Jojo Moyes: Ein ganzes halbes Jahr

Mein heutiger Lesetipp:

Jojo Moyes: Ein ganzes halbes Jahr

Ein ganzes halbes Jahr

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 Die 27jährige Louisa  lebt mit ihrer Schwester und deren Sohn im Hause ihrer Eltern in einer englischen Kleinstadt. Sie liebt ihren Job im Cafe und auch ihr bescheidenes Leben, dass sie seit ihrer Geburt in dieser kleinen Stadt verbracht hat, die nur im Sommer von Leben erfüllt ist, wenn Touristen die Burg der Stadt besichtigen kommen. Als Louisa ohne ihr Verschulden ihren Job verliert, kommt die Familie, die Louisa finanziell immer unterstützt hat, in Bedrängnis.

Will hingegen ist ein lebenslustiger und reisefreudiger Mann von Mitte 30, aus vornehmem Haus und gut situiert,  ein Frauenheld und ein erfolgreicher Geschäftsmann, bis er durch einen Unfall an den Rollstuhl gefesselt wird. Er ist ausschließlich auf fremde Hilfe angewiesen, die sein Pfleger Nathan in medizinischer Hinsicht leistet. In Wills Haus findet Luisa eine Anstellung für sechs Monate, als Gesellschafterin für Will.

Louisa und Will können unterschiedlicher nicht sein und Louisa schafft es mit der ihr eigenen Art, mit diesem verbissenen und oft sarkastischen Menschen mehr und mehr klar zu kommen.

Es ist eine Liebesgeschichte der ganz besonderen Art. Als Louisa erfährt, warum sie ihre Stelle nur für ein halbes Jahr hat, setzt sie alles in Bewegung, um Will zu halten. Nach einem Selbstmordversuch hat er mit seinen Eltern eine Abmachung getroffen: er lebt noch ein weiteres halbes Jahr, um dann in der Schweiz den von Ärzten unterstützten Selbstmord zu begehen.

Sehr sensibel führt die Autorin den Leser in das Thema Krankheit, Tod und Sterbehilfe ein und beleuchtet Wills Entscheidung und das Leben der ihn umgebenden Menschen von allen Seiten.

Selbstmord ist in unserer Gesellschaft noch immer ein Tabuthema und wird oft mit Feigheit und Schwäche charakterisiert. Doch wenn ein Mensch das Leben, das ihm das Schicksal nun zugeteilt hat, nicht mehr leben will, weil er weiß, dass es ihm nur noch schlechter gehen wird, er weiterhin Zeit seines Lebens von anderen Menschen abhängig ist, hat er nur eine einzige Entscheidungsgewalt: sein Leben zu beenden.

Ich kann das Buch nur empfehlen. Es ist sehr sensibel und doch fesselnd  geschrieben. Als Leser taucht man in das Leben von Louisa und Will ganz ein, ist selber hin- und hergerissen zwischen Hoffnung und Verzweiflung. Es kann jeden treffen, direkt oder indirekt, mit einem solchen Schicksal konfrontiert zu werden. Mich hat es sehr nachdenklich gestimmt, aber ich denke auch ein wenig mehr dazu gebracht, Menschen anzuerkennen und zu verstehen, die diesen Schritt der Entscheidungsfreiheit wählen und in Würde gehen wollen.

 c/ G. Bessen 2/14

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Träumen kann man von vielen Wegen.
Andere geht man … einmal …
weil sie in die Ewigkeit führen.

c/ Tina M. Emig

Über Anna-Lena

Lehrerin im Un-Ruhestand, mit vielen Hobbys, die nichts mit dem Beruf zu tun haben. Ich lese viel, schreibe gern selber und fotografiere, was mir vor die Linse kommt.
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41 Antworten zu Jojo Moyes: Ein ganzes halbes Jahr

  1. freiedenkerin schreibt:

    Ich finde, daß sehr viel Mut dazu gehört, Selbstmord zu begehen. In meinen schlimmsten Depressionen habe ich öfters darüber nachgedacht, und wie ich es wohl anstellen würde, und bin zu dem Schluß gekommen, daß ich den Mut dazu gar nicht hätte…

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  2. leonieloewin schreibt:

    Danke für den interessanten Lesetipp. liebe Grüße Leonie

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  3. klatschmohnrot schreibt:

    Guten Morgen, liebe Anna Lena,
    das Buch steht auf meiner Wunschliste, bald ist es dran 🙂
    Lieben Gruß
    Regina

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  4. piri ulbrich schreibt:

    Das Buch ist sehr gut, ich habe es auch gelesen. Ich denke, jeder hat das Recht selbstbestimmt zu Leben und zu sterben. Das aktuelle Urteil in Belgien, das Minderjährigen erlaubt sterben zu dürfen, Sterbehilfe in Anspruch nehmen zu können, finde ich hart, aber gut… Ob ich das machen würde – eventuell, aber ich hänge sehr am Leben!

