Entwürdigend, wenn Tote zerredet werden

Die Dauerberichterstattung im Fall des abgeschossenen Flugzeugs MH17 in der Ostukraine geht langsam mächtig unter die Gürtellinie. Schlimm genug, dass  298 Menschen auf völlig sinnlose Weise ihr Leben verloren haben. Die Rückführung von Leichen in die Heimatländer mag für die Angehörigen ein schwacher Trost sein, ihre Lieben irgendwann bei sich zu beerdigen, aber Diskussionen im Fernsehen, was die Pathologen nun alles zu tun haben, um die Leichen zu identifizieren, welche Möglichkeiten es dafür gibt, das geht mir doch entschieden zu weit.

Diese Menschen sind tot, nichts kann sie wieder zum Leben erwecken und da ist auch die Überlegung müßig, was sie in ihren letzten Minuten, gedacht, getan oder gefühlt haben. man kann nur hoffen, dass es für alle schnell ging. Auch die Frage der Schuld bringt sie nicht zurück. Die Forderung nach einer restlosen Aufklärung ist zwar wünschenswert, doch auch das werden wir nicht rückhaltlos erfahren.

Eins ist für mich jedoch klar: gäbe es die Konflikte zwischen Russland und der Ukraine nicht, würden diese Menschen noch leben. Neben diesen Passagieren gibt es tagtäglich unzählige Tote dieses Krieges wie auch in Gaza und immer noch in Syrien, Irak  und vielen anderen Kriegsschauplätzen. Auch die darf man nicht vergessen.

Wladimir Putin geht seinen Weg der Macht unbeirrt weiter. Selbst wirtschaftliche Sanktionen treffen ihn am wenigsten, sondern eher die Bevölkerung.
Nach den vorab heiß umstrittenen Winterspielen in Sotschi werden die ersten Stimmen laut, den geplanten Austragungsort für die Fußballweltmeisterschaft 2018 neu zu vergeben. Das wäre ein Zeichen! Doch die FIFA hat sich nicht um die Probleme Südafrikas 2010 oder Brasiliens 2014 gekümmert. Somit ist nicht zu erwarten, dass sich aus der aktuellen Situation heraus ein Schritt in diese Richtung abzeichnen würde, dazu ist Gazprom ein zu wichtiger Geldgeber und Sport und Politik werden offenbar völlig  voneinander getrennt.

Die Toten werden irgendwann ihre letzte Ruhe finden, die Angehörigen trauern und versuchen, diese Tragödie zu verkraften und damit zu leben und alles andere ist und bleibt: business as usual.

KerzeMit dem gesterigen Absturz der Maschine in Mali
haben innerhalb weniger Tagen 416 Menschen ihr Leben verloren.
Die Toten in den Kriegsgebieten
lassen sich wahrscheinlich nicht mehr zählen.
Und es werden jeden Tag mehr…

© G. Bessen 7/14

Über Anna-Lena

Lehrerin im Un-Ruhestand, mit vielen Hobbys, die nichts mit dem Beruf zu tun haben. Ich lese viel, schreibe gern selber und fotografiere, was mir vor die Linse kommt.
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22 Antworten zu Entwürdigend, wenn Tote zerredet werden

  1. freiedenkerin schreibt:

    Sehr gut gesprochen, liebe Anna-Lena…
    Eine Neuvergabe der Fußball-WM würde von den Bonzen der FIFA Anstand, Charakter und Rückgrat verlangen – und ich fürchte, diese Dinge haben sie vor langen Jahren schon samt ihren Seelen verkauft…

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  2. Frau Momo schreibt:

    Da werden noch die Toten zu Geiseln gemacht, es ist so abartig und beschämend.

