Tagtägliches
Die junge Frau war genervt. Die Schlange an der Kasse wurde immer länger und ihre Ablösung war noch nicht in Sicht. Lautstark schimpfte eine ältere Dame vor sich hin. Scheinbar dauerte ihr alles zu lange.
‚Rentner!‘, schoss es der jungen Frau durch den Kopf . ‚Den ganzen Tag über haben sie Zeit, müssen aber ausgerechnet dann einkaufen, wenn die Berufstätigen kommen. Und regen sich dann noch künstlich auf, wenn sie warten müssen.‘ Sie seufzte und wandte sich dem nächsten Kunden zu.
Endlich – ihre Kollegin kam. Sie wollte den Kunden noch abkassieren und dann in ihre wohlverdiente Pause gehen.
Mit einem freundlichen Blick nickte die Kollegin einem jungen Inder zu, der mit seinem voll beladenen Einkaufswagen der übernächste Kunde war.
„Junger Mann, kommen Sie zu mir.“ Der Inder mit dem schwarzen Turban blickte sie unsicher an. Scheinbar hatte er sie nicht verstanden. „Come to me, you are the next.“
„Sorry“, antwortete er und schob seinen Wagen umständlich zur anderen Kasse.
Doch schon war die zänkische ältere Dame mit ihrem Wagen vor ihm und drängelte sich vor. ‚Die schon wieder‘! Innerlich rollte die Kassiererin mit den Augen und beschloss, diesem unangenehmen Weib, das regelmäßig hier einkaufte und auch regelmäßig unangenehm auffiel, heute die Stirn zu bieten.
„Sie stellen sich bitte an, bis Sie an der Reihe sind“, forderte die Kassiererin sie freundlich, aber bestimmt auf.
„Wo gibt es denn so etwas“, fauchte die ältere Dame und warf dem Inder einen giftigen Blick zu.
„Bei mir! Der junge Mann ist vor Ihnen dran.“
Verunsichert blickte der Mann zwischen der Kassiererin und der älteren Frau hin und her.
Das wollte die ältere Frau jedoch nicht hinnehmen. Sie schimpfte wie ein Rohrspatz, faselte etwas vom Kunden, der König sei, rief lautstark nach dem Geschäftsführer und drohte damit, diesen Laden nicht mehr zu betreten.
Die Kassiererin jedoch ließ sich dadurch absolut nicht aus der Ruhe bringen.
„Schieben Sie Ihren Wagen an die Seite, dann können Sie gern gehen und sich einen anderen Laden suchen.“
Der Kundin blieb der Mund offen stehen. So etwas hatte ihr noch niemand gesagt. Sie überlegte einen Moment, beschloss aber dann, sich ruhig zu verhalten und zu warten, bis sie an der Reihe war.
Für diesen Tag schien die Botschaft angekommen zu sein.
© G.B. 4/12
Liebe Anna-Lena, ist Dir das passiert oder ist es Deinen Gedanken entsprungen? ich glaube, diese Szene wäre hier zwar auch möglich, aber so ein Verhalten einer der KassiererInnen im Supermarkt meines Vertrauens kann ich mir bei allem Wohlwollen ihnen gegenüber trotzdem nur schwerlich vorstellen. Aber ich gebe Dir recht, manchmal wäre es gut, solchen Menschen mit dieser Deutlichkeit gegenüber zu treten… Sei herzlich gegrüßt!
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Manchmal ist es schon erfrischend zu erleben, wenn man jemand im richtigen Moment „Tacheles“ redet.
Ja, solche Geschichten erzählt das Leben – und du schreibst sie sehr lebensnah auf, Anna-Lena.
Hab einen stressfreien Tag! 🙂
Gruss, Brigitte
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Hast Du das erfunden oder live erlebt? Ja ja, die Rentner. Mein Schwiegervater verlangte neulich auch, am Sonnabend (Ostern!) den Wocheneinkauf zu tätigen. Wir müssen die Schwiegereltern immer fahren. Da hat mein Mann protestiert und es ging schon am Donnerstag los. Nee, die haben so viel Zeit und müssen ausgerechnet gehen, wenn alle Welt rennt.
