Christiane F.

Christiane F.

Die Zeit der Christiane F. ist mir gut in Erinnerung. Ihre und auch meine Familie zogen im gleichen Jahr in die Gropiusstadt im Südosten von Berlin Neukölln.

Mit 12 Jahren kam sie mir Drogen in Kontakt, mit 13 spritzte sie Heroin und mit 14 Jahren fand man sie in der Nähe des Bahnhof Zoo auf dem Kinderstrich. Als sie 16 war, erschien ihre Autobiografie: „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“, ein Buch, das weite Kreise zog. Später wurde ihre Geschichte sogar verfilmt.

Niemand konnte die Augen und Ohren länger davor verschließen, dass es einen Kinderstrich in Bahnhofsnähe gab, auf dem Kinder sich prostituierten, um das Geld für ihre Süchte aufzubringen.

Auch die Problematik der anderen Randgruppen unserer Gesellschaft, deren Lebensmittelpunkt der Bahnhof Zoo und seine Umgebung war, rückten wieder neu ins Bewusstsein, das Leben der Alkoholiker und Obdachlosen, die Junkies, junge Stricher, die in der Jebensstraße auf Freier warteten. Nachts erwachte der Bereich um den Bahnhof Zoo diesbezüglich besonders zum Leben. Die Menschen dieser Gruppen waren stets auf der Hut, von der Berliner Schutzpolizei oder den Beamten der damaligen Reichsbahn nicht des Bahnhofs verwiesen zu werden oder eine Strafanzeige wegen Hausfriedensbruch zu erhalten.

Nach einem recht langweiligen Job bei Sarotti in den Kudammkinos, finanzierte ich mein Studium bis zum Ende  mit ein bis zwei Nachtdiensten pro Woche als Sozialarbeiterin am Bahnhof Zoo. Möglicherweise habe ich Christiane F. vor der Veröffentlichung ihres Buches sogar mal betreut, ohne sie gekannt zu haben.

Nach der Buchveröffentlichung schickte ihre Mutter sie zur Großmutter aufs Land. Sie blieb mehrere Jahre clean. Anfang der 80er Jahre versuchte sie sich als Sängerin und Schauspielerin und Ende der 80er Jahre lebte sie für einige Jahre in Griechenland.

1996 wurde sie Mutter ihres Sohnes Phillip. Heute mit knapp einundfünfzig Jahren lebt sie im brandenburgischen Teltow.

Sie hat ihre Drogenkarriere von damals überlebt, doch bis heute kann sie nicht ganz ohne Alkohol und Haschisch leben, trotz einer Leberzirrhose.

Am 10. Oktober erscheint Christianes Felscherinows  zweites Buch „ Mein zweites Leben.“

Ich bin gespannt darauf.

Über Anna-Lena

Lehrerin im Un-Ruhestand, mit vielen Hobbys, die nichts mit dem Beruf zu tun haben. Ich lese viel, schreibe gern selber und fotografiere, was mir vor die Linse kommt.
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36 Antworten zu Christiane F.

  1. suebilderblog schreibt:

    Ich habe das Buch damals auch gelesen und den Film später natürlich auch gesehen. Sie hat also ein zweites Buch geschrieben, das hört sich sehr interessant an. Danke für den Tipp,

    Habe gerade bei Dir gelesen, dass Dein Laptop lahmt. Ich drücke Dir die Daumen, dass Du nicht das gleiche Elend hast, wie ich mit meinem Teil, wo nach 1 Jahr schon die Festplatte kaputt ging. Zum Glück war noch Garantie drauf, doch es war schon ärgerlich, alles wieder neu einzurichten.

    Falls Du noch Ferien hast, dann wünsche ich Dir noch eine schöne Zeit.
    LG Susanne

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    • Anna-Lena schreibt:

      Liebe Susanne,
      mein Rechner läuft wieder wie am Schnürchen, ich habe gründlich ausgemistet :mrgreen: .
      Am Montag fängt bei uns die Schule wieder an. Bisher habe ich die Ferien genossen, nun muss ich meinen Schreibtisch abarbeiten, den habe ich geflissentlich ignoriert .