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  3. finbarsgift schreibt:

    Ich stimme dir voll zu, liebe Anna-Lena, und freue mich über deine Menschlichkeit, immer und immer wieder, schön ist das…

    die Medien haben sie allerdings schon lange verloren…
    und ICH habe schon lange meine Achtung vor ihnen deshalb verloren…

    herzliche Grüße vom Lu und vielen Dank für diesen wundervollen, sehr lesenswerten Beitrag …

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  4. regenbogenlichter schreibt:

    Die ganze Berichterstattung über diese Krise ist halbseiden, unvollständig und in dem Fall sogar pietätlos.
    Diese Krise gäbe es so wahrscheinlich nicht, wären EUSA nicht so gierig nach Gas, Uran, Gentechnikanbau, militärischer Macht und mehr gewesen wären und vorher überlegt hätten, ob das alle wollen und was das für Auswirkungen haben kann, wenn sie den Menschen den Mund wässrig reden. Putin hat natürlich ähnliche Interessen wie der Westen. Geld und Macht… die Gründe für fast alle Kriege.
    Die „Irren“ in der Ostukraine sind im Übrigen meist die Rechten Russlands… die ursprünglichen Anführer, haben schon lange nichts mehr zu sagen. Somit hätten sowohl in der ukrainischen Regierung, wie auch dort, die Rechten das Sagen. Dazu kann man nur „gratulieren“. 😦
    Der Abschuss der iranischen Passagiermaschine 1988, wurde damals übrigens als Kollateralschaden bezeichnet. Und der Kommandant des sich völkerrechtswidrig dort aufhaltenden Flugzeugträgers, bekam anschließend einen Orden für „besonderen Einsatz“. Das zeigt sehr deutlich das Denken der Mächtigen. 😦
    Was den Fußball und die anderen Konflikte betrifft, ist es interessant, mal diesen Artikel nachzulesen… wie immer das „liebe“ Geld und noch erschreckender, über die Banken zahlen wir das auch noch! 😦

    http://netzfrauen.com/NF/2014/07/25/das-grosse-fressen-blackstone-und-der-ausverkauf-von-spanien/

    Liebe Grüße
    Ute

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    • Anna-Lena schreibt:

      „halbseiden, unvollständig und pietätlos“ , ja, so sieht Politik heute generell aus. Vom Dienst am Menschen sind wir mittlerweile Lichtjahre entfernt, nur Macht, Geld und wirtschaftliche Interessen stehen im Vordergrund.
      Wir können die Welt nicht retten, nur in unserem eigenen kleinen Umfeld für Ehrlichkeit, Vertrauen und Frieden sorgen und auch das ist nicht immer einfach.
      Danke auch für den Link und deinen eigenen Beitrag zum Thema. Habe ihn gern gelesen.

      Liebe Sonntagsgrüße
      Anna-Lena

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      • regenbogenlichter schreibt:

        Ja und eigentlich müssten sie sich für ihr Tun in Grund und Boden schämen.
        Und ja du sagst es und besser als zu sagen, „da kann man nichts tun“. Die Menschen der Völker würden sich auch fast immer vertragen, gäbe es nicht ein paar geldgierige und unverantwortliche Menschen.
        Das Thema treibt mich ziemlich um, es ist unfassbar, was überall passiert…. 😦

        Liebe Sonntagsgrüße zurück
        Ute

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        • Anna-Lena schreibt:

          Ich verstehe dich gut, denn zur Zeit ist es einfach viel, was einem die Galle hochkommen lässt. Wir haben auch in den letzten Tagen viel mit Freunden diskutiert und uns ausgetauscht. Allgemeine Hilflosigkeit breitet sich aus. Ein Freund hatte zu seinem 60. Geburtstag seine Schwester aus Lybien erwartet, die dort seit langem lebt und nur alle paar Jahre kommt. Sie kann das Land nicht verlassen, weil der Flughafen bombardiert wurde 😦 .

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  5. regenbogenlichter schreibt:

    Und wenn man das alles oben zusammenbringt, können wir zumindest nicht ganz, unsere Hände in Unschuld waschen. Und auch die FIFA kann nur tun, was sie tut, wenn es Menschen gibt, die das anschauen. Mit leeren Stadien und dunkle Mattscheiben, würden sie nichts verdienen!