LIebe Grüße von Kerstin.
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Gut so, vielleicht reicht es ja auch für ein paar Tage länger!
Du beschreibst eine Momentaufnahme, die immer und überall mal wieder zu erleben ist. Meist ärgert man sich drüber, tut aber nichts, weil man ja keinen Ärger möchte. Das freundliche aber bestimmte Auftreten der Kassiererin ist genau richtig, auch wenn sie von ihrem Chef dafür evtl. gerügt werden könnte.
Viele Grüße (und schön, dass dein Fasten hier beendet ist)
Regina
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So was muss mal sein. Allerdings denke ich, dass die Kassiererinnen sich zurückhalten und lieber nichts sagen. Dabei sollten sie ruhig mal Partei ergreifen und solche Leute in die Schranken weisen.
LG, april
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Vielleicht läßt die Dame das nächste mal die Diskutiererei weg. Das spart Ärger und eben auch kostbare Minuten.
Schön, dass du wieder da bist, liebe Anna-Lena. Du hast mir gefehlt.
Liebe Grüße von der Gudrun
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@all:
Das Nörgeln etwas älterer Menschen habe ich oft erlebt (meine Schwiegermutter ist da ein Paradebeispiel 😥 ). Somit hat diese Momentaufnahme ganz realistische Züge.
Das Verhalten einer beherzten Kassiererin ist mein Wunschdenken. Auch das ist eine Form von Zivilcourage, die ich aber so noch nicht erlebt habe.
Ich habe Respekt vor dem Alter, aber es ist nicht jederzeit und überall ein Freibrief.
Mit den besten Wünschen und Grüßen
in euren Tag,
Anna-Lena
PS: Schön zu lesen, dass man vermisst wurde. Das lässt mich gleich erröten 😳 ♥♥♥
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So bist Du also wieder „aufgetaucht“.. hoffe die Blogfreie Zeit war recht erholsam.
Die Geschichte wird es sicher sehr oft geben, allerdings wage ich es zu bezweifeln, das eine einfache Verkäuferin sich das erlauben würde. (Ich habe es erlebt, das eine Bekannte die Kündigung bekam, nur weil sie etwas ähnliches gesagt hatte).
Liebe Grüße Petra
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Hallo Petra,
die blogfreie Zeit hat mir Raum gegeben, vieles andere arbeitsmäßig zu erledigen. Das war auch Sinn und Zweck der Blaogpause.
Diese Momentaufnahme spiegelt unsere Zeit.
Viele nehmen einfach etwas hin, ohne einzugreifen, sich zu Wort zu melden oder ein Zeichen zu setzen.
Wir hören uns lesen es täglich. Vielleicht regt es an, auch mal den Mund aufzumachen, wenn Unrechtes passiert.
Einen lieben Gruß zu dir 🙂
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Gut so!
Danke für die tolle Geschichte!
LG, Coralita
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Gerne :-).
Liebe Grüße auch zu dir 😉
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Liebe Anna-Lena,
vor langer, langer Zeit saß ich auch einmal an einer Kasse im Kaufland. Es war so etwas wie ein Zweitjob. Und ich kann das, was du hier wiedergibst, nur bestätigen.
Es sind wirklich immer wieder die „Alten“ ( ich benutzte das Wort nicht als Schimpfwort! ), die so einen Aufstand an den Kassen proben. Leider ist es von den Geschäftsleitungen nicht gerne gesehen, wenn man Paroli bietet. Nein, man wird dazu verdonnert, den Mund zu halten und gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Glaub mir, dass ist mir immer sehr schwer gefallen.
