habe dann laut gesagt, so das alle es hören konnten, war hier gestern einer beim Griechen. Der Stinker fühlte sich sofort angesprochen und dreht sich um. Aber kein Wort.Der wusste , das er stinkt und mutet den Leuten weiter den Geruch der Knobi Zehen zu.
    Dir noch einen schönen Abend. L.G.

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    • Anna-Lena schreibt:

      Mit Knoblauch ist das so eine Sache, lieber Lutz, mancher mag ihn, mancher nicht. Und wer ihn gerne isst (dazu gehöre ich auch), sollte mit Kaugummi oder Pfefferminze den Geruch abschwächen, damit er anderen nicht zu sehr in die Nase steigt.

      Hab eine gute Nac ht – geruchsfrei :mrgreen: .

      Liebe Grüße 😉 .

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  17. bruni8wortbehagen schreibt:

    da bist Du ja einem SAUBEREN Pärchen begegnet, liebe Anna-Lena *lach*
    Wenn ich einkaufe, ist es immer langweilig, keine üblen Gerüche, keine schwankenden Gestalten, nur ich, die an den hundertundeins Sorten Tomaten steht und überlegt, welche nun die besten und schmackhaftesten sein könnten…
    Vielleicht muß ich umziehen, hier ist nix los *kicher*

    Liebe Grüße von mir *g*

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    • Anna-Lena schreibt:

      Na, ich weiß nicht, ob sich deshalb ein Umziehen lohnt. Das war eine Begegnung der besonderen Art, auf die ich gern verzichten kann :mrgreen: .

      Sonnige Morgengrüße von mir 🙂

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  18. freiedenkerin schreibt:

    Jetzt habe ich so intensives „Nasen-Kino“, daß ich auf der Stelle die Balkontür ganz weit aufmachen werde…

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  19. Franka schreibt:

    So ist das leider manchmal, auch und gerade in öffentlichen Verkehrsmitteln. Du hast es jedenfalls ‚köstlich‘ beschrieben, auch wenn das Wort an sich hier gar nicht passt *g*
    LG

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    • Anna-Lena schreibt:

      Aus öffentlichen Verkehrsmitteln kenne ich das leider auch. Unter anderem aus diesem Grund meide ich sie, ganz besonders im Hochsommer. In meinem Auto kann ich machen, was ich will :mrgreen: .

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  20. buchstabenwiese schreibt:

    Oh, da wird mir ja schon nur beim Lesen schlecht, liebe Anna-Lena.
    Vielleicht trinkt die „Dame“ sich den Herrn wohlriechend. 🙂
    *schüttel* Bäh, nee … da muss ich gleich mal meine Fantasie zügeln.

    Liebe Grüße,
    Martina

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