Petra Wolf: Das Bleiben schmerzt mehr als das Gehen

Mein heutiger Lesetipp:

Petra Wolf: Das Bleiben schmerzt mehr als das Gehen

Der Tod ist immer noch ein Tabuthema, über das man nicht gerne redet und lieber von sich schiebt. „Der Tod gehört zum Leben“ und „Die Zeit heilt alle Wunden“ sind leere Floskeln, zumindest für diejenigen, die sich mit so einer Situation plötzlich oder in absehbarer Zeit konfrontiert sehen. Man kann sich nicht darauf vorbereiten und wenn es einen trifft, steht man dem meist fassungslos, ungläubig und hilflos gegenüber. Jeder, der in einer Partnerschaft lebt, kann sich über kurz oder lang einer solchen Situation ausgesetzt sehen.

Petra Wolf, Autorin aus Schildow in Brandenburg, hat diese leidvolle Erfahrung mit 51 Jahren gemacht, als ihr Mann krank wurde und von ihr ging. Sie schrieb ihre eigene Geschichte für sich auf. Erst später entstand dieses sehr berührende Buch „Das Bleiben schmerzt mehr als das Gehen“, in dem siebzehn weitere Witwen zwischen 39 und 77 Jahren  ihre persönliche Geschichte über den Verlust ihres Partners  erzählen.

Der friedliche Tod, der einen im Schlaf ereilt, ist nur wenigen gegönnt. Ein Leidensweg durch Krankheit, Hoffen und Bangen bis hin zum endgültigen Abschied, das durchlebten sehr viele dieser Frauen, die in diesem Buch zu Wort kommen.

Abschied und Tod sind ein Teil des Weges, doch danach geht das Leben dieser Frauen weiter. Menschen trauern unterschiedlich, müssen sich neu zurechtfinden und ihr Leben in  eine neue Richtung lenken. Offen erzählen die unterschiedlichen Frauen dieses Buches über ihre Gefühle. Angst, Einsamkeit, Trauer, Mutlosigkeit und die Sehrsucht nach einem neuen Partner sind Themen, die die Frauen miteinander verbinden.

Manche sind stark genug, ihren eigenen Weg allein gehen zu wollen, andere bekennen freimütig die Sehnsucht nach Geborgenheit und dem Verlangen nach körperlicher Liebe.

Auch die Autorin selbst hat einen neuen Partner gefunden, mit dem sie heute glücklich zusammenlebt.

Mich hat das Buch sehr berührt, denn die Geschichten sind lebendig und mitten aus dem Leben geschrieben. Ich konnte mich gut in die Gefühlswelt der einzelnen Frauen einlassen. Und – obwohl das Thema Tod und Trauer kein angenehmes ist, bin ich sicher, dass es so mancher Frau helfen kann, den eigenen Verlust begreifbarer und erträglicher zu machen. Das Buch macht Mut, denn alle Frauen haben nach ihren ganz persönlichen Verlusten weitergelebt, anders als vorher, aber auch vielfach glücklich.

Petra Wolf:  Das Bleiben schmerzt mehr als das Gehen
ISBN 978-3-943195-10-1
custos verlag e.K. Solingen
199 Seiten
Preis 12,90 €

Bildquelle

Über Anna-Lena

Lehrerin im Un-Ruhestand, mit vielen Hobbys, die nichts mit dem Beruf zu tun haben. Ich lese viel, schreibe gern selber und fotografiere, was mir vor die Linse kommt.
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27 Antworten zu Petra Wolf: Das Bleiben schmerzt mehr als das Gehen

  1. piri ulbrich schreibt:

    Es gefällt mir, aber ich kann es grad nicht lesen!

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  2. kowkla123 schreibt:

    es ist ein sehr besonderes Thema und trifft ja eigentlich viele und meistens doch die Frauen, eine gute Woche wünsche ich, Klaus

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  3. Brigitte schreibt:

    Das ist ein sehr guter Tipp! Danke dafür! Ich schaue, ob ich es hier in der Bücherei finde, ansonsten schlage ich den Kauf vor.

    Wünsch dir eine gute Woche, Brigitte

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    • Anna-Lena schreibt:

      Das Buch ist erst Ende Oktober erschienen, von daher weiß ich nicht, ob du es in der Bücherei schon bekommst. Ich weiß von der Autorin, dass der Verlag gerade eine 2. Auflage druckt.

      Danke für deine guten Wünsche, bis Mittwoch bin ich mit Arbeit randvoll eingedeckt 😯 .
      Auch dir eine schöne Woche 😉 .

