Ein Ohren betäubendes Bersten und Krachen zerriss die friedliche Stille des kleinen, küstennahen Fischerdorfes, das in der wärmenden Frühlingssonne in die ersehnte Mittagsruhe versunken war. Türen und Fensterläden waren geschlossen, Hunde und Katzen lagen ausgestreckt in ihren schattigen Ecken und dösten vor sich hin.
Als die Katastrophe begann und die Erde ihre Pforten auf grausame Weise öffnete, bäumte sich das Leben auf der Insel mit aller Macht auf. Verzweifelt rannten die Menschen auf die Straße und mussten fassungslos zusehen, wie ihre mühevoll erbauten Häuser wie Kartenkonstrukte in sich zusammen fielen. Pferde galoppierten wie wild über die Koppeln und versuchten mit ganzer Körperkraft die Gatter zu durchbrechen. Schafe und Kühe rannten in Panik durcheinander und trampelten rücksichtslos alles nieder, was sich ihnen in den Weg stellte.
Von einem Moment auf den anderen war es Nacht geworden. Eine gewaltige Aschewolke hatte den Himmel in Sekunden verdunkelt. Feuerrote Lava schoss in hohen Fontänen aus dem riesigen Vulkankrater und floss in breiten Strömen bedrohlich auf das Dorf zu. Wie ein reißender Fluss suchte sich die Lava ihren Weg und riss alles mit sich in die Tiefe. Es gab kein Entrinnen, für niemanden.
Die Vögel hatten sich, einem natürlichen Instinkt folgend, mit schnellen Flügelschlägen erhoben. Doch sie erstickten in der riesigen giftigen Gaswolke und fielen tot zu Boden.
Die Natur zeigte kein Erbarmen. Menschen und Tiere verglühten im heißen, feuerroten Gesteinsbrei und wurden von den Lavaströmen direkt ins Meer gerissen.
Die Erdstöße hatten nur wenige Minuten gedauert. Ihre Kraft hatte die Insel in zwei Teile gerissen. Wie eine hässliche Fratze hatte die Erde ihren Schlund aufgerissen, als wollte sie alles verschlucken. Währenddessen spie der Vulkan weiterhin mit unvermindertem Zorn Asche in den Himmel und spuckte glühende Feuerzungen aus. Ein Teil des Kraters war weg gesprengt worden. Steine unterschiedlicher Größe polterten aus seinem Inneren erst gen Himmel, dann mit lautem Getöse die Kraterwand hinab.
Ein Dorf war verschüttet, lebendig begraben worden.
Am nächsten Tag ging die Sonne am immer noch verfinsterten Himmel auf und zog ihre Runden. Sie fand nichts als Stille.
Die erkaltenden Lavaströme waren ins Meer geflossen und hatten einem Teil der Insel ein neues Gesicht geschenkt.
Es würde Jahre, vielleicht sogar Jahrzehnte dauern, bis sich die Insel behutsam mit neuem Leben besiedeln würde.
© Anna-Lena
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Kommt nach diesem traumhaften Frühlingswochenende
gut in die neue Woche.
Ich bin momentan sehr beschäftigt,
meine Blogbesuche fallen somit
gerade fast unter den Tisch.
Bitte, seht es mir nach.
Liebe Grüße
Anna-Lena
die Natur führt uns immer wieder vor Augen wie klein wir sind, nur begreifen wir es nicht.
Liebe Grüße und alles Liebe,
Karl
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Dein Text zeigt anschaulich und erschreckend, wie schnell sich in einem Menschen- (oder Tier-) Leben alles total verändern kann und dann nie mehr so ist wie zuvor…
Das gibt einem zu denken!
Liebe Grüsse zum Wochenbeginn,
Brigitte
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Von einer Minute zur anderen ist nichts mehr so wie es war. Und der Mensch kann überhaupt nichts daran ändern!
Dir eine gute Woche, Brigitte
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Anna-Lena, wenn wir es nicht gerade so erschreckend erlebt hätten, wäre „Vesuv“ oder „Pompeji“ als Erklärung ja durchgegangen – aber nein, die Natur wehrt sich auch heute noch massiv gegen die vielen Eingriffe des Menschen.
Danke für die Eindrücklichkeit des Textes sagt Clara
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ja liebe Anna-Lena
so schnell kann sich alles verändern.
Die Erde wehrt sich immer wieder.
Dir eine gute Woche..
Liebe Grüsse
Elke
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Eine tolle Geschichte…die sehr, sehr nachdenklich macht…
Ja irgendwann wird sich unsere gute alte Mutter Erde endgültig rächen…
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Eine mitreissende Geschichte.
Dir auch einen guten Start in die Woche und bald wieder weniger Stress und mehr Zeit für dich.