      Liebe Grüße von mir 🙂

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  2. minibares schreibt:

    Das ist ja interessant. Womöglich kennst du sie sogar,
    Wenn ein Treffen möglich wäre, das wäre super, nicht wahr?

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    • Anna-Lena schreibt:

      Nein, liebe Bärbel, das würde ich gar nicht wollen. Alles hat seine Zeit. Die Zeit meiner Arbeit dort ist lange vorbei, aber durch ihr zweites Buch hat es mich daran erinnert und ich habe mir meinen dicken Ordner vorgenommen, eine Art Diensttagebuch aus der Zeit. Vieles, was ich vergessen hatte, ist wieder in Erinnerung gerückt.

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  3. Gudrun schreibt:

    Das Buch hatte ich schon damals gelesen und später noch mal. Jedes Mal hat es mich unglaublich betroffen gemacht. Beim ersten Lesen dachte ich, dass ich mal nie real mit solchen Problemen zu tun haben werde, beim zweitem Mal las ich, weil eine Schulfreundin meines Sohnes heroinabhängig war und keine Therapie helfen konnte. Leipzig hatte inzwischen auch seine Szene in der Nähe des Hauptbahnhofes.
    Hut ab vor all denen, die helfen wollten.
    Liebe Grüße von der Gudrun

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    • Anna-Lena schreibt:

      Man kann schneller damit in Berührung kommen, als man denkt, denn nicht nur Bahnhöfe in Städten sind „Szene“, sondern die unmittelbare Nachbarschaft.
      Das alles ist nicht weit weg, wie du selber erfahren hast.

      Liebe Grüße
      Anna-Lena

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  4. piri ulbrich schreibt:

    Die Frau ist interessant und ich glaube, ich werde auch ihr zweites Buch lesen. Danke für die Info!

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  5. Beate Neufeld schreibt:

    Die Geschichte der Christiane F habe ich damals auch per Buch und Film verfolgt und sie hat mich sehr berührt, nicht zuletzt deshalb, weil sie mein Jahrgang ist. Ich werde mir das zweite Buch auf jeden Fall kaufen, danke für den Tipp.
    Liebe Grüße von:
    Beate

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  6. bruni8wortbehagen schreibt:

    ich wußte weder, daß sie einen Sohn hat, noch, daß es ein neues Buch von ihr gibt. Ich erinnere mich gut, daß es das allererste Buch war, das meine ansonsten kaum lesende jüngere Tochter in einem Rutsch verschlang, was mich damals sehr beeindruckte. Vielleicht hat es ihren späteren Lebenslauf mehr geprägt, als ich bisher dachte.

    Einen sehr interesssanten Artikel hast Du geschrieben, liebe Anna-Lena, der mich schwer zum Nachdenken brachte…

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    • Anna-Lena schreibt:

      Ich habe es vor ein paar Tagen in der Zeitung gelesen und da fiel mir ein, dass es eine Zeit in meinem Leben gab, in der ich viel mit Menschen am Rande unserer Gesellschaft zu tun hatte. Eine Zeit, die mich geprägt hat und die ich nicht in meinem Leben missen möchte.

      Einen lieben Gruß zu dir,
      Anna-Lena

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  7. freiedenkerin schreibt:

    Ihr erstes Buch hat mich sehr erschüttert… Und die Ankündigung, dass es jetzt ein zweites von ihr gibt, macht mich neugierig…
    Liebe Grüße!

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  8. Brigitte schreibt:

    Ich habe heute im „Stern“ über sie gelesen. Aber, sie war mir auch so ein Begriff. Dies erste Buch habe ich gelesen. Wie du sagst, auf das zweite Buch darf man gespannt sein.