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    • Anna-Lena schreibt:

      Ich stehe noch ganz im Banne dieses Buches.
      Sterbehilfe bei uns ist ja immer noch ein Tabu und ein sehr sensibles Thema. Ich glaube, dass der betroffene Mensch viel zu wenig bei diesen Diskussionen im Mittelpunkt steht.
      Somit war Will ein Charakter, der in allen Gefühlsfacetten eine deutliche und verständliche Sprache sprach.
      Mich hat das sehr zum Nachdenken angeregt.

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  5. kowkla123 schreibt:

    das ist echt sehr sensibel und nicht für jeden geeignet finde ich, KLaus

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  6. Franka schreibt:

    Ich habe es voriges Jahr auch gelesen und vergessen, darüber zu bloggen. Sehr eindrucksvoll fand ich es und man konnte Wills Entscheidung sehr gut nachvollziehen. Ein Buch zum Weiter-Drüber-Nachdenken oder zum Diskutieren.

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    • Anna-Lena schreibt:

      Die Entscheidung konnte ich auch gut nachvollziehen. Doch es gehört eine Menge Kraft dazu, jemanden gehen zu lassen, weil wir ausschließlich mit unseren eigenen Maßstäben messen, die von Verlust geprägt sind. In diesem Punkt eröffnet das Buch einen Weg zum Umdenken.

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      • Franka schreibt:

        Ich finde das Ende zwar einerseits traurig, aber auch versöhnlich, denn SIE startet in ein neues Leben, aber ER wird sicher immer in ihrem Herzen bleiben.

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  7. Lutz schreibt:

    Ein Buch das nachdenklich macht. Aber toll geschrieben. Dir noch einen schönen Abend. L.G.

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  8. Brigitte schreibt:

    Mir gefiel deine Beschreibung auf Anhieb und darum habe ich das Buch in meiner Bücherei vorbestellt. Stell dir vor, es sind 12 Leser vor mir, die es ebenfalls vorbestellt haben. Muss gut sein!

    Lieben Gruß, Brigitte

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    • Anna-Lena schreibt:

      Ich habe es heute schon im Kollegium verliehen und habe drei weitere Interessentinnen, sonst hätte ich es dir glatt geschickt. Es wird dir gefallen.
      Liebe Grüße zu dir,
      Anna-Lena

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  9. Rachel schreibt:

    Ich habe es auch schon vor längerer Zeit gelesen. Mich beeindruckte in dem Buch auch diese Schere zwischen arm und reich, dass man, wenn man nicht zu den Reichen gehört, doch auch wertvoll ist!!!

    LG Rachel

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    • Anna-Lena schreibt:

      Liebe Rachel,
      willkommen in meinem Lesestübchen 🙂 .
      Und ergänzend: Auch wenn man arm ist, kann man ein zufriedenes Leben führen, was Louisas Familie immer wieder deutlich macht.

      LG Anna-Lena

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  10. bruni8wortbehagen schreibt:

    Ich kenne es, liebe Anna-Lena. Habe es schon vor längerer Zeit gelesen und war sehr beeindruckt davon.
    Nein, ich hätte den Mut vermutlich auch nicht, aber ich habe großen Respekt vor den Menschen, deren letztendliche Entscheidung es ist, weil keine andere Lösung möglich scheint

    Liebe Grüße♥ von mir zu Dir

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  11. minibares schreibt:

    Scheint ein gutes Buch zu sein.
    Von einigen bestätigt.
    Ich habe ja meinen eigenen derartigen Fall schon erleben müssen.
    Danke für die Worte von Tina als Abschluss, die berühren mal wieder besonders.

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  12. hoetuspoetus schreibt:

    Jetzt hatte ich erst mal nen Kloß im Hals…… nen richtig festen….
    so einer, der auch ein wenig weh tut ….

    Das Buch kannte ich nur vom Hören-Sagen von meiner Kollegin …
    ich wusste also, dass es gut ist und es steht auf meiner Wunschliste.
    Ich lese sehr viel, weil ich viel „alleine“ bin und nicht gerne alleine Fernseh gucke.

    Letztes Jahr habe ich diese Buch gelesen:
    5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen
    Seitdem, erlerne ich ganz intensiv die Meditation.
    DAS tut mir gut. Und auch sonst hat sich einiges verändert….