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  4. Gudrun schreibt:

    Du hast so Recht, der Tod ist ein Tabuthema. Man redet nicht darüber und gleich gar nicht davon, dass er auch ein Segen sein kann. Er bringt die ersehnte Ruhe für jemand, der sich schon lange in Krankheit und Schmerzen plagt. Jemandem diese Ruhe zu wünschen wagt man sich fast nicht.
    Danke für die Buchempfehlung, liebe Anna-Lena.
    Gruß von der Gudrun

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  5. bruni8wortbehagen schreibt:

    Es klingt so, als ob ich darin von großem Kummer lesen werde…
    Geliebte Menschen gehen zu sehen und zurückzubleiben stelle ich mir fast wie einen eigenen „kleinen“ Tod vor. Wie können wir so etwas verkraften? Wie gelingt es uns, einigermaßen gut weiterzuleben? Ich kann es mir ehrlich gesagt nicht vorstellen. Bisher habe ich zwar liebe nahe Menschen verloren, aber sie waren sehr alt und es war vorauszusehen, ich konnte damit leben, weil ich wußte, sie hatten ihr Leben abgeschlossen.
    Doch wie ist es, wenn man den sehr nahen Menschen verliert, den man aus ganzem Herzen liebt, wenn die zweite Hälfte von einem gehen muß?
    Ich habe große Angst davor, es evtl. erleben zu müssen und mag es mir nicht vorstellen…
    Liebe Grüße von mir an Dich

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    • Anna-Lena schreibt:

      Ich habe davor auch Angst, liebe Bruni, möchte es mir auch nicht vorstellen, aber die Augen kann man nicht verschließen. Es ist einigen hier aus dem Bloggerland passiert, ich selbst habe es im Bekanntenkreis in diesem Jahr gleich zwei Mal erlebt. Konfrontiert wird man oft damit.
      Sterben ist kein Altersprivileg.

      Liebe Grüße und mach dir nicht zu viele Sorgen,
      Anna-lena

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  6. OceanPhoenix schreibt:

    Guten Morgen, liebe Anna-Lena,

    wirklich ein schwieriges Thema. Gut, dass du den Buchtipp gibst – es ist sicher für manche Menschen hilfreich. Ich verdränge das Thema möglichst ..denn es ist meine größte Angst, die ohnehin immer wieder präsent ist und mir zu schaffen macht, und in dieser unangenehmen Jahreszeit grad sowieso.
    Vermutlich geht jeder – auch unter den Betroffenen – irgendwie anders damit um.. Schön, dass die Autorin einen neuen Partner finden konnte und sich auch darauf einlassen kann. Dennoch wird sie ihren Mann bestimmt niemals vergessen.
    Schwierig für mich, da die richtigen Worte zu finden ..

    Ganz liebe Grüße und Wünsche für dich,
    Ocean

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    • Anna-Lena schreibt:

      Es ist ja auch ein schwieriges Thema, liebe Ocean. Ich bin sicher, wir haben alle unsere Verlustängste. Dieser Monat ist ein „Totenmonat“, dazu das Novembergrau, da kommen leicht düstere und ängstliche Gedanken.
      Zumindest bin ich sehr froh, dass es so ein Buch gibt, dass helfen, trösten und Mut machen kann.

      Liebe Grüße und viel Licht an dunklen Tagen,
      Anna-Lena

      PS: Heute unterhielt ich mich beim Einkaufen mit einer Hundemutter, die einen Golden Retriever hatte, er hat mich gleich an Greta erinnert 🙂 . Wenn unsere Marci mal nicht mehr da ist und wir uns überhaupt noch einmal einen Hund anschaffen werden, dann bestimmt so einen.

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  7. Der Titel des Buches berührt mich schon sehr! Manche Menschen sind überhaupt nicht bereit, sich mit dem Tod auseinander zu setzen und andere, notgedrungen dem Thema ausgesetzt, meinen, ihn vermeiden zu können, wenn sie es nur lange genug vor sich leugnen. Das Bleiben kann dadurch mitunter so unerträglich werden, dass – so oder so – das Gehen die weitaus angenehmere Lösung wäre bzw. ist.

    Ein interessanter Buchtipp mit einem Titel, der für sich genommen schon schrillionen Gedanken in Gang setzt. Gut so!

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  8. buchstabenwiese schreibt:

    Es ist bestimmt ein sehr berührendes Buch, liebe Anna-Lena, wenn auch im MOment nichts für mich.
    So etwas kann sehr hilfreich beim Trauern sein. Kann. Trifft natürlich nicht für jeden gleichermaßen zu. Jeder trauert anders.
    Ich habe mir damals auch zwei Bücher zugelegt. „Wenn die alten Eltern sterben – Das endgültige Ende der Kindheit“ und „Ich spür noch immer ihre Hand“. Ich fand es sehr hilfreich. Besonders das erste Buch, da ich dadurch meine eigenen Gefühle und Gedanken besser verstehen konnte und mich irgendwie normaler fühlte.