Es ist schön, dass du uns wieder mit deinen Geschichten erfreust. Ja, ich mag diese und du wurdest wirklich schon sehr vermisst.
Liebe herzliche Grüße von Mandy
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Verkäufer und Verkäuferinnen machen schon eine Menge mit, besonders, wenn sie immer wieder das aufräumen müssen, was andere gedankenlos einfach zerwühlen oder die Milch, die sie dann doch nicht kaufen, einfach in die Tomaten legen…
Ich könnte meinen Mund auf Dauer nicht halten. 👿
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Ich hab’s auch schon ähnlich erlebt, aber die Angelegenheit auf Art deiner Kassiererin zu regeln – da ist sicher, wie du auch schreibst, Wunschdenken.
Hinnehmen ist nicht meine Sache, aber Vordrängeln auch nicht. Jeder, wie er eben an die Reihe kommt. Ich könnte dir da noch einen Anstoß Richtung eilige Männer geben. Das habe ich schon viel öfter erlebt. Zwar bin ich ein freundlicher Mensch, aber vordrängende Menschen stoßen bei mir auf Granit.
Lieben Gruß, Brigitte
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Was hast du denn im Spam gesucht, liebe Brigitte? 😳
Eilige Männer – oh je 👿 Hast du schon mal einen Mann erlebt, der gerne und in Ruhe einkauft? Ich nicht! Am wenigsten der eigene
Liebe Grüße zu dir ♥
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Es gibt sooo viele nette alte Menschen. Die wiegen die Nörgler/innen doch auf.
Habe Dein Buch: Schillernd wie Seifenblasen … in der Zeitschrift der DGHS 32. Jahrgang/2012/2
als empfohlene Leselektüre gesehen. Glückwunsch 🙂
Barbara
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Schau uns doch nur an 😆 Nörgeln wir? NEIN 😆
Das mit dem Buchtipp finde ich ja toll. Ich kenne die Zeitschrift gar nicht. Da freue ich mich aber sehr und danke dir herzlich für deinen Hinweis.
Liebe Gute-Nacht-Grüße zu dir ♥
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Jaaa, so müsste es echt mal sein.
Das ist so wahr, genau diese Rentner, die moesern am meisten.
und wenn dann eine neue Kasse aufmacht, ist das Wettrennen eröffnet. Das ist ganz grausam. Da kommen die von ganz hinten und wollen erste sein.
Sowas gibt es in England nicht.
Dort haben sie auch Kassen für die, die nur wenige Teile eingekauft haben.
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Zum Glück gehe ich nicht so oft einkaufen, das macht meist mein Gatte, weil er mehr Zeit hat. Aber manchmal muss ich mich arg beherrschen
Liebe Grüße zur Nacht,
Anna-Lena
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Gute Geschichte, die anregt sich auch mal so ein bisschen „aus dem Fenster zu lehnen“, wenn das nötig ist. Aber man muss den Arbeitgeber gut einschätzen können und wissen, ob man sich das erlauben kann. Nicht jeder kann das machen ohne seinen Job zu riskieren.
Trotzdem muss es hin und wieder sein.
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Da hast du recht. Aber immer alles hinnehmen kann man auch nicht.
Ich denke, generell stünde es uns gut zu Gesicht, nicht immer nur hinzuschauen, sondern auch mal den Mund aufzumachen.
Diese Geschichte steht ja doch auch stellvertretend für andere Situationen.
Ich wünsche dir ein sonniges Wochenende. 🙂
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Na ja Anna Lena 🙂
Das is nun mal so, manche Leut müssen immer vorn sein, haben keine Zeit usw.
Sieht man oft in den Supermärkten, ärgerte mich auch schon öfters wenn sich da jemand vordrängte…
Gruß und schönes Wochenende
Werner
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Also, einkaufen – nee danke – nur wenn es sein muss. Du sagst es richtig, Anna-Lena, ein Freibrief ist das derdie Alte(r) nicht, darf es nicht sein. Je mehr wir Menschen vom Staat „gequengelt“ werden, umso mehr geht leider auch die Zivilcourage verloren. Zum Glück besitze ich diese Courage immer noch. Eine schöne Geschichte hast du uns erzählt. Danke.