    Im Magazin sah ich ein Foto von ihr, sie ist schon gezeichnet. Aber, es ist müssig, jemanden zu verurteilen. Da muss man immer alle Umstände einschließen.

    Herzliche Grüße, Brigitte

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    • Anna-Lena schreibt:

      Ums Verurteilen geht es mir auch nicht. Wenn es stimmt, dass ihr Vater Alkoholiker und zudem gewalttätig war und sie auch von ihrer Mutter wenig Unterstützung hatte, ist ihr Weg nicht verwunderlich. Sie hat den Absprung mehrfach geschafft, aber so ein Weg aus der Sucht ist ein ganz schwerer.

      Liebe Grüße
      Anna-Lena

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  9. Follygirl schreibt:

    Ich sehe gerade „Lieben lernen“ — einsfestival, —… das ist ein Film über sie, vielleicht hast Du es ja gesehen? ..wenn nicht kannst Du es sicher in der Mediathek finden. Interessant !
    LG, Petra

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  10. Träumerle Kestin schreibt:

    Ich kenne den Namen und die Geschichte, aber ich habe weder das Buch gelesen noch den Film gesehen. Wir hier „auf dem Dorf“ leben doch diesbezüglich ruhiger. Geht man in größere Städte, wandelt sich das Bild. Ich bin froh, so ruhig zu leben, nicht ständig Angst haben zu müssen. Ich hatte noch nie Angst, abends allein durch die Straßen zu laufen. Wir sind eine Kleinststadt mit nur paar Tausend Einwohnern, da werden abends die Bürgersteige hoch geklappt 🙂
    Liebe Grüße von Kerstin.

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    • Anna-Lena schreibt:

      Es hat durchaus was Gutes, so behütet zu leben, aber die Wirklichkeit ist vielerort anders.
      Da ich ja lange in Berlin gelebt habe, gehe ich abends auch bei uns nicht gerade allein durch dunkle Straßen. Gebranntes Kind scheut’s Feuer 😉

      Bewahre dir deine Angstlosigkeit, aber sei trotzdem auf der Hut 🙂 .

      Liebe Grüße
      Anna-Lena

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    • Frau Momo schreibt:

      Ich lebe auch in der Großstadt sicher und gehe abends alleine durch die Straßen. Drogensüchtige sind ja nicht unbedingt eine Gefahr, sie sind vor allem und in erster Linie schwer krank.

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  11. finbarsgift schreibt:

    Danke für diesen interessanten Buchtipp, liebe Anna-Lena,
    natürlich kenne ich das erste Buch von ihr auch, und den Film, das ging ja damals fast gar nicht anders… *lächel* war sozusagen in aller Munde…
    Liebe Abendgrüße
    vom Lu

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  12. werner schreibt:

    Hab das damals auch alles verfolgt und vor ein paar Tagen im TV einiges gesehen und mir das Buch kaufen. Christiane F ? Würd sagen eine starke Frau!
    Gruß nach Berlin
    Werner

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  13. Emily schreibt:

    An den Film kann ich mich noch bestens erinnern. Er war DAS Gesprächsthema damals, daran kann ich mich sehr gut erinnern. Ich kann mich auch daran erinnern, dass ich mir nicht vorstellen konnte, wie man sich derartig in Drogen verlieren kann. Wie naiv. Alkohol und Nikotin sind absolut legal und werden in der Gesellschaft akzeptiert und gefördert. Natürlich setzt dabei niemand die Spritze an und sie haben ganz andere Wirkungen, als CM oder Haschisch (oder was auch immer). Süchte sind Süchte. Der Weg, der Verfall des Körpers und das Rutschen in die Isolation sind in Bezug auf Alkoholmißbrauch ebenfalls oft die Folge. Und ich frage mich, wie kann es sein, dass beispielsweise eine Nichtraucherkampagne für Jugendliche – initiiert durch die Politik – von der Qualmindustrie (finanziell großzügig) gefördert wird?! Aber entschuldige bitte, ich bin dabei mich zu verzetteln 😉
    Christiane F. hat es geschafft, wenn auch nicht ganz. Aber sie hat es geschafft!