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  6. Brigitte schreibt:

    Da stimme ich dir ohne wenn und aber zu. Das Einzige, was man für diese Menschen noch tun kann, ist, ihnen ihre Würde zu lassen und die Trauer zu respektieren. Was da noch alles getan werden muss diesbezüglich, das muss nicht ausgebreitet werden. Das können wir uns alle auch so vorstellen.

    Es ist beschämend wie viele Menschen tagtäglich für Machtansprüche in Kriegen geopfert werden und vor allem – wie rücksichtslos vorgegangen wird.

    Was die Fifa anlangt, so glaube ich, dass die Verantwortlichen hauptsächlich um das eingehende Geld kümmern. Alles andere ist denen doch wirklich wurscht!

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  7. regenbogenlichter schreibt:

    Hier noch ein Link, warum Sanktionen nicht funktionieren können… immer wieder das alte böse Spiel um Macht und Geld und Profit…zivile Opfer interessieren dabei nicht und das ist das wirklich zynische daran!
    http://netzfrauen.com/NF/2014/07/21/sanktionen-augenwischerei-freihandelsabkommen-mit-der-ukraine-besiegelt/

    Liebe Grüße
    Ute

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  8. Guten Abend.
    Das ist gut geschrieben von dir. Wir haben das alles verfolgt. Uns fehlen die Worte so traurig ist das. Wolfgang

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  9. minibares schreibt:

    Liebe Anna-Lena,
    wenn ich mitbekomme, dass die Sachen der Toten durchsucht und entwendet wurden, dann wird mir ganz anders.
    Die Todesopfer sind schon so viel zu schlimm. Die meisten wollten in Urlaub fliegen.
    Es ist alles soooo traurig, überhaupt nicht zu begreifen.

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  10. Lutz schreibt:

    Kriege sind immer schlimm. Zur Zeit scheinen sich die Konflikte zu häufen. Aber was den Konflikt in der Ukraine betrifft, sehe ich das etwas anders. Ersten handelt es sich nicht im die ganze Ukraine sondern nur um den östlichen Teil der Ukraine. Was schlimm genug ist. Hier sind ganz alleine die Seperatisten die Verantwortlichen und nicht die EU oder die USA. Putin hat es ganz alleine in der Hand die Pro russischen Seperatisten zu Ordnung zu rufen. Ich glaube schon das Sanktionen was bringen, denn Putin braucht dringend Geld. Die Wirtschaft in Russland liegt am Boden. Auf der anderen Seite sind wir Gas und Export nach Russland angewiesen. Das zeigt mal wieder wie global die Welt geworden ist. Wie gesagt. Krieg ist immer schlimm. Egal wer der Schuldige ist. Der Krieg muss sofort aufhören. L.G.

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    • Anna-Lena schreibt:

      „Der Krieg muss sofort aufhören“, das ist ein frommer Wunsch, lieber Lutz, den ich auch habe. Aber das Gegenteil ist der Fall. Schlag die Zeitung auf und du wirst für den Rest des Tages ernüchtert sein. Und wir sitzen da, wütend und hilflos und machtlos.

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  11. bruni8wortbehagen schreibt:

    mal wieder so ein richtig guter, zuammenfassender Bericht von Dir über sinnlose Kriege, Opfer, die nichts von den Machtmanipulationen wußten,
    Kinder, die starben, noch bevor sie wirklich zu leben begannen und das Elend auf der Welt, hervorgerufen von Gier nach Macht und immer mehr.

    Über die Fifa brauchen wir gar nicht zu reden… Da kann ich sowieso nur meinen Kopf schütteln. Gute und menschlich richtige Entscheidungen sind von hier bestimmt nicht zu erwarten…

    Herzlich grüßt Dich Bruni, schon halb schlafend

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    • Anna-Lena schreibt:

      Eigentlich ist die politische Lage ein Dauerzustand, doch momentan scheint sich alles an verschiedenen Punkten wie ein drohendes Gewitter zusammenzuballen. Wir können uns dem leider in keinster Weise entziehen.
      Morgengrüße
      Anna-Lena

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