    Nur noch so zum Abschluß.
    Ich hatte schon sehr viele Haustiere… sie kamen und „gingen“ …
    Einige waren dabei, die irgendwann alt und teils auch sehr krank waren.
    Damals konnte und wollte ich keinen Abschied nehmen.
    Ich hielt das Tier auf den Arm und hoffte ……….
    aber ich merkte, das Tier leidet ….
    und erlitt seinen Schmerz noch ein paar Tage länger … MIR zu liebe…!

    Dann machte es „klick“ ….. dieses berühmte „Klick“
    – wenn man etwas verstanden hat….

    Ab da, so schmerzhaft es auch war, nahm ich die Tiere auf den Arm und sagte zu ihnen:
    „Ich lasse dich gehen, DANKE, dass du eine Zeit bei mir warst.
    Ich werde dich nicht vergessen!“
    So manches kleines Fellknäuel machte SO
    auf meinen Armen friedlich die Augen zu……

    Meine Mama hat immer gesagt: „Jeder Abschied tut weh“
    Mancher tut aber so dolle weh ……. DAS muss man halt aushalten,
    aus Liebe demjenigen gegenüber, der gehen möchte.

    Fühl dich mal eben ganz feste gedrückt!
    Katja

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    • Anna-Lena schreibt:

      Den Kloß in deinem Hals kann ich gut verstehen, auch deshalb ist das Buch empfehlenswert, es regt an und verändert die eine oder andere Sichtweise.

      Wir haben erst Ende Oktober von jetzt auf gleich eine Entscheidung fällen müssen. Unsere zweite Dackeldame hatte keine Infektion, wie wir erst befürchtet hatten, es traf uns hammerhart von jetzt auf gleich: sofort die Gebärmutter raus und dann – wenn sie sich davon erholt hätte – ein mögliches Mammakarzinom.
      Sie war nicht mal ganze sieben Jahre alt, aber sie hat uns so viel Freude bereitet, dass wir sie am selben Abend haben einschläfern lassen. Die Ärztin kam zu uns nach Hause (sie hatte sie auch als Welpe mit auf die Welt gebracht) . Nun haben wir wenigstens noch eine, Caras Halbschwester, das macht es uns leichter.

      Jenseits der Regenbogenbrücke…

      Davor sind uns zwei Hunde von alleine gestorben, es ging jedesmal sehr schnell, und sie haben uns diese grauenvolle Entscheidung abgenommen.

      Ein Drückchen zurück,
      Anna-Lena

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  13. regenbogenlichter schreibt:

    Das Buch kommt auf die Wunschliste… danke für den Tipp liebe Anna-Lena…
    Liebe Grüße
    Ute

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  14. Die Thematik dieses Buches fand ich ebenfalls äußerst gelungen, da ich denke, dass sich viel mehr Menschen damit auseinandersetzen sollten. Es hilft mit Sicherheit auch, die verschiedenen Blickwinkel zu verstehen. Ich habe es im letzten Jahr recht gerne gelesen, aber eben „nur“ als Roman, als Geschichte. Vielleicht lag es daran, dass wir für uns das Thema Sterben, Selbstbestimmung, ja sogar Sterbehilfe besprochen haben.
    Wie dem auch sei, beim Lesen störte mich etwas, zunächst wusste ich nicht genau, was es war. Aber dann wurde mir klar, dass es mich störte, dass Will so furchtbar reich war. Aus finanzieller Sicht war alles möglich, das Ablenkungsprogramm, die Reise, etc. Daher erinnerte mich dieses Buch ein wenig an Ziemlich beste Freunde. Manchmal sogar ein kleines bisschen an Pretty Woman (wegen der Romanze), wenn auch nur in ganz kurzen Augenblicken. Gut, vielleicht sollte der Reichtum verdeutlichen, dass auch noch so viel Geld, nichts an den Gefühlen ändern kann, wenn man in Wills Situation steckt. Aber vielleicht war das ja auch die Absicht …
    Liebe Grüße von mir zu dir – Iris

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    • Anna-Lena schreibt:

      Liebe Iris,
      danke für deinen bereichernden Kommentar.
      Ich empfand den Reichtum nicht als störend denn er hatte für Louisas Leben ja letztendlich positive Konsequenzen, was ihr Leben und auch ihre Zukunft betraf. Und es zeigt auch, dass man sich Gesundheit nicht erkaufen kann, da kann man noch so reich sein. Ich musste beim Lesen auch oft an M. Schumacher denken, was aus ihm wohl wird, wenn sich nichts ändert, obgleich die Ärzte sicher mehr als alles für ihn tun, weil er sich das finanziell leisten kann. Was aber, wenn er nicht mehr gesund und ein Pflegefall wird? Wird seine Frau mal in die missliche Lage kommen, die Geräte abstellen zu lassen oder ihm beim Sterben zu helfen?

