Mediale Aufreger

Ob Herr Wulff sich gegen die Bestechlichkeit erneut zur Wehr setzt und ob er ein Comeback  mit gelaserten Augen, mit Kontaktlinsen oder ohne Brille starten will, interessiert mich so viel, als wenn ein Russe in die Wolga pinkelt.

Dieser Mann hat für mich das Gesicht völlig  verloren. Hätte er vorher den richtigen Blickwinkel gehabt, hätte er sich, seiner damaligen Gattin  und uns genügend Peinlichkeiten erspart.

Brandenburgs Ministerpräsident Platzeck hat am vergangenen Donnerstag nach einem leichten Schlaganfall die Amtsgeschäfte wieder aufgenommen. Von Rücktritt war zuerst  lautstark keine Rede, doch die Töne werden leiser und ein Urlaub bringt ihn vielleicht zum Nachdenken. Mit 59 ist man kein jungscher Spunt mehr und das Fiasko um den Großflughafen geht zum Teil mit auf sein Konto. Aber in unserem Staat können Politiker den größten Mist bauen. Wenn sie zurücktreten, bekommen sie noch großzügig Geld dazu und haben für immer ausgesorgt. Vielleicht kehrt Herr Platzeck geläutert aus seinem Urlaub zurück und nimmt den Hut. Wäre lobenswert, wenn er den Regierenden von Berlin gleich mitnähme. Gründeten sie eine Selbsthilfegruppe unter dem Motto: Was habe ich als Politiker falsch gemacht? hätten sie sicher regen Zulauf.

Möglicherweise liest der US-Geheimdienst nun meinen Beitrag fleißig mit, denn als EU-Bürgerin bin ich offenbar besonders gläsern. Aber da ich weder Kanzlerinnenamtsanwärterin noch Terroristin bin, sehe ich das ganz gelassen.  Das heißt nicht, dass es mich nicht maßlos ärgert, aber im Zeitalter der Globalisierung und der medialen Kommunikation überrascht mich das keinesfalls. Noch bin ich eine freie Bürgerin in einem freien Land und nehme mir das Recht zu einer eigenen Meinung.

Als wenn das Bespitzeln und Aushorchen etwas völlig Neues wäre! Bereits George Orwell hat in seinem dystopischen Roman ‚1984’ vor einem totalitären Überwachungsstaat gesprochen und am Beispiel des Protagonisten Winston Smith die Zustände  der permanenten Überwachung sowie der Gehirnwäsche überzeugend dargestellt. Entstanden ist dieses Werk zwischen 1946 – 48 und als ich es das erste Mal las (lange vor 1984) überkam mich eine Gänsehaut.

„Horch und Guck“ kennen alle, die in der ehemaligen DDR aufgewachsen sind, nur zu gut. Die Geheimdienste, von deren Existenz wir seit Jahrzehnten wissen, sind sicher keine Briefkastenfirmen gewesen. Ich möchte nicht wissen, wie viele kleine fleißigen Ameisen sich ihre Gänge von Ost nach West und von Süd nach Nord  gegraben haben und mit ihren Informationspäckchen auf die Reise geschickt wurden.

Dem neuen Papst Franziskus wird nachgesagt, er habe nichts getan und doch viel verändert. Nun hat er einen neuen  schwarzen Peter und muss unter seinen Schäfchen die millionenschweren Transaktionen aufdecken, die die Vatikanbank erschüttern.

Es ist was los in der Welt und keine Zeit für ein Sommerloch ….

Fangschaltung

© G.B. 30.6.13

Über Anna-Lena

Lehrerin im Un-Ruhestand, mit vielen Hobbys, die nichts mit dem Beruf zu tun haben. Ich lese viel, schreibe gern selber und fotografiere, was mir vor die Linse kommt.
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38 Antworten zu Mediale Aufreger

  1. Oh stimmt, verflixt: Das mit dem Sommerloch wird jetzt echt eng! Keine Berichte über Kinderschänder, die zum 17. Mal auffällig geworden sind und nach wie vor unbehelligt unter uns weilen, bestenfalls als Erzieher in Kindertagesstätten. Keine Schüler, die Großrechner staatlicher Firmen etc. einfach mal so an einem lauschigen Nachmittag knacken … nix … nur langweiliges Zeux. Schade, ich hatte mich schon so auf das Sommerloch gefreut …

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    • Anna-Lena schreibt:

      Beschreie es nicht zu laut, die aktuellen Nachrichten sind so schnellebig, dass sie uns noch ins tiefe Loch fallen lassen können.
      Was das Fernsehprogramm betrifft, ist es schon so, alles x-te Wiederholungen *gääähhhn* .