Liebe Grüsse Ernst.
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Schön, dass sie dir gefällt, lieber Ernst.
Bewahre dir deine Zivilcourage, sie wird in der heutigen Zeit immer seltener.
Einen gute-Nacht-Gruß
von Anna-Lena
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Kassengeduld – geht mir nun im Kopf herum. Komisches Wort, gibt es gar nicht…typisches Bruniwort – wird eine neue Kasse aufgemacht, gibt es immer diese ganz schnellen, die wechseln und es gibt mich, die da in Gedanken versunken herumsteht, obwohl sie es fürchterlich eilig hat, aber nie schnell genug ist… Ich habe mich damit abgefunden, ich warte, bis ich drankomme. So leiden meine Nerven nicht mehr… Die Menschen ringsum zu beobachten macht oftmals großen Spaß und es sind die reinsten Studien, die man da treiben kann.
Schön, daß Du Dich mit diesem alltäglichen „Kassengift“ auseinandergesetzt hast und wunderschön, daß Du wieder hier schreibst!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! LG am Sonntag von mir
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Ja, liebe Bruni, so halte ich es auch. Schließlich sind wir beim Einkaufen nicht auf der Flucht, oder?
LG Anna-Lena
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Ich habe mich köstlich amüsiert, liebe Anna-Lena. 🙂
Herzlichen Dank dafür. 🙂
So eine unverschämte alte Dame habe ich zum Glück hier noch nicht erlebt.
Schön, wieder bei dir lesen zu können.
Liebe Grüße,
Martina
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Alles hat mal ein Ende, auch eine Blogpause 😆
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Das kommt mir doch sehr bekannt vor. Wie oft habe ich schon am Abend/Spätnachmittag im Supermarkt gedacht, warum es gerade die Rentner(innen) immer so eilig haben und drängeln. Darüber ärgere ich mich auch jedes Mal.
Habe ich selbst einen vollen Einkaufswagen und hinter mir ist jemand mit nur wenigen Teilen, dann lasse ich die Person gerne vor. Selber bin ich im umgekehrten Fall auch dankbar, wenn ich vorgelassen werde. Komischerweise habe ich das bei Rentnern noch nie erlebt, dass die mich vorlassen würden….., auch wenn ich nur 2 Teile in der Hand habe.
Ich komme gerade aus England zurück und bin wieder einmal positiv über den reibungslosen Ablauf an englischen Supermarktkassen überrascht. Da drängelt niemand, man wartet ganz selbstverständlich bis der Kassierer ruft „the next one please“.
LG Susanne
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Ja, man muss schon Geduld beim Einkaufen haben und darf sich nicht aus der Fassung bringen lassen. Zum Glück gibt es auch die netten und freundlichen Menschen, die einen reibungslosen Ablauf garantieren 🙂
Du warst in England? Da hast du bestimmt viele Fotos und Erinnerungen im Gepäck.
Welcome back 😉
Liebe Grüße
Anna-Lena
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ich hatte gehofft, dass die Geschichte nicht nur in Bezug auf die nörgelnde alte Frau Realität ist
ja, wünschen würde ich mir auch oft, dass manche Leute mal in ihre Schranken gewiesen werden
aber wahrscheinlich haben die meisten Kassiererinnen zu viel Sorge um ihren Arbeitsplatz
also sollten wir anderen Kunden vielleicht auch hin und wieder den Mund aufmachen
danke für diese Momentaufnahme
lieben Gruß,
Uta
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Ich verstehe jeden, der heutzutage um seinen Arbeitsplatz bangt. Du hast recht, wir können etwas sagen, zumindest da, wo wir selbst um nichts bangen müssen.
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