      Liebe Grüße von mir ☺ .

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  15. OceanPhoenix schreibt:

    Hab Dank für diesen Buchtipp, liebe Anna-Lena.

    Gerade habe ich mir auch Eure Kommentar-Unterhaltung durchgelesen und ich kann nur zustimmend nicken … so schwer und schmerzvoll eine solche Entscheidung auch ist.

    Und bei den Menschen finde ich unbedingt, dass jeder selbst über sein Leben und Sterben entscheiden können sollte. Die Sterbehilfe befürworte ich.

    Ganz liebe Grüße zu dir ..hab ein entspanntes, schönes Wochenende und bitte kraul Eure Fellnase mal von mir 🙂
    Ocean

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    • Anna-Lena schreibt:

      Liebe Ocean,
      die Fellnase dankt für den Krauler und „wufft“ zufrieden 🙂 .
      Sterbehilfe ist ein ernstes Thema und noch mit einigen Grauzonen behaftet. Aber kein Mensch sollte elendig dahinbegetieren, wenn sein Zustand aussichtslos und für denjenigen nur noch qualvoll ist. So jemand kann nicht mehr in die Schweiz reisen. Jeder sollte zumindest eine Patientenverfügung haben und seinen Willen festschreiben, solange in Deutschland die Gesetze nicht geändert werden.

      Auch euch ein schönes Wochenende und eine extra Streicheleinheit für Greta. Ich denke oft an sie, wenn wir bei Sammy, unserem Nachbarshund vorbeikommen.

      Liebe Grüße
      Anna-Lena

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  16. buchstabenwiese schreibt:

    Ich denke, dass ich dieses Buch auch noch lesen werde. Bisher habe ich mich noch nicht „getraut“, da ich hörte, dass es zwar eine wunderschöne Liebesgeschichte sein soll, es aber auch an die Nieren geht.
    Ich habe es aber immer noch im Hinterkopf.

    Liebe Grüße,
    Martina

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  17. Emily schreibt:

    Um dieses Buch bin ich hin und wieder herum geschlichen und wollte es nicht lesen. Das Thema hat mich zu sehr berührt. Letztlich bin ich dann doch daran gegangen und ich kann nur sagen, dass es mich unglaublich berührt hat. Es ging wirklich auf viele Arten sehr ans Herz. Schön!

    Liebe Grüße zum Wochenende, Emily

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  18. Anna-Lena schreibt:

    @ all:
    Ich danke euch ganz herzlich für eure rege Beteiligung bei diesem Lesetipps, besonders denen, die das Buch gelesen und ihre eigenen Eindrücke beigesteuert haben.
    So macht das Bloggen immer wieder Spaß und wird zum regen Austausch.

    Liebe Grüße
    Anna-Lena

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  19. Susanne schreibt:

    Ich habe erst heute im Buchladen vor diesem Buch gestanden und auch das zweite Buch „Eine Handvoll Worte….“ steht noch auf meiner Leseliste. Doch im Moment komme ich noch nicht mal dazu meine Bücher, die ich zu Weihnachten bekommen habe, zu lesen. Irgendwie ist bei mir eher der Sommer, DIE Lesezeit.

    Was ich bis jetzt über das Buch „ein ganzes halbes Jahr“ gelesen und gehört habe, so ist es keine leichte Lektüre und muss sehr nachdenklich und auch traurig machen. Ich habe es noch nicht gelesen, ringe aber schon seit einiger Zeit mit mir, es mir zu kaufen.

    Jetzt wo Du den Buchtipp gegeben hast, weiß ich dass ich es nun wohl tatsächlich irgendwann lesen werde. Danke für den letzten Anstoss.

    LG Susanne

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    • Anna-Lena schreibt:

      Es stimmt nachdenklich, auch traurig, aber es sind auch viele schöne Momente drin. Es ist wirklich gut zu lesen.
      „Eine Hand voll Worte“ werde ich auf jeden Fall auch lesen.

      Liebe Grüße ☺ .

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  20. Agnes schreibt:

    Obschon ich in den letzten Jahren primär Krimis lese, die sagen mir zur Zeit mehr zu, habe ich dieses Buch aufgrund einer Empfehlung gelesen.
    Es hat mir sehr gut gefallen, keine Klischees, es großartig geschrieben, kein bißchen kitschig oder dramatisch, obschon das Thema der Geschichte dramatisch ist.
    Ein Buch zum Nachdenken.

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  21. Pingback: Jojo Moyes: Ein ganz neues Leben | Mein Lesestübchen

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