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  2. freiedenkerin schreibt:

    Seit einer Weile meldet mir die auf dem Laptop installierte Internet-Security-Software stets etwa einmal pro Woche: „Ihr Computer wurde soeben abgetastet“. Beim ersten Mal bin ich angesichts dieser Verkündigung noch erschrocken, mittlerweile zucke ich nur mehr gelassen die Schultern – ich sehe das wie du – noch leben wir in einem relativ freien Land mit Meiungsfreiheit…
    Ob es dem Papst Franziskus in der Tat gelingen wird, die schwarzen Schäfchen der Vatikanbank in den Griff zu bekommen? Ich bezweifle das – dergleichen haben schon manche „Stellvertreter Christi“ vor ihm versucht, und dabei den Kürzeren gezogen…
    Was wäre das schön, wenn die ganze in Berlin regierende Gurkentruppe auf einer sehr, sehr, sehr einsamen und abgeschiedenen Insel ihre Selbsthilfegruppe gründen würden! Ich würde eigenhändig mithelfen, sämtlichen Rettungs- und sonstigen Booten große Lecks in die Rümpfe zu hauen!… :mrgreen:

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    • Anna-Lena schreibt:

      So so, da hat es dich auch erwischt. 😯 . Menschen, die kein Blatt vor den Mund nehmen, sind ja auch megaverdächtig 😆 .

      Ich schätze diesen Papst im Gegensatz zu seinen Vorgängern als fähig ein und hoffe, dass er weiter den vatikanischen Besen schwingt und Glanz in die marode Hütte bringt.

      Nördlich von Kreta gibt es doch eine Insel, auf die früher die Leprakranken hingebracht wurden. Das wäre doch das ideale Ziel für Selbsthilfegruppen und so dicht an der griechischen Küste, das passt :mrgreen: .

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  3. alphachamber schreibt:

    „…Aber da ich weder Kanzlerinnenamtsanwärterin noch Terroristin bin…“ Das hätten Sie nicht schreiben sollen…das „T“-Wort hat Sie jetzt auf das Radar sämtlicher Nachrichtendienste gesetzt.
    [LOL]

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  4. regenbogenlichter schreibt:

    Die Kaffee-Schnüffler zu Augusts Zeiten in Sachsen, hast du noch vergessen. Das war noch richtige Nasenarbeit. 😉
    Pinocchio oder Zwerg Nase waren da sicher sehr gefragt. 😉
    Ich hoffe sehr, das Franziskus was verändern kann. Sein Denken ist schon ein anderes, was es schon viel früher gebraucht hätte. Inwieweit er das Denken anderer ändern kann, ist allerdings fraglich.
    Liebe Grüße
    Ute

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    • Anna-Lena schreibt:

      Oh, danke, liebe Ute, da finden sich sicher noch ein paar mehr Schneffler und Schnüffelinen 😆 .

      Franziskus hat Charisma, das kann viel bewirken. Ich setze auch große Hoffnung in ihn.
      Einen lieben Gruß zu dir,
      Anna-Lena

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  5. helmutmaier schreibt:

    Auch wenn Du keine Kanzlerinnenanwärterin bist/sein solltest und keine Terroristin, bist auch Du für die NSA interessant (wie für den BND, dem die NSA fleißig Nachrichten zuträgt), weil die ja wissen müssen, wie unsereins tickt, damit sie Entsprechendes ins Lächerliche ziehen können, um uns auf unauffällige Weise zu desavouieren.