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Liebe Anna-Lena,
ich glaube, dass dieser Vulkanausbruch und die „Aschewolke“ irgendwie der Anfang von irgendwas sind.
Wenn ich es genau benennen könnte, würde ich es tun.
Ich kann es aber nur fühlen.
Viele liebe Sonnengrüße
Dori
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Gruselig. Wenn ich mir vorstelle, ich würde von glühender Lava überrollt… wirklich gurselig…
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Liebe Anna-Lena,
ganz eindrücklich geschrieben. Ja, ich glaube auch, dass solche Naturkatastrophen immer wieder ein Neuanfang bedeuten. Mutter Erde bäumt sich auf, wehrt sich. Doch wir Menschen werden leider nicht schlauer dadurch …
Lieben Gruß zu dir
Iris
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ich glaube nicht, dass die Erde sich aufbäumt, weil sie uns Menschen zeigen will, wer die Stärkere ist
die Erde war immer schon so
wir haben uns nur zu sicher gefühlt mit all unserer Technik, mit unseren Berechnungen und unserer Hybris, alles beherrschen zu können
wir haben uns immer mehr von der Natur entfernt, haben verlernt auf sie zu hören
vielleicht ändert sich das ja jetzt ein bisschen
nicht dass das die Erde irgendwie kratzen würde …
nachdenkliche Grüße
Uta
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Liebe Uta,
schön, dich wieder zu lesen 🙂 .
Deine Sicht der Dinge unterschreibe ich sofort. Wir Menschen haben die Achtung vor der Natur verloren.
Erdbeben und Vulkanausbrüche hat es immer gegeben und das werden wir auch in Zukunft nicht verhindern können. Dafür gibt es hinreichend Beweise, dass die Erdkruste an vielen Stellen brüchig und tektonisch aktiv ist und bleiben wird.
Allerdings sind viele Wissenschaftler sich einig, dass die Zunahme von Naturkatastrophen einen nicht unbedeutenden Einfluss auf das Klima und den Klimawandel nehmen wird und an dem sind wir Menschen mit schuldig.
Erhol dich gut und sei lieb gegrüßt,
Anna-Lena
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naturkatastrophen
sind furchterregend. der einfluss der menschen ist gleich null.
und wie die welt ist und wie sie einmal sein wird – wer weiss das schon.
jeden sonnenstrahl geniessen, dem leben zuwinken und sehen, dass es ist, wie es ist.
rosadora
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Die Natur schnippt mit den Fingern – und der kleine Mensch ist plötzlich ohnmächtig, macht- und wehrlos…
Allerdings haben Vulkanausbrüche und Erdbeben meiner Meinung nach doch mehr mit Plattentektonik zu tun als mit unserem Umgang mit der Umwelt. Wir leben auf einer im Vergleich hauchdünnen, festen Kruste, die auf einem erdumspannenden Ozean aus glühenden, flüssigen Substanzen schwimmt, das dürfen wir nie vergessen…
Dass allerdings jetzt fünf Tage lang durch die europaweiten Flugverbote wesentlich weniger Schadstoffe in die Atmosphäre geblasen wurden, ist ein sehr positiver Aspekt dieses Vulkanausbruches. Wie ein Atemholen von Mutter Erde…
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fast jeder hat ein ungutes Gefühl in sich – so als hätte man es gewusst, das es so kommen wird.
Oder ist das Ganze irgendwie ein Anfag vom Ende, wie Donna meint?
Ein Dominostein?
Selbst hier beginnt schon wieder ein Streit. Der Staat soll aufkommen, Strafe zahlen.
Leute, es ist eine Naturkatastrophe!
Liebe Grüße
Barbara
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Je nun, wen wundert’s. Seitdem der Staat während der Weltwirtschaftskrise Milliarden in marode Banken gepumpt hat, scheint es an der Tagesordnung zu sein, dass Großunternehmen, die von Verlusten bedroht werden, den Staat für einen Selbstbedienungsladen halten.
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@all:
Ich freue mich, immer wieder hier auf Menschen zu treffen, die in ihren Ansichten nicht in der großen Masse mitschwimmen, sondern auch in andere Richtungen denken.
Dafür danke ich euch.
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Erbarmen kann die Erde nicht kennen. Warum sollte sie mit dem Menschlein Mitleid haben? Er ist doch unentwegt gewalttätig, schlägt drauf, macht nieder, ist ein Meister im Erniedrigen, er zerstört, was die Erde im Laufe von tausenden von Jahren hat erstehen lassen.
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@bruni kantz: Der Mensch ist sowohl der Natur als auch der Erde völligst egal. Wir sind lediglich eine Randerscheinung im Laufe der Jahrmilliarden Erdgeschichte. Eine Schar lästiger Insekten, derer man sich durch ein Schütteln des „Panzers“, ein Aufbäumen und Rütteln ganz leicht entledigen kann…
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