    „Ein Leidensweg durch Krankheit, Hoffen und Bangen bis hin zum endgültigen Abschied…“
    Das habe ich besonders schlimm empfunden. Der Leidensweg bei meinem Vater war sehr schlimm. Da ist der Tod schon eine Erlösung. Trotzdem schwankt man zwischen dem Gefühl der Erleichterung, dass eine untragbare Last endlich von einem genommen ist und der Trauer wegen des Verlustes. Manchmal fühlt man sich auch schuldig, weil man auch erleichtert ist. Da können solche Bücher schon sehr helfen.

    Aber an den Verlust des Partners, daran mag ich zurzeit nicht denken. Diese Angst, die steckt sowieso viel zu sehr in mir drin. Die Angst noch mehr zu verlieren.

    Herzliche Grüße,
    Martina

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    • Anna-Lena schreibt:

      Liebe Martina, ich kann das sehr gut verstehen, denn es ging mir mit meinem Vater ähnlich.
      Den Partner zu verlieren, ist eine andere Ebene und wem graut nicht davor? Den Gedanken lasse ich auch äußerst ungern an mich heran. Somit hat es mich erst Überwindung gekostet, das Buch zu lesen, aber ich bin froh, dass ich es gelesen habe.

      Hoffen wir gemeinsam, dass wir uns noch lange nicht persönlich mit der Thematik auseinandersetzen müssen.
      Herzliche Grüße und danke für deinen sehr persönlichen Kommentar,

      Anna-Lena

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  9. ck schreibt:

    In meinem Beruf bin ich tagtäglich mit schweren Leidenswegen konfrontiert, die der Patienten und die der Angehörigen. Für die meisten meiner Patienten ist der Tod die Erlösung. Und dennoch sind es immer fremde Menschen. Das ist was anderes. Man kann und darf da nicht „mit leiden“. Wenn die alten Eltern von dieser Welt gehen ist das auch etwas anderes. Es ist der Lauf der Dinge und jeder alte Mensch hat sich auch ein Ende verdient.
    Vor dem Verlust des langjährigen Partners oder der Kinder habe ich genau so Angst, wie jeder andere Mensch auch. Und da ist es glaube ich egal, ob man Mann oder Frau ist. Aber das Leben geht weiter, Trauer gehört dazu. Und trauern tut jeder Mensch anders. Am meisten hätte ich Angst vor den vielen mitleidigen Menschen, egal ob sie es ehrlich oder weniger ehrlich meinen.
    Ich werde das Buch wohl einmal lesen, ich finde es interessant und auch mutig. Vom Verlag und von der Autorin, verspricht es doch nicht unbedingt ein Bestseller zu werden.

    VG, Christiane

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    • Anna-Lena schreibt:

      „Angst vor den vielen mitleidigen Menschen, egal ob sie es ehrlich oder weniger ehrlich meinen…“ Diese Angst hatten auch einige Frauen im Buch. Der Begriff „Witwe“hing ihnen wie ein Makel an. Das ist sogar ein Punkt, den ich selbst nie hinterfragt habe und heute anders denke.
      Du musst dich in deinem Beruf schon abschotten, sonst gehst du vor die Hunde, das sehe ich auch so. Man muss nicht alles mit-er-leiden, aber man kann mit-fühlen.

      Ob es ein Bestseller wird, bleibt abzuwarten. Petra Wolf ist in Sachen Lesungen viel unterwegs und das Fernsehen war gestern bei ihr. Der Bericht sollte heute Mittag um zwölf in der Tagesschau gesendet werden, aber aus welchen Gründen auch immer hat das in der Übertragung nicht geklappt.

      Ich denke, sie hat sehr gute Chancen für eine hohe Auflage. Ich wünsche es ihr, denn sie ist eine sehr nette und warmherzige Frau.

      Liebe Grüße
      Anna-Lena

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  10. finbarsgift schreibt:

    Das hört sich ja sehr interessant an, liebe Anna-Lena, vor allem für mich als „alten Todfan“ *g*
    Herzliche Morgengrüße gen Norden
    aus dem Süden von mir

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  11. bmh schreibt:

    Liebe Anna-Lena, es gut, dass Du dieses Thema ansprichst. Es gibt noch viel zu viele Menschen, die es ausblenden.
    Liebe Grüße
    Barbara

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  12. Pingback: Das Café Tod | Anna-Lenas Lesestübchen

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