    Liebe Grüße
    Helmut

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  6. alphachamber schreibt:

    Ja, wenn die Staatsgewalt vor der Türe steht heißt das, heutzutage, man hat was RICHTIG gemacht!!
    Sehr netten Blog haben SIe da!
    Grüße.

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  7. minibares schreibt:

    Es ist echt bedenklich, dass in New York Wanzen angebracht wurden.
    Aber was solls?
    Sie lesen unsere E-Mails, falls sie das interessieren sollte. Sie lesen unsere Beiträge im Blog, Erst letztens hatte ich Nachricht bekommen, ich hätte was falsch gemacht. Bis mir aufging, dass es ein Gedicht eines lebenden Dichters war, das hat gedauert.
    in Amerika gibt es eine Firma, die auf sowas aus ist.
    Mir wurde die Schließung meines Blogs angedroht.
    Ich musste denen schreiben, dass ich den Artikel gelöscht habe.

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  8. bruni8wortbehagen schreibt:

    es ist was los und nix mit dem Sommerloch – wie recht Du mal wieder hast und wie gut, daß Du kein Blatt vor den Mund nimmst!
    Gläsern sind wir schon lange, aber ich glaube, unsere gläserne Hülle wurde nochmal ordentlich geschrubbt und nun sind wir noch erkennbarer, unser Tun wird glasklar. Ja, der Orwell hat mich damals geschockt und ich freute mich, weil ich dachte, na ja, so schlimm wird´s nicht werden… Der Mensch irrt sich oft und in diesem Falle irrte ich mich gewaltig und dann gibt es unverständlicherweise die Massen von Menschen, die sich in Facebook u. ä. tummeln und gar nicht darüber nachdenken, daß sie nun immer noch einsehbarer werden. Ein Klick oder auch zwei und alle wissen, daß es zu Mittag Erbenssuppe gab…

    und allem zum Trotz liebe nächtliche Grüße von Bruni aus dem Sonntag heraus und in den wundervollen Sommermonat JULI mit haufenweise Sonnenstrahlen und feinem GuteLauneWetter täglich und nur nachts manchmal ein bißchen Regen

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    • Anna-Lena schreibt:

      Wie recht du hast, liebe Bruni.
      Wenn wir uns auf das internette Leben einlassen, dürfen wir uns auch nicht über glasklare Informationen über uns beschweren.
      Der Juli startet hoffnungsvoll, mit Sonne und Wärme.
      Wir sollten ihm gut zureden, dass er es sich bei uns gemütlich macht und gern verweilt.

      Montagmorgengrüße
      Anna-Lena

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  9. bruni8wortbehagen schreibt:

    noch verweilt er und eilt in alle Winkel und Ecken
    Lächelnde Grüße von mir

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  10. kowkla123 schreibt:

    mir aus dem Herzen geschrieben, liebe Anna-Lena, schönen Montag, Klaus

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  11. Frau Momo schreibt:

    Also kein Sommerloch mit geflohenen Reptilien und anderen Aufregern 🙂 Ich befürchte ja auch, das Nelson Mandela dieses Sommerloch nicht mehr überlebt und dann haben sie alle viel zu schreiben über diesen großen Mann, der ein langes und bewegtes Leben hat.
    Platzeck hat ja nach seinem ersten Schlaganfall den SPD-Vorsitz abgegeben, was ich sehr schade fand, aber natürlich nachvollziehbar.
    Ich bin gespannt, was uns das Sommerloch so alles beschert. Erstmal wünsche ich mir, das es richtig Sommer wird, damit das Loch auch so heißen darf 🙂

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    • Anna-Lena schreibt:

      Du hast den Sommer ja schon kennenlernen dürfe, wie ich eben wieder an deinen neuesten Bildern sehen konnte (meinen Kommentar konnte ich leider nicht loswerden) .

      Ja, mit Mandela hast du vermutlich Recht. Solange die Medien ihn nicht zerreissen und ihn seiner Verdienste würdigen, können sie gern über ihn berichten. Aber noch lebt er und es wird fleißig über Familienzwistigkeiten über seine Beisetzung spekuliert… 😦

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