    Viele liebe Grüße, Emily

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    • Anna-Lena schreibt:

      Es ist auch heute noch Gesprächsthema bei Schülern, die das Buch lesen, denn das Bewusstsein von härteren Drogen ist größer geworden. Schulhöfe werden immer mehr zu Umschlagplätzen für Drogen und anderen Dingen.
      Aufklärung ist wichtig, auch was Alkohol und Rauchen betrifft.
      Aber du hast recht, Alkohol ist so gesellschaftsfähig, dass die Bewusstseinsbildung oft ein Kampf gegen Windmühlen ist.

      Ich grüße dich herzlich, liebe Emily 😉

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      • Emily schreibt:

        Eine Vorzeigeschule in der Nähe hat auch enorme Probleme mit Drogen. Aber man will es einfach nicht wahrhaben und wird dem Thema kaum Herr. Aber, wer will schon aufgeben?

        Herzliche Grüße auch zu dir, liebe Anna-Lena 😉

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  14. Sooooooo viele Kommentare schon….. es ist wohl alles gesagt inzwischen. Aber loswerden möchte ich noch, dass ich das Buch damals auch verschlungen habe, ist sie gut 1 Jahr älter als ich.
    Ich weiß noch, wie wir als Teenies auf dem Schulhof saßen und uns die Fotos in dem Buch anschauten, täglich über Christiane sprachen und Kommentare wie „iiiiiih, wie kann die nur auf den Strich gehen! Das könnte ich nieeeeeeeee!!!“ von restlos allen Mädchen rüberkamen.
    Wir fanden die Story faszinierend, aber die Umstände ekelhaft.

    Als der Film in die Kinos kam, war ich natürlich auch dabei und wir fanden es „cool“, wie frei sie ihr Leben lebte. War uns das hier auf dem Dorf doch recht unbekannt, mal hier, mal dort zu schlafen, oder mit Jungs so um die Häuser zu ziehen wie sie es tat.
    Die Schauspielerin Nadja Brunckhorst habe ich damals sehr gemocht. Was wohl aus ihr wurde?

    Liebe Grüße und, das neue Buch steht bereits auf meiner Wunschliste 😉
    Suse

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    • Anna-Lena schreibt:

      Hallo Suse,
      willkommen in meinem Lesestübchen. Uns ging es damals ähnlich in unseren Reaktionen, eine Mischung aus Bewunderung und Abscheu.
      Auch ich bin auf das zweite Buch gespannt.
      Einen lieben Gruß zu dir,
      Anna-Lena

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  15. Frau Momo schreibt:

    Ich habe das Buch natürlich auch gelesen und bin jetzt auch neugierig.

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  16. buchstabenwiese schreibt:

    Ich wollte schon die ganze Zeit etwas dazu schreiben, liebe Anna-Lena. Aber irgendwas war immer.
    Wir haben dieses Buch natürlich auch in der Schule gelesen. Daran kann ich mich noch gut erinnern. Und wir hatten von der Schule aus sogar ein Drogenseminar in einer Jugendherberge in unserer Stadt mit Übernachtung, soweit ich mich erinnere. Dort hat ein ehemaliger Drogenabhängiger erzählt. Einzelheiten weiß ich nicht mehr, aber es hat auf mich sehr viel Eindruck gemacht. Ich fand das eine sehr gute Abschreckung und Aufklärung.
    Daher danke für den Buchtipp. Das interessiert mich auf jeden Fall, ich werde es gleich mal auf meine Liste setzen. Und ich muss unbedingt im Keller gucken, ob ich das Buch noch bei den Schulbüchern habe.

    Liebe Grüße,
